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Welche Alternativen zu WhatsApp gibt es?

Elias Thiel

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Simone Madre

Redakteurin

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25.3.2024, 07:45 Uhr
Logos der Messenger-Apps Telegram, WhatsApp und Signal auf dem Bildschirm eines Smartphones.

© via www.imago-images.de Logos der Messenger-Apps Telegram, WhatsApp und Signal auf dem Bildschirm eines Smartphones.

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Laut einer Umfrage von 2021/2022 nutzen 71 Prozent der Deutschen WhatsApp. Unter 20- bis 29-Jährigen sind es sogar 89 Prozent. Auch weltweit gesehen ist WhatsApp der beliebteste Messenger und lässt Konkurrenten wie WeChat, den Facebook-Manager und Telegram weit hinter sich.

Allerdings suchen auch einige Menschen nach einer Alternative zu WhatsApp, unter anderem wegen Datenschutzbedenken. Welche Messenger sind gute Alternativen?

WhatsApp gehört zum Meta-Konzern, der auch Facebook und Instagram betreibt. Zwar sind die konkreten Nachrichten, die man mit anderen austauscht, mit einer Verschlüsselung versehen, der Konzern kann also nicht direkt mitlesen oder bei Anrufen mithören - außer bei gemeldeten Kontakten. Allerdings kann WhatsApp die sogenannten Metadaten auswerten, also die Infos rund um den Chat. Dazu gehören Profilbilder, die Identität von Absender und Empfänger, wann Nachrichten verschickt werden, wie umfangreich diese sind und wann jemand online ist. Diese Informationen ermöglichen es prinzipiell, Kommunikationsprofile zu erstellen.

Aufgrund von Datenschutz stand das Unternehmen schon mehrfach vor Gericht. Beispielsweise brummte die irische Datenschutzbehörde der App im September 2021 eine Rekordstrafe von 225 Millionen Euro auf. Dabei ging es auch darum, dass WhatsApp Informationen aus Adressbüchern mit Facebook austauschte - und damit auch Kontaktdaten von Menschen, die die App gar nicht nutzten. Beim Thema Adressbuch hat WhatsApp mittlerweile auch in andere Hinsicht nachgebessert: Bei Kontakten, die kein WhatsApp haben, wird nicht mehr die Telefonnummer gespeichert. Stattdessen kommt ein sogenannter Hashwert zum Einsatz. Das ist eine eindeutige Kennung ohne Telefonnummer.

2023 hat die irische Behörde ein weiteres Bußgeld von 5,5 Millionen Euro verhängt, diesmal wegen eines bereits viereinhalb Jahre laufenden Verfahrens. Dabei wurde WhatsApp vorgeworfen, Nutzerdaten ohne ausreichende Berechtigung an Meta weitergereicht zu haben. WhatsApp will die Entscheidung anfechten.

Derzeit enthält die für Deutschland geltende Version der Datenschutzrichtlinie keine Informationen dazu, dass Nutzerdaten zu Werbezwecken verwendet würden. Aktuell liest man dort zum Thema Informationsaustausch zudem nur Dinge, die man mehr oder weniger auch erwarten würde - dass WhatsApp zum Beispiel mit anderen Meta-Unternehmen zusammenarbeitet, um den Dienst weiterzuentwickeln und Support zu leisten. Und dass weitere Daten an Drittanbieter gehen, damit man beispielsweise als User seinen Standort mit anderen teilen kann.

In der EU ist Anfang März 2024 der "Digital Markets Act" (DMA) in Kraft getreten. Er soll die Macht von Konzernen wie WhatsApp einschränken. Unter anderem verpflichtet er WhatsApp dazu, die App für andere Messenger zu öffnen. Damit soll es möglich sein, von WhatsApp zu Telegram zu schreiben oder von Threema zu WhatsApp. Man spricht auch von "Interoperabilität". Die Nachrichten anderer Messenger würden dann in einem speziellen Postfach angezeigt.

Eigentlich eine gute Idee für alle, die WhatsApp nicht verwenden möchten, aber nicht alle Freunde und Bekannte dazu bewegen können, sich eine andere Messenger-App herunterzuladen. Gewissermaßen ist das ähnlich wie bei der E-Mail: Egal, ob man Outlook, Gmail oder einen anderen Anbieter nutzt, man bekommt alle Nachrichten und kann sie problemlos an andere Postfächer verschicken.

Allerdings klappt das nur, wenn andere Messenger-Anbieter auch mitziehen. Aktuell sieht der Meta-Konzern vor, dass diese einen Vertrag mit WhatsApp abschließen müssen, damit die Apps künftig Nachrichten austauschen können. Ein Messenger wie Signal oder Telegram müsste dann das Client-to-Server-Protokoll von WhatsApp in die eigene App integrieren. Signal und Threema haben schon angekündigt, dass sie dieses Konzept nicht unterstützen.

