Lockerungen in Bayern

Pfingsturlaub in Bayern: Wer darf wohin reisen?

13.5.2021, 16:47 Uhr
Endlich wieder hochalpin wandern - hier zu einem Gipfelkreuz im Allgäu auf einer Hörnerwanderung. 

© Matthias Niese, NN Endlich wieder hochalpin wandern - hier zu einem Gipfelkreuz im Allgäu auf einer Hörnerwanderung. 

Selten erlebten wir eine derartige Kehrtwende: Lange schloss die Politik vor dem Hintergrund einer Neiddebatte sogar aus, dass von einer Corona-Erkrankung Genesene und gegen das Virus Geimpfte früher ihre Grundrechte zurückbekommen als andere. Die Realität warf diese Haltung über den Haufen, auch, weil viele Urlaubsländer Geimpfte und Genesene einladen, ohne Konsequenzen zu ihnen zu reisen - darunter das Nachbarland Österreich. Da wollte und konnte die Staatsregierung nicht mehr zuschauen. Nun bekommen wir und die heimische Tourismuswirtschaft eine Perspektive.

Der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger appellierte denn auch: "Ab 21. Mai bitte Urlaub in Bayern buchen!" Er wolle nicht zuschauen, dass das Geschäft woanders gemacht werde. Sollten manche Länder ihren Grenzwert für Öffnungen über 100 anheben, müsse man sich eventuell auch in Bayern daran orientieren.

Pfingsturlaub: Wann und wo gelten touristische Erleichterungen?

Da die Impfkampagne endlich Fahrt aufgenommen hat und die Menschen mehr als urlaubsreif sind, wollte das Kabinett "ein Zeichen setzen" und erlaubt ab Freitag, 21. Mai, unter strengen Hygienebestimmungen in Regionen mit "stabiler 7-Tage-Inzidenz" unter 100 die Öffnung touristischer Angebote wie Hotels, Ferienwohnungen, Campingplätzen, der Außengastronomie und anderer Freizeiteinrichtungen. Momentan sind das in Bayern nur wenige Landkreise und Städte, doch die Hoffnung ist, dass es bis Ende Mai mindestens die Mehrheit ist.

Stabile Inzidenz bedeutet laut Gesundheitsminister Holetschek: "Eher fallend, ohne große Ausschläge, jede Woche neu bewertet". Die zuständige Behörde im Landkreis kann dann im Einvernehmen mit dem Gesundheitsministerium lockern. Die Notbremse des Bundes sei die Basis, um mit einer Mischung aus Sicherheit und kontrollierten Öffnungen bis 6. Juni und somit von Anfang bis Ende der Pfingstferien eine laut Söder "seelisch wichtige Perspektive" auf Urlaub zu geben. Für die Zeit danach werde neu bewertet, angesichts der Impffortschritte geht der Ministerpräsident aber von "ganz neuen Perspektiven ab Juni" und somit für den Sommerurlaub aus.

Reicht bereits die Erstimpfung für mehr Reisefreiheit?

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, hatte das in einem Interview vermuten lassen. Österreicher, die schon einmal geimpft wurden, haben daheim schon jetzt mehr Bewegungsfreiheit. Markus Söder lehnt das allerdings kategorisch ab: "Wir wollen ja durch mehr Rechte den Anreiz schaffen, sich vollständig, also zweimal, impfen zu lassen. Wie Österreich würden wir das nicht machen." Nur so könne man guten Gewissens in den Urlaub fahren.

Was gilt für vollständig Geimpfte und Genesene?

Schon ab 6. Mai werden - früher als im Bund - nachweislich vollständig Geimpfte und Genesene negativ getesteten Personen gleichgestellt.


Corona in Bayern: Wer gilt als vollständig geimpft oder genesen?


Das Robert Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass diese Gruppen keine Corona-Infektion übertragen können - sie bekommen ihre Grundrechte wieder, die Pflicht zum Testen oder zur Quarantäne bei Einreise aus dem Ausland entfällt - außer bei einem Aufenthalt in einem Virusvariantengebiet. Welche Regionen das sind, erfährt man beim RKI. Vollständig Geimpfte und Genesene dürfen sich in Deutschland und vielen Ländern Europas wieder weitestgehend frei bewegen.

