Paukenschlag in Allersberg: Gewerbegebiet geht an Amazon

4.5.2021, 17:27 Uhr
Der Projektentwickler P3 arbeitet eng mit dem Online-Versandriesen Amazon zusammen. Insofern ist davon auszugehen, dass mit der Entscheidung des Allersberger Marktgemeinderats im Gewerbegebiet West 1 ein Logistikzentrum entstehen wird, wie es in der öffentlichen Diskussion schon seit annähernd drei Jahren heißt.

© Uli Deck, NN Der Projektentwickler P3 arbeitet eng mit dem Online-Versandriesen Amazon zusammen. Insofern ist davon auszugehen, dass mit der Entscheidung des Allersberger Marktgemeinderats im Gewerbegebiet West 1 ein Logistikzentrum entstehen wird, wie es in der öffentlichen Diskussion schon seit annähernd drei Jahren heißt.

„Alea iacta est“, wie der Lateiner sagt: „Der Würfel ist gefallen.“ Beim Verkauf des Gewerbegebiets West 1 in Allersberg hat P3 Logistic Parks den Zuschlag erhalten – und damit Amazon. Der internationale Projektentwickler kooperiert eng mit dem Online-Versandriesen.

In einer nichtöffentlichen Sitzung des Allersberger Marktgemeinderats sei am Montagabend die Entscheidung für P3 gefallen, heißt es aus gut informierten Kreisen (die Informanten sind der Redaktion namentlich bekannt). Damit folgte das Gremium einer Empfehlung des Kommunalunternehmens, das gut eine Woche früher in dieser Sache getagt hatte. Wann die Entscheidung öffentlich gemacht wird, dazu gibt es noch keinen Termin.


Horndasch in der Offensive: Kein Verkauf von Grundstücken


Auf jeden Fall geht das Gewerbegebiet West 1 zu einem Quadratmeterpreis von 249,50 Euro an P3, obwohl es Interessenten gab, die nach Informationen unserer Zeitung bereit waren, insgesamt rund zehn Millionen Euro mehr für die Gewerbefläche zu bezahlen. Zwei Logistiker hätten 280 beziehungsweise 300 Euro pro Quadratmeter geboten, heißt es. Kurioserweise kooperiere ein Bieter – ebenfalls aus der Logistikbranche – aber eng mit Amazon. Was das soll? Keine Ahnung.

Hintertürchen offen gehalten

Allerdings habe sich die Kommune in puncto P3 Logistic Parks ein Hintertürchen offen gelassen: Sollte der Projektentwickler in Kombination mit Amazon den Kaufpreis nicht halten, könnten zwei Eigennutzer zum Zug kommen, die preislich in einer ähnlichen Kategorie liegen würden wie P3.

Eigens für den Verkauf der Flächen gab es aus dem Marktgemeinderat heraus einen Arbeitskreis, der sich mit einem Kriterienkatalog beschäftigt und dessen Konzept der Rat auch abgesegnet hat. In der Kategorie „Preis“ habe P3 mehr Punkte bekommen als andere Mitbieter, obwohl es wie erwähnt Unternehmen gebe, die finanziell deutlich mehr bieten würden als der Projektentwickler.

Kommentar von Bürgermeister Daniel Horndasch: Das habe mit der Marktrealität nichts zu tun. Zudem hätten die beiden Bieter im Gegensatz zu P3 noch keinen Mieter für die 19 Hektar große Fläche präsentieren können. Angeblich will Amazon auf 14 Hektar um die 400 neue Arbeitsplätze schaffen. Die restlichen fünf Hektar der Gesamtfläche sollen vermietet werden. Weiterhin sei mit P3 vereinbart worden, dass 15 Tage nach Vertragsabschluss 30 Prozent der Kaufsumme an die Marktgemeinde überwiesen werden müssen, lassen unsere Informanten verlauten.

30 Prozent Anzahlung

Die Entscheidung für P3 kam keineswegs überraschend. Schon seit 2018 geistert in Allersberg der Name Amazon durch die Marktgemeinde – stets in Kontext mit einem Logistikzentrum des Online-Versandriesen. Im Mai 2020 gab es dann zwei Bürgerentscheide. Dabei zogen die Befürworter eines klein strukturierten Gewerbegebiets gegen die Initiative „Fortschritt und Entwicklung“ deutlich den Kürzeren.


Amazon in Allersberg: Bürgerbegehren unzulässig


Apropos Bürgerentscheid: Beim Verwaltungsgericht in Ansbach ist derzeit noch ein Verfahren der Bürgerinitiative „Nein zu Amazon und P3“ anhängig. Dabei geht es um die Ablehnung eines weiteren – dann dritten – Bürgerentscheids durch den Marktgemeinderat. Bis dato ist in dieser Hinsicht noch kein Richterspruch gefallen.

Wann wird die Entscheidung für P3 öffentlich bekanntgegeben? Unsere Informanten gehen davon aus, dass dies nach dem Urteil aus Ansbach der Fall sein wird. Und was sagt Bürgermeister Horndasch zu dieser Entscheidung? Nichts! Wie immer heißt es aus dem Rathaus: „Nichtöffentliche Sachverhalte werden von uns nicht kommentiert.“

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