Bei Signal heißt es: "Wir haben neuartige Techniken entwickelt, um auch vertrauliche Metadaten wie Profilnamen und -foto, Kontaktlisten, Gruppenmitgliedschaften und Informationen darüber, wer wem Nachrichten sendet, zu verschlüsseln." Andere große Apps würden die Datenschutzstandards von Signal nicht annähernd erfüllen.

Die Threema-Macher kritisieren, dass WhatsApp alle Protokolle vorgebe, "und wir wüssten nicht mit Sicherheit, was mit den Nutzerdaten geschieht, wenn sie an WhatsApp übertragen werden, zumal WhatsApp nicht Open Source ist".

Noch ist also nicht abzusehen, ob man künftig tatsächlich Nachrichten zwischen WhatsApp und anderen Messengern austauschen kann - und welche Messenger das genau wären.

Wer ähnliche Apps wie WhatsApp sucht, ist hier genau richtig. Allerdings gibt es nicht die eine beste Alternative, sondern jeder muss individuell entscheiden, welche Aspekte ihm bei einem Messenger am wichtigsten sind. Daher werden im Folgenden verschiedene Anbieter mit Vor- und Nachteilen vorgestellt.

Threema kann man völlig anonym verwenden: Die App vergibt zufällig generierte IDs, unter denen Benutzer angezeigt werden, wobei auch die Angabe eines persönlichen Namens möglich ist. Das Verknüpfen einer Handynummer ist kein Muss.

Die Telefonnummern bzw. E-Mail-Adressen der Kontakte können abgeglichen werden, um Freunde zu finden, wobei dieser Abgleich anonymisiert erfolgt. Threema versichert, Adressbuchdaten nicht dauerhaft zu speichern und sofort zu löschen, ohne sie auf einem Datenträger zu hinterlegen.

Die Threema-App ist Open Source. Wer will, kann sich den Code also jederzeit ansehen und auf Schwachstellen prüfen. Zudem engagiert Threema regelmäßig externe Fachleute, den Code zu prüfen. Das letzte Audit war laut Threema 2023.

Vorteile: Die Handhabung und die Funktionen sind ähnlich wie bei WhatsApp. Nach Aussagen der Entwickler wurde die App "in Hinblick auf hohe Sicherheit und konsequente Datensparsamkeit konzipiert". Man muss keine Handynummer angeben, um den Dienst nutzen zu können.

Nachteile: Im Gegensatz zu WhatsApp ist Threema kostenpflichtig (Einmalzahlung von 5,99 Euro, Stand März 2024). Dafür muss sich das Unternehmen nicht über den Verkauf von Daten oder Werbeplätzen finanzieren. Threema kann man nur auf einem Gerät nutzen, eine Desktop-App gibt es nicht. Zudem gibt es relativ wenige Nutzer.

Viele Datenschutzbeauftragte empfehlen neben Threema auch Signal, da die App auf Datenschutz Wert legt. Zudem wurde der Quellcode offen gelegt - somit wären Spähversuche oder Datenschutzrisiken für die Community sichtbar. Auch WhatsApp verwendet das Protokoll von Signal für die verschlüsselte Übertragung von Nachrichten. Da WhatsApp nicht Open Source ist, bleibt die Sicherheit in Bezug auf mögliche Schlupflöcher jedoch fraglich.

Eine Sache muss man bei Signal in puncto Datenschutz aber ankreiden: Signal unterliegt als US-amerikanischer IT-Dienstleister dem CLOUD-Act. Somit sind US-Behörden berechtigt, auf Daten zuzugreifen. Zudem werden Server von Amazon und Google genutzt. Hier hat Threema die Nase vorne, das Unternehmen nutzt Server in der Schweiz und unterliegt auch der dortigen Rechtssprechung.

Zurück zu Signal: Geführt wird das Unternehmen von einer gemeinnützigen Stiftung. Die Finanzierung erfolgt über Spendengelder, die App selbst ist kostenlos.

Wer von WhatsApp zu Signal umsteigt, wird möglicherweise einige Funktionen vermissen, beispielsweise Umfragen im Chat und das Fixieren von Nachrichten. Die typischen Messenger-Funktionen sind aber alle verfügbar, auch Sprachnachrichten, Anrufe und der Stickerversand sind möglich. Zudem haben sich die Macher in den letzten Jahren mehr und mehr darum gekümmert, die App neben der Sicherheit auch bei Funktionsumfang und Bedienbarkeit weiter zu entwickeln.

Signal kann man auf bis zu fünf Geräten gleichzeitig nutzen.

Vorteile: Hohe Datensicherheit, kostenlos verfügbar.

Nachteile: Im Vergleich zu WhatsApp und Telegram sind weniger Funktionen verfügbar. Die Nutzerzahlen sind vergleichsweise klein. Beim Datenschutz hat Threema knapp die Nase vorn.

