Nach 532 Jahren: Fränkische Brauerei schließt im März

Michi Endres

Online-Redaktion

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26.1.2021, 11:15 Uhr
Schluss, Aus und vorbei: Nach 532 Jahren Brautradition macht das Hauff-Bräu Ende März dicht.

Schluss, Aus und vorbei: Nach 532 Jahren Brautradition macht das Hauff-Bräu Ende März dicht.

Ende März gehen bei Hauff-Bräu die Lichter aus, wie die Fränkische Landeszeitung (FLZ) in ihrer Printausgabe vom Freitag berichtet. Mit der mittelfränkischen Brauerei aus dem Landkreis Ansbach trifft es ein Unternehmen mit 532-jähriger Brautradition. Der Schritt kommt unerwartet, weil es 2016 noch so aussah, als könnten die Besitzer dem Schicksal des Brauereisterbens entgehen.

Der Betrieb aus Lichtenau ging damals eine Kooperation mit dem Branchenriesen Tucher Bräu ein, der die Fass- und Flaschenabfüllung für Hauff-Bräu übernahm und in den Vertrieb mit einstieg. Die Familienrezepte der Hauff-Bräu wurden aber weiterhin im Sudhaus in Lichtenau gebraut. Dort produzierte Tucher zudem die wiederbelebte Ansbacher Traditionsmarke Hürner. Das "Hürner Hell" wurde erstmals wieder 2017 beim Frühlingsfest in Ansbach ausgeschenkt.

Betrieb wird eingestellt: Tucher kündigt Vertriebsvertrag

Die Tucher Bräu hat den Vertriebsvertrag mit dem mittelfränkischen Traditionsunternehmen nun aber zum 31. März 2021 gekündigt. Mit diesem Datum endet dann auch der Betrieb bei Hauff-Bräu. Schuld sei die Corona-Krise, von der Gastgewerbe und Zulieferer besonders betroffen seien. Es sei eine strategische Entscheidung, die dadurch ausgelöst wurde, wie Tucher-Sprecher Kai Eschenbacher gegenüber der FLZ erklärt.

"Seit Monaten gibt es keine Festveranstaltungen mehr, die Wirte mussten erneut zusperren – ohne Öffnungsperspektive – und damit fließt auch so gut wie kein Hauff-Bier mehr. Ein Großteil der Umsätze brach weg – ohne Aussicht auf Besserung." Eschenbacher verweist darauf, dass in den nächsten Jahren dringende Investitionen in der Produktion auf dem Plan gestanden hätten. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation in der Corona-Krise sind aber keine Mittel dafür vorhanden. Die Lage werden sich auch auf längere Sicht nicht bessern, meint der Tucher-Sprecher.


Tucher: So will die Großbrauerei die Corona-Krise überleben


Während es für die Hauff-Biere keine Zukunft mehr gibt, scheint es für Hürner eine Perspektive zu geben. Das Originalrezept ist bereits seit der Neuauflage im Besitz von Tucher Bräu, die die Marke zukünftig selbst brauen will. "Die Hürner-Biere wachsen kontinuierlich - selbst in der Corona-Krise", heißt es von Tucher, die aber aus Wettbewerbsgründen keine Umsatzzahlen nennen.


Tucher bläst zum Angriff: Brauerei will Franken erobern


Die 1489 gegründete Hauff-Bräu ist seit über 255 Jahren in Familienbesitz. Inhaberin ist Doris Weid-Gundel, die das Unternehmen in neunter Generation führt. Bei Hauff-Bräu war trotz mehrerer Versuche von nordbayern.de niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Offen bleibt deshalb, was mit den Mitarbeitern und dem Brauereigelände passiert.

"Ein Stück Kulturgut, das verloren geht"

Für den Bürgermeister des Marktes Lichtenau, Markus Nehmer, war die Nachricht über die Brauereischließung ein Schock: "Es stirbt ein Stück Tradition. Das tut schon sehr weh." Gerade die Brauereivielfalt mache Franken aus. "Das haben Sie auf der ganzen Welt nicht so wie bei uns", so Nehmer gegenüber der FLZ. Mit ihrer jahrhundertealten Geschichte sei Hauff-Bräu für Lichtenau ein Markenzeichen, so Nehmer.

Viele Brauereien geraten in Schieflage, weil die Absätze in Gaststätten und Kneipen weggebrochen sind. Grund dafür ist, dass Brauereigaststätten bei einem Umsatz von mehr als 20 Prozent mit ihren Brauereien keine November- und Dezemberhilfen vom Staat bekommen. Bereits im September vergangenen Jahres hat die Wernecker Bierbrauerei ihr Geschäft eingestellt. Nach dem Bekanntwerden der Schließung des unterfränkischen Unternehmens nach über 400 Jahren war der Aufschrei groß.

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