Katzenkrankheit

Ataxie bei Katzen: Was hat es mit der Krankheit auf sich?

Elias Thiel

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10.10.2024, 07:15 Uhr
Ob drinnen oder draußen: Katzen lieben es, zu klettern. Leiden sie unter Ataxie, kann das gefährlich werden.

© IMAGO / Pond5 Images Ob drinnen oder draußen: Katzen lieben es, zu klettern. Leiden sie unter Ataxie, kann das gefährlich werden.

In diesem Artikel:

Wenn die Katze torkelt, einen unsicheren Gang und Gleichgewichtsprobleme aufweist, können das Symptome für eine Ataxie sein. Aber was ist das? Welche Ursachen gibt es dafür, ist die Erkrankung heilbar und wie wird sie behandelt? Alles über Ataxie bei Katzen gibt es in diesem Artikel.

Das Wort "Ataxie" leitet sich vom griechischen Begriff "ataxia" ab. Dies bedeutet so viel wie "Unordnung" und beschreibt eine Gruppe von Bewegungsstörungen, die durch eine gestörte Koordination der Muskeln gekennzeichnet sind. Diese Störungen können verschiedene Ursachen haben und Menschen sowie Tiere jeden Alters betreffen. Eine spezielle Form dieser Störung bei Katzen wird als "Wobbler-Syndrom" bezeichnet. Bei betroffenen Katzen ist die Steuerung der Bewegungen durch das Gehirn beeinträchtigt, was wiederum zu unsicheren und unkoordinierten Bewegungsabläufen führt.

Ataxie bei Katzen ist eine neurologische Erkrankung, die zu diversen Koordinations- und Bewegungsproblemen führt. Katzen mit dieser Störung werden häufig auch als "Wackelkatzen" bezeichnet. Betroffene Katzen haben oftmals Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben wie dem Überwinden von Treppenstufen oder dem Balancieren auf der Toilette. Deshalb benötigen sie in extremen Fällen Unterstützung, während mildere Fälle kaum auffallen und die Tiere ein nahezu normales Leben führen.

Eine Katze mit Ataxie zeigt auffällige, ungewöhnliche Bewegungsmuster. Typische Anzeichen sind unter anderem:

  • plötzliche, unerklärliche Abstürze
  • unsicherer und steifer Gang
  • übermäßig ausgestreckte Vorderläufe beim Gehen
  • gebogene Hinterläufe während des Laufens
  • Schwierigkeiten beim Einschätzen von Entfernungen
  • Probleme, die "Beute" beim Spielen zu fokussieren
  • schiefe Kopfhaltung
  • Zittern der Augen oder des Kopfes
  • übermäßige Empfindlichkeit gegenüber lauten Geräuschen

Die Ursachen von Ataxie bei Katzen können vielfältig sein:

  • Zerebelläre Hypoplasie
    Als eine der häufigsten Ursachen für Ataxie bei Katzen gilt die angeborene Erkrankung namens "zerebelläre Hypoplasie". Diese entsteht, wenn das Kleinhirn nicht vollständig entwickelt ist. Dies führt zu Koordinationsstörungen. Häufig tritt diese Erkrankung bei Katzen auf, deren Mütter während der Trächtigkeit mit dem felinen Panleukopenie-Virus (FPV) - auch bekannt als "Katzenseuche" - infiziert waren. Eine Impfung bietet einen zuverlässigen Schutz vor dieser meist tödlich verlaufenden Krankheit.
  • Toxische Neuropathien
    Toxine wie Schwermetalle, Pestizide oder bestimmte Medikamente können das Nervensystem beeinträchtigen und Ataxie verursachen. Katzen können diesen Stoffen ausgesetzt sein, indem sie mit Chemikalien, falsch gelagerten Medikamenten oder giftigen Pflanzen in Kontakt kommen.
  • Infektionen
    Infektionen - insbesondere durch das Feline Parvovirus -, die die sogenannte Panleukopenie oder Katzenseuche verursachen, können ebenfalls zu Ataxie bei Katzen führen. Auch Infektionen wie Feline Leukämie (FeLV) oder Toxoplasmose können das Nervensystem schädigen und somit eine Ataxie auslösen.
  • Unfall oder Tumore
    Das zentrale Nervensystem einer Katze kann durch einen Unfall (beispielsweise Knochenbrüche und Schäden am zentralen Nervensystem) oder das Vorhandensein eines Tumors geschädigt werden. Vor allem Verletzungen des Kopfes oder der Wirbelsäulen und andere traumatische Ereignisse können das Gehirn beziehungsweise Rückenmark schädigen. Eine Ataxie ist eine mögliche Folge.
  • Degenerative Erkrankungen
    Degenerative Erkrankungen des Nervensystems können ebenfalls Ataxie bei Katzen hervorrufen. Dazu gehören unter anderem die spinale Muskelatrophie und die degenerative Myelopathie.
  • Gendefekte oder Stoffwechselstörungen
    Genetische Defekte wie lysosomale Speicherkrankheiten oder Abiotrophie können ebenfalls zu Ataxie bei Katzen führen. Auch Stoffwechselstörungen können das Nervensystem beeinträchtigen.
  • Nährstoffmangel
    Zudem kann ein Mangel an bestimmten Nährstoffen eine Ataxie bei Katzen auslösen. Ein Mangel an Thiamin (Vitamin B1) kann durch Mangelernährung verursacht werden und führt ebenfalls zu Ataxie bei Katzen.
  • Fehlbildungen
    Fehlbildungen wie Kleinhirnhypoplasie oder das kongenitale myasthenes Syndrom (CMS) bei seltenen Katzenrassen können ebenfalls eine Ataxie bei Katzen verursachen.