Telegram ist ein kostenloser Messenger mit vielen Funktionen. Die App bietet zugleich eine nahtlose Nutzung auf PC und Tablet, die besser als bei WhatsApp umgesetzt ist. Beeindruckend ist die hohe Kapazität für Gruppen, die mehrere Hunderttausend Mitglieder aufnehmen können. In diesem Aspekt ist Telegram gegenüber WhatsApp klar im Vorteil. Zudem lassen sich Chatbots nutzen und erstellen, womit man einiges anfangen kann. Beispielsweise kann man direkt über Telegram Nachrichten an ChatGPT schreiben, Smart-Home-Nutzer können automatisiert Nachrichten wie "Die Waschmaschine ist fertig" versenden lassen und Moderatoren großer Gruppen können automatisch Spam-Nachrichten löschen lassen.

Allerdings gilt Telegram als weniger sicher als WhatsApp: Nachrichten werden bei der Übertragung zwischen Cloud-Server und Handy verschlüsselt, eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gibt es aber nur bei als "geheim" eingestellten Einzelchats und Sprachanrufen. Bei normalen Chats und Gruppenchats können Dritte so mit etwas Aufwand durchaus an die in der Cloud gespeicherten Daten gelangen.

Zudem ist bei Telegram unklar, welche Userdaten wie verwendet werden und wo die Server betrieben werden. Der Unternehmenssitz liegt offiziell in Dubai. Bei öffentlicher Kommunikation hält sich das Unternehmen sehr stark zurück.

Bekannt ist Telegram auch als Tummelplatz radikaler und krimineller Gruppen. Das Unternehmen moderiert selbst nicht, somit kann in Gruppen alles Mögliche gepostet werden, auch Hetze und Pornografie. Davon merkt man als User, der lediglich mit Freunden chattet, in der Regel nichts. Über die Funktion "Find people nearby" stößt man aber oft auf Gruppen in der Nähe mit genau diesen Inhalten.

Vorteile: Telegram hat auch in Deutschland viele Nutzer und bietet viele Möglichkeiten, unter anderem durch große Gruppen und durch die Integration von Chatbots. Neue Funktionen gibt es hier oft schneller als bei WhatsApp. Wenn man sich einer Gruppe anschließt, ist die Telefonnummer für andere Nutzer, anders als bei WhatsApp, nicht sichtbar. Will man anderen Gruppenmitgliedern schreiben, reicht hierfür der Name aus.

Nachteile: Nur "geheime Chats" werden Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Ob die Daten bei Telegram sicherer sind als bei WhatsApp, ist äußerst fraglich.

Eine weitere (wenn auch weniger bekannte) Messenger-App ist "der Element Messenger". Dies ist ein Open-Source-Messenger im Rahmen des Matrix-Projekts, der hohe Datensicherheit bietet und sogar von der Bundeswehr genutzt wird. Der flexible Einsatz ermöglicht sowohl das Hosting der Chats auf einem eigenen Server als auch die Nutzung des öffentlichen Servers matrix.org. Nutzbar ist die App auf verschiedenen Plattformen wie iOS, Browser sowie Windows, Linux, Android und Mac.

Element zeichnet sich durch End-zu-End-Verschlüsselung für verschiedene Kommunikationsarten aus und unterstützt das offene Netzwerk Matrix mit IRC- und XMPP-Chats sowie Videotelefonie mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die Registrierung erfordert mittlerweile eine E-Mail-Adresse für den Matrix-Hauptserver. Element ermöglicht Eins-zu-Eins-Gespräche, Gruppenchats und den Austausch in offenen Kanälen. Zudem kann Element über Bridges mit Nutzern anderer Netzwerke kommunizieren, wie etwa Telegram, IRC oder Mumble.

Vorteile: Vorteile von Element liegen in der End-zu-End-Verschlüsselung und der Möglichkeit, eigene Server zu hosten.

Nachteile: Allerdings ist die Verbreitung von Element im Vergleich zu bekannteren Messengern nur relativ gering. Zudem treten mehr Bugs auf als bei bekannteren Apps.

Wire hat seinen Sitz in der Schweiz und verwendet die End-zu-End-Verschlüsselung von Open Whisper, die auch von Signal genutzt wird. Der Funktionsumfang von Wire entspricht etwa dem anderer Messenger, auch wenn manche User speziellere Funktionen wie das Antworten auf eine konkrete Nachricht vermissen.

Der Fokus der App liegt auf Behörden und Unternehmen, beispielsweise im Finanzbereich. Aber auch privat kann man die App nutzen. Verfügbar ist sie für alle Geräte und Betriebssysteme. Man kann mehrere Konten anlegen, zum Beispiel für die Arbeit und ein privates, und dann beim Chatten zwischen den Konten wechseln.

Man muss keine Telefonnummer angeben.

Vorteile: Durch den Sitz in der Schweiz profitiert Wire von günstigen rechtlichen Rahmenbedingungen für Datenschutz. Die Anwendung von End-zu-End-Verschlüsselung gewährleistet ein hohes Maß an Sicherheit bei der Kommunikation.

Nachteile: Wire ist wenig verbreitet. Manche User berichten von Bugs: dass Nachrichten verspätet zugestellt werden oder verpasste Anrufe nicht angezeigt werden.

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