Umstrittenes Gesetz
Unmut im Urlaubsparadies: Neue Dusch-Regelung an Italiens Stränden schlägt hohe Wellen
17.3.2024, 14:42 UhrEine neue Verordnung aus Rom lässt die Betreiber von Badeeinrichtungen in Italien auf die Barrikaden gehen: Wie der "Corriere della Sera" unter Berufung auf die Zeitung "Il Messaggero" berichtet, hat die Regierung ein höchst umstrittenes Gesetz erlassen: Eine Aktualisierung der Wasservorschriften sieht vor, dass Wasser, das in jedweder Art mit Menschen in Berührung kommt, "für den menschlichen Gebrauch geeignet" sein müsse. Konkret bedeutet das: Die Inhaber von Strand- und Schwimmbädern müssen ihre Duschanlagen an das Trinkwassernetz anschließen.
Das neue Gesetz zieht gleich auf mehreren Ebenen Probleme für die Betreiber der Badeanlagen mit sich. Zum einen sind viele Bäder nicht an das zertifizierte Wassernetz angeschlossen - sie beziehen ihr Wasser aus Brunnen, wie die "Berliner Morgenpost" schreibt. Ein Sprecher des Handelsverbandes Confesercenti, der die Betreiber der Badeanstalten vertritt, erklärt, dass der Anschluss der Bäder an die Trinkwasserleitungen mit "komplexen Infrastrukturarbeiten" und "hohen Investitionen" verbunden sei. Das Unterfangen gestalte sich demnach als sehr aufwendig und teuer.
Zum anderen befürchten die Inhaber der Strand- und Freibäder eine Überlastung des Trinkwassernetzes. Besonders in Gemeinden, die in der Urlaubssaison von besonders vielen Touristen besucht werden, bestehe die Gefahr von Versorgungsengpässen. Im schlimmsten Falle könnte das Wasser dann nicht nur in den Häusern der Einwohner, sondern auch in den Hotelanlagen für die Besucher knapp werden. Und zu guter Letzt besteht noch die Sorge, dass durch die Maßnahme das Bild der Strände in Mitleidenschaft gezogen werden könnte - schließlich müssen die Trinkwasserleitungen für die Duschen bis an die Ufer verlegt werden.
Widerstand regt sich - Trinkwasser ohnehin knapp
Viele Betreiber reagieren mit Unmut auf die Verordnung, schließlich werde das Wasser der Brunnen, aus denen viele Bäder ihr Duschwasser beziehen, laut einem Sprecher des Handelsverbandes Confesercenti regelmäßig in Laboren untersucht und erfülle alle bisher vorgeschriebenen Hygienestandards. Auch auf politischer Ebene regt sich Widerstand: Eine toskanische Oppositionspolitikerin etwa fordert Gespräche zwischen den lokalen Gesundheitsbehörden und den Betreibern der Badeanstalten, um eine konstruktive Lösung zu finden. Am besten solle die Regelung komplett abgeschafft werden - doch ob es so weit kommt, ist fraglich: In der Toskana sind die Betreiber der Bäder dazu aufgefordert, ihre Duschen schon bis zum kommenden Sommer an das Trinkwassernetz anzuschließen.
Besonders vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Italien seit Jahren mit schweren Dürren und Wasserknappheit zu kämpfen hat, wirkt die Gesetzesänderung paradox. In den letzten Jahren hat der Wassermangel bereits erhebliche Schäden in der Landwirtschaft verursacht, vor allem der Norden des Landes war betroffen. Die Politik sah sich zum Eingreifen gezwungen und verhängte in den vergangenen beiden Jahren den Dürrenotstand: Mancherorts durften deshalb tagsüber keine Grünflächen bewässert, Autos gewaschen oder Pools aufgefüllt werden. Fast schon ironisch: In Pisa war es sogar explizit verboten, Trinkwasser außerhalb des Haushalts zu verwenden.
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