Je nach Ursache der Ataxie erfolgt eine Unterteilung in verschiedene Typen:

  • Vestibuläre Ataxie
    Ein beschädigtes Gleichgewichtsorgan äußert sich durch Symptome wie eine schiefe Kopfhaltung, zittrige Augen, häufiges Umkippen der Katze und gelegentlich Erbrechen aufgrund von Schwindel. Betroffene Katzen wirken oftmals sehr ruhig und schläfrig. Die Ursache liegt meist in beschädigten Nerven zwischen dem Innenohr und dem Gehirn oder in einer Entzündung des Innenohrs.
  • Sensorische Ataxie
    Typische Anzeichen für sensorische Ataxie sind unkoordinierte Bewegungen und eine breite Stellung der Vorder- und Hinterläufe, da die Katze die Position ihrer Beine im Raum nicht erkennen kann. Beim Schaden am Rückenmark sind die Bewegungen der Vorder- und Hinterläufe beeinträchtigt, die Beine stehen breit und der Gang ist schwach. Solche Schäden können durch Unfälle, Gelenkerkrankungen oder Deformationen der Wirbelsäule verursacht werden.
  • Cerebelläre Ataxie
    Diese Art der Ataxie verursacht unkoordinierte Bewegungen der Gliedmaßen und des Kopfes sowie Kopfzittern. Katzen mit cerebellärer Ataxie neigen zudem dazu, beim Laufen zu große Schritte zu machen. Bei der cerebellären Ataxie ist das Kleinhirn geschädigt, das für die Koordination von Bewegungsabläufen verantwortlich ist. Dies zeigt sich durch Unruhe, Umkippen, Schwanken und einen wackeligen Gang. Ursachen können eine Unterentwicklung des Gehirns durch eine Infektion des Muttertieres mit Katzenseuche, Tumore, Vergiftungen oder durch Unfälle bedingte Verletzungen sein.

Ob die Ataxie für Katzen gefährlich ist, hängt von der individuellen Situation ab. Somit variieren die Auswirkungen auf Lebensqualität und -dauer. Bei manchen Katzen mit cerebellärer Ataxie kann sich der Zustand sogar verbessern. Allerdings haben Katzen mit Ataxie oftmals ein geschwächtes Immunsystem, was sie anfälliger für Krankheiten macht und deren Lebenserwartung möglicherweise verkürzen kann.

Um Ataxie zu behandeln, muss diese zunächst einmal diagnostiziert werden. Mithilfe einer neurologischen Untersuchung können die Symptome erkannt, die Muskelstärke geprüft oder weitere neurologische Erkrankungen identifiziert werden. Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über mögliche Entzündungen, Anomalien oder Infektionen. Spezielle Tests können helfen, toxikologische Ursachen einzugrenzen.

Nun stellt sich die Frage, ob und wie Ataxie bei Katzen behandelt werden kann. Die Behandlung von Ataxie bei Katzen richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Beispielsweise können Tumore entfernt oder Thiamin verabreicht werden, wenn die Ataxie durch einen Nährstoffmangel ausgelöst wird. Wenn eine nicht behandelbare Erkrankung die Ataxie ausgelöst hat, können lediglich die Symptome behandelt werden. So werden bei Übelkeit entsprechende Medikamente verschrieben, die die Lebensqualität der Katze erhöhen. Aber auch eine Physiotherapie kann die Koordinationsfähigkeit von Katzen maßgeblich verbessern.

