Pflanzenschutzmittel

Gegen Schädlinge und Mehltau: So hilft Neemöl im Garten

Elias Thiel

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9.7.2024, 07:12 Uhr
Pflanzen mit Schädlingsbefall kann man mit verdünntem Neemöl besprühen.

© IMAGO / teutopress Pflanzen mit Schädlingsbefall kann man mit verdünntem Neemöl besprühen.

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Die Einsatzmöglichkeiten von Neemöl im Garten sind vielfältig: Neemöl (auch bekannt als Niemöl) kann Erkrankungen wie Mehltau bekämpfen. Neemöl hilft außerdem gegen Blattläuse und bei der Bekämpfung von Spinnmilben, Käfern und Raupen. Zusätzlich wirkt Neemöl gegen Thripse, die bei langen Trockenperioden auftreten können. Neemöl hilft auch bei Trauermücken und kann die Pflanzen effektiv schützen. Aber was ist Neemöl eigentlich genau, wie wendet man es zur Schädlingsbekämpfung an und worauf sollte man dabei achten?

Neemöl lässt sich aus den Samen des Neembaums gewinnen. Der immergrüne Baum, auch "indischer Flieder" genannt, ist ein Verwandter der Mahagonibäume. Er stammt ursprünglich aus Indien und Pakistan.

Das Öl hat eine bräunliche bis gelbe Farbe und riecht ein wenig nach Schwefel. Aufgrund des bitteren Geruchs und Geschmacks wird es nicht als Speiseöl eingesetzt. Dafür kann es Insekten abschrecken und ihre Fortpflanzung und Entwicklung behindern.

In den letzten Jahren wurde das Neembaumöl vermehrt gezielt zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen sowie als Mittel gegen Parasiten bei Menschen und Tieren eingesetzt. Das Läusemittel Niemolind wird beispielsweise aus Neemöl hergestellt und zur Behandlung von Kopfläusen verwendet.

In der traditionellen indischen Medizin wird aus den Blättern des Neembaums ein Sud gekocht, der antibakteriell und entzündungshemmend wirken soll. Er kommt beispielsweise bei Fieber und Verdauungsproblemen zum Einsatz.

In Deutschland ist der Verkauf von Neemblättern als Lebensmittel allerdings verboten, da sie in großen Mengen toxisch wirken können. Deshalb kennt man hierzulande vor allem das Neemöl, das als natürliches Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen wie Läusen, Schnecken, Raupen und Milben eingesetzt wird.

Bei der Neemöl-Anwendung gilt es einige Dinge zu berücksichtigen, um die volle Wirkung des Mittels zu entfalten.

Anwendung frühmorgens

Befallene Pflanzen sollte man bestenfalls frühmorgens mit verdünntem Neemöl besprühen. Die Mehrheit der Schädlinge ist tagaktiv, somit bekommen sie so die volle Wirkung zu spüren. Allerdings braucht man ein wenig Geduld, da die Schädlinge nach Berührung mit Neemöl nicht direkt absterben.

Stattdessen werden sie abgeschreckt, ihr Appetit wird verringert und ihre Entwicklung und Vermehrung gestört. Deshalb sieht man erst nach ein paar Tagen größere Effekte.

Wetter beachten

Ferner sollte man Neemöl nur bei trockenem Wetter auftragen. Bei Regen kann es passieren, dass das Öl zu schnell abgewaschen wird und dementsprechend nicht mehr wirkt.

Aber nicht nur Regen, sondern auch starke Sonneneinstrahlung sollte lieber vermieden werden. Denn durch die Sonneneinstrahlung können die Blätter durch das Neemöl Verbrennungen erleiden.

Präventive Maßnahme

Wenn eine Pflanze noch nicht befallen sind, aber der Befall durch eine Nachbarpflanze droht, kann man Neemöl auch präventiv einsetzen. Dazu mischt man einfach ein wenig Öl mit dem Gießwasser und wässert die Pflanze wie gewohnt. Dann nimmt die Pflanze das Öl über die Wurzeln auf und wird von innen gestärkt.