Was gilt für Ungeimpfte oder nicht zweimal Geimpfte?

Markus Söder sprach in der Pressekonferenz von "super Testverfahren", die künftig auch nicht oder nur einmal Geimpften das Reisen ermöglichen sollen. Die Reisebranche fordert schon lange eine durchdachte Teststrategie, nun sollen Tests alle 48 Stunden ebenfalls Türöffner sein. Zumal regelmäßige und häufige Tests schon jetzt den Menschen Ferien in vielen Urlaubsdestinationen erlauben.

Was kann zu Pfingsten 2021 öffnen?

Bei den Lockerungen ausdrücklich aufgezählt werden Hotels (dazu zählen auch Gasthöfe), Ferienwohnungen und -häuser sowie Campingplätze. Gleiches gelte auch "für spezielle touristische Infrastrukturen", darunter kann man Freizeitparks und ähnliches verstehen. Hubert Aiwanger nennt beispielhaft "Seilbahnen und Reisebusse", die um die Zukunft bangen müssten.

Nicht explizit genannt wurden Wohnmobilstellplätze, "die sind aber als Untersparte und auch baurechtlich Campingplätzen gleichgestellt", sagt uns Georg Spätling vom Bayerischen Campingverband. Auch sie dürfen daher wieder öffnen.

Voraussetzung für die Lizenz zum Öffnen sind noch zu erarbeitende Konzepte für Terminvereinbarungen, Tests, Abstands- und Hygienemaßnahmen. Eine Rücknahme der Öffnungen bei steigenden Infektionszahlen ist ausdrücklich vorgesehen.

Dürfen wir ins Ausland fliegen?

Das ist schon länger möglich. Länder oder Regionen, wo die Inzidenzwerte niedrig sind, werden von der Liste der Risikogebiete gestrichen. Darunter sind derzeit besonders viele Mittelmeerinseln, die man über gut kontrollierbare Korridore wie Flughäfen oder Häfen erreicht. Für sie gelten oft andere Pandemieregeln als fürs Festland, bekanntes Beispiel: Mallorca.

Aber auch an Fernziele wie die Dominikanische Republik dürfen wir schon fliegen. Mehr Destinationen kommen hinzu, andere müssen wieder dichtmachen. Erkunden Sie sich darüber etwa auf der Seite des Auswärtigen Amtes oder in Ihrem Reisebüro. Grundsätzlich ist es derzeit sinnvoll, gut abgesicherte Pauschalreisen zu buchen.

Sind Autofahrten in Nachbarländer möglich?

Derzeit ist das - auch wegen eventueller Fahrten durch weitere Länder - in der Regel nur mit anschließender Konsequenz wie Quarantäne möglich. Doch wenn die Inzidenzwerte weiter fallen, könnten auch Autoreisen ins benachbarte und weitere europäische Ausland bald möglich sein. Südtirol etwa - ein klassisches Pfingstreiseziel - liegt Stand 6.5. unter einem Inzidenzwert von 100. Allerdings muss man durch Tirol fahren, das erst Mutations- und nun Risikogebiet ist. Die Situation vor Ort müsste sich also weiter entspannen und von deutschen Behörden auch anerkannt werden.

Es bleibt also nur, die Lage weiterhin zu beobachten. Bis Pfingsten könnte es mit einer Reise nach oder durch Österreich ohne Folgen knapp werden. Zumal die Lockerungen der Staatsregierungen auch darauf abzielen, der heimischen Tourismuswirtschaft eine Chance zu geben.

Trotz Ausgangssperre zum Nachtflug - ist das erlaubt?

Das ist trotz mehrerer Nachfragen auch von Branchenverbänden noch nicht beantwortet, die Aussagen widersprechen sich. Tendenz: Es ist verboten. Und auch Bayern bleibt laut Gesundheitsminister Klaus Holetschek bei der "Ausgangssperre ab 22 Uhr, keine Ausnahmen". Wobei, einige Ausnahmen gibt es: Geschäftsreisende, vollständig Geimpfte und Genesene dürfen ihren Flieger auch nachts ansteuern.

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