Katzen mit Ataxie seit ihrer Geburt benötigen oftmals keine zusätzlichen Behandlungen. Dennoch sollte man die Umgebung sicher gestalten. In einigen Fällen muss auch der Zugang zur Katzentoilette oder dem Futternapf unterstützt werden.

Folgende Maßnahmen können Katzen mit Ataxie im Alltag helfen:

  • Ernährung
    Vor allem eine angepasste Ernährung mit gezielten Nahrungsergänzungsmitteln kann Ataxie positiv beeinflussen. Besonders bekannt sind Omega-3-Fettsäuren, da diese entzündungshemmend wirken und die neurologische Funktion unterstützen. Auch bestimmte Vitamine und Enzyme können die Koordination und Bewegungsfähigkeit der Katze verbessern. Besser ist es, einen Tierarzt zu konsultieren, da eine genaue Dosierung und ein ausgewogenes Verhältnis wichtig sind.
  • Schutzmaßnahmen
    Wenn die Katze leicht ins Wanken gerät und einen unsicheren Gang hat, können hohe Gegenstände gefährlich werden. Katzen sollten keinen Zugang zu Treppen, offenen Fenstern und ähnlichen Gefahrenquellen haben, um Verletzungen durch Stürze zu vermeiden. Katzen mit Ataxie können häufig keine Treppen mehr sicher benutzen. Auch andere erhöhte Bereiche müssen gesichert werden, um Stürze zu verhindern. Teppichböden sind besser geeignet als glatte Oberflächen, da diese der Katze mit Ataxie mehr Halt und Stabilität beim Laufen bieten.
  • Alternative zum Kratzbaum
    Man sollte auf einen herkömmlichen Kratzbaum für Katzen mit Ataxie verzichten, da dieser aufgrund der Gleichgewichtsprobleme ungeeignet ist. Stattdessen kann man nach einer niedrigeren Alternative suchen (zum Beispiel einen Kratzbaum aus Wellpappe, den die Katze im Sitzen oder Liegen nutzen kann).
  • Physiotherapeutische Übungen
    Man kann seiner Katze mit Ataxie auch physiotherapeutische Übungen anbieten, die man sich von ausgebildeten Tierphysiotherapeuten zeigen lässt. Somit kann man Fehlhaltungen und Überforderungen bei der Katze minimieren. Mithilfe von Übungen für die Bewegung und Balance auf verschiedenen Untergründen wird die Muskelkraft und Koordination des Stubentigers verbessert.
  • Schlafplatz einrichten
    Bei einer Katze mit Ataxie sollte der Schlafplatz in Bodennähe eingerichtet werden, damit sie sich ohne Springen oder Klettern bequem hinlegen kann.
  • Gesicherter Freigang
    Katzen mit Ataxie sollten nicht unbeaufsichtigt im Freien herumlaufen, da die Gefahr eines Sturzes zu groß ist. Ein gesicherter Außenbereich bietet eine gute Alternative, um ihnen trotzdem etwas frische Luft zu ermöglichen.
  • Tierärztliche Beratung
    Man sollte sich am besten von seinem Tierarzt beraten lassen, da dieser hilfreiche Tipps für das Training mit von Ataxie betroffenen Katzen geben kann.
  • Austausch mit anderen Betroffenen
    Foren und Online-Gruppen bieten häufig wertvolle Unterstützung und Fachwissen für Betroffene. Diese helfen bei praktischen Fragen weiter.

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Dies hängt immer von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Wenn diese behandelbar ist und früh erkannt wird, kann sich die Katze möglicherweise von der Ataxie erholen (zum Beispiel bei einer Ohrenentzündung). Viele Ursachen für Ataxie sind jedoch nicht vollständig heilbar. Eine Heilung ist vor allem dann ausgeschlossen, wenn das zentrale Nervensystem dauerhaft geschädigt ist. In den meisten Fällen verschlimmern sich die Symptome jedoch nicht weiter. Dann kann eine Therapie dabei helfen, die Symptome zu lindern.

Werden die oben genannten Tipps angewandt, können Katzen mit Ataxie trotz ihrer Einschränkungen häufig ein erfülltes Leben führen. In der Regel machen sich Katzen keine Gedanken über ihre Einschränkungen, sondern nutzen die ihnen gebotenen Möglichkeiten. Dennoch ist es wichtig, ihnen eine respektvolle und liebevolle Umgebung zu bieten. Dann können sie trotz ihrer Einschränkungen ein möglichst gesundes und glückliches Leben führen.

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