Wohnung wurde durchsucht
Messer-Angreifer von Ansbach wollte wohl töten: Das ist der aktuelle Stand der Ermittlungen
9.9.2022, 09:13 UhrEin Mann ist am frühen Donnerstagabend in der Nähe des Ansbacher Bahnhofes mit zwei Messern bewaffnet wahllos auf Menschen losgegangen. Er verletzte einen 17- und einen 20-Jährigen, schrie dabei wohl "Allahu Akbar" und wurde von einem Polizisten erschossen.
Die Ermittler der Polizei waren die ganze Nacht im Einsatz, wie Polizeisprecher Michael Konrad im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet. "Es gibt Indizien für ein islamistisches Motiv, wir prüfen das intensiv", sagt Konrad. Und: "Wir gehen derzeit von einem versuchten Tötungsdelikt aus." Am Nachmittag soll es eine Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft vor Ort geben.
Was war passiert? Nach aktuellem Stand der Ermittlungen attackierte der Täter, der später aufgrund von Fingerabdrücken als 30-jähriger Mann identifiziert wurde, an einem Parkhaus in Bahnhofsnähe mindestens zwei Personen. Die Männer im Alter von 17 und 20 Jahren erlitten Schnittverletzungen. "Sie sind leicht verletzt worden", erklärt Michael Konrad, "sie wurden ärztlich behandelt."
Polizisten griffen zur Waffe
Da sich in Tatortnähe zur Tatzeit gegen 18 Uhr zahlreiche Menschen aufhielten, gebe es auch "einige Zeugen", sagt der Polizeisprecher. Im Internet kursierten bereits Videos, welche die verbalen Angriffe sowie die Messer-Attacken zeigen. Die Polizei bittet Zeugen aber, die Videos "nicht eigenmächtig einfach ins Internet zu stellen", Foto-, Video- oder Audioaufnahmen können in einem Upload-Portal hochgeladen werden. Polizeisprecher Konrad bestätigt auf Nachfrage, dass mehrere Zeugen angaben, der Mann habe "Allahu Akbar" gerufen.
Der Angreifer wurde im Anschluss von einem Polizisten einer der ersten eintreffenden Streifen südlich des Bahnhofes niedergeschossen, als er auf einen Beamten losgegangen sei. Der Mann starb trotz sofort eingeleiteter Reanimation noch an einem Discounter in der Draisstraße.
Welche Daten sind auf dem Smartphone?
Während die Ermittler laut Konrad am Tatort die Tatwaffen, zwei Messer, sicherstellten, wurde in der Nacht auch die Wohnung des mutmaßlichen Täters durchsucht. Dort wurde ein Mobiltelefon gefunden, das derzeit von Cyber-Crime-Experten der Kriminalpolizei ausgewertet wird. Zudem wurde das Umfeld des 30-Jährigen intensiv unter die Lupe genommen.
Bei dem Fall gebe es eine enge Zusammenarbeit mit Landeskriminalamt und, aufgrund des Verdachts auf einen Terror-Anschlag, auch mit dem Polizeilichem Staatsschutz, sagte Konrad. Der 30-Jährige ist für die Polizei wohl kein unbeschriebenes Blatt. "Wir haben Erkenntnisse über ihn", gibt Konrad zu. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte er zu diesem Punkt aber noch nicht mehr sagen.
Wie Michael Konrad noch am Donnerstag erklärte, gebe es nach ersten Erkenntnissen keine Verbindung zwischen Angreifer und Opfer. Am Freitagmorgen gab er bekannt: "Stand jetzt gibt es keine Anzeichen auf Mittäter oder Hintermänner." Ausgeschlossen werden könne dies aber noch nicht.
Noch in der Nacht wurde auch schon eine rechtliche Bewertung der Lage durch die Staatsanwaltschaft vorgenommen. Das Ergebnis: Es wird davon ausgegangen, dass der Angreifer die Opfer töten wollte.
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