Der wichtigste Wirkstoff in Neemöl ist das fraßhemmende Azadirachtin. Dieser Wirkstoff wird von Schädlingen aufgenommen und gelangt somit in ihren Stoffwechselkreislauf. Dort wirkt er sich direkt auf den Hormonhaushalt aus, sodass die Entwicklung von Chitin angehalten wird. Infolgedessen können die Schädlinge ihr schützendes Außenskelett nicht mehr vollständig entwickeln. Gleichzeitig wird die Entwicklung der Larven und Puppen gehemmt, sodass der nächste Schritt im Wachstumszyklus ausbleibt. Dies führt dazu, dass die Schädlinge bereits nach ein paar Tagen komplett absterben und die Pflanze wieder schädlingsfrei ist

Neben Azadirachtin haben auch Stoffe wie Nimbin, Nimbidin und Salannin durch den bitteren Geschmack und den Geruch eine abschreckende Wirkung auf Schädlinge. Meliantriol wirkt als Appetitzügler für Schädlinge und führt dazu, dass sie das Interesse an der Pflanze verlieren. Auf diese Weise bietet Meliantriol einen zuverlässigen Schutz vor Fraßtätigkeiten.

Die Wirkung von Neemöl im Überblick:

Neemöl …

  • stört den Prozess der Häutung und Verpuppung der Insekten
  • hemmt den Fraß, indem es den Appetit der Insekten reduziert
  • wirkt abschreckend auf Insekten, sodass sie die behandelten Pflanzen meiden
  • verringert die Fortpflanzungsfähigkeit der Insekten
  • beeinträchtigt die Fähigkeit der Insekten, ihre Eier abzulegen

Die Wirkstoffe des Neemöls werden von den Pflanzen aufgenommen und können so auch Insekten erfassen, die nicht direkt mit dem Öl in Kontakt kommen. Wichtig zu wissen ist, dass sich der Wirkstoff nicht in der ganzen Pflanze verteilt, sondern hauptsächlich in der Nähe der besprühten Stellen wirkt.

Neemöl schadet beißenden und saugenden Insekten wie Milben und Blattläusen. Menschen, Haustiere und Bienen werden durch das Öl nicht gefährdet.

Neemöl: Dosierung

Wer reines Neemöl verwenden möchte, sollte beim Mischen sparsam bei der Dosierung sein. Abhängig vom Schädlingsbefall genügen schon fünf bis zehn Milliliter des Öls pro Liter Wasser.

Sinnvoll ist dann aber auch ein Emulgator, damit sich das Öl im Wasser löst und gut verteilt. Viele Neemöl-Produkte enthalten es bereits, beispielsweise unter dem Namen Rimulgan. Bei solchen Kombi-Produkten ist dann oft auch eine Dosierungsempfehlung angegeben.

Gut zu wissen: Neemöl wird bei Temperaturen unterhalb von 25 Grad allmählich zäher und wachsartig. Dann kann man es an einen warmen Ort stellen oder die Flasche in warmes Wasser stellen, um es wieder flüssig zu machen.

Reines Neemöl kann man entweder im Internet bestellen oder vor Ort in einem Gartencenter kaufen. Allerdings muss das Neemöl vor der Anwendung mit einem geeigneten Emulgator vermischt werden. Wer möchte, kann auch auf gebrauchsfertige Mischungen zurückgreifen, die man nur noch mit Wasser streckt und dann spritzt oder gießt.

Wenn die Blätter von Schädlingen befallen sind, sollte das Neemöl zweimal täglich angewendet werden, bis die Schädlinge vollständig verschwunden sind. Danach kann man die Pflanze für etwa ein bis zwei Tage weiter besprühen. Bei Pilzerkrankungen oder der Bekämpfung von Mehltau hängt die Häufigkeit der Anwendung von der Schwere des Befalls ab und sollte entsprechend angepasst werden.

Neemöl gilt für Menschen als ungiftig, wie bei allem gibt es hier aber auch Ausnahmen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist darauf hin, dass in Deutschland zahlreiche Neemöl-Produkte verkauft werden, die nicht oder nicht intensiv geprüft worden. Kontaminationen sind möglich, beispielsweise mit Aflatoxinen. Das sind Schimmelpilzsporen, die man nicht einatmen sollte.

Bei Lebensmitteln wird der Aflatoxingehalt überwacht und es gibt bestimmte Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen. Pflanzenschutzmittel werden ebenfalls toxikologisch geprüft und entsprechend gekennzeichnet, wenn sie die menschliche Gesundheit schädigen können.

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