Umfrage bei Hotels und Lokalen

Test für Ungeimpfte: Gastrobetreiber aus dem Landkreis sind skeptisch

13.8.2021, 16:55 Uhr
Noch funktioniert alles super: Im Biergarten "Zum Janni" in Treuchtlingen ist der Außenbereich voll. Im Innenbereich im Herbst könnte die Lage wieder schwieriger werden.

© Foto: Holger Maurer Noch funktioniert alles super: Im Biergarten "Zum Janni" in Treuchtlingen ist der Außenbereich voll. Im Innenbereich im Herbst könnte die Lage wieder schwieriger werden.

Im Herbst wird die Corona-Lage wieder ungemütlicher, zumindest für Ungeimpfte. Wie die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mitteilten, werden Corona-Tests ab dem 11. Oktober nicht mehr kostenlos sein. Das Problem: In manchen Innenräumen, wie zum Beispiel in der Innengastronomie oder beim Friseur, werden dann Tests benötigt, sofern man nicht geimpft oder nachweislich genesen ist. Die Länder können die "3G-Regel" bei stabil niedrigem Infektionsgeschehen (unter 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern) allerdings aussetzen. Das erklärte Ziel dabei ist, die Impfquote im Land zu erhöhen. Für die Gastronomiebetreiber könnte das Umsatzverluste bedeuten.


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Von alledem ist gerade noch nichts zu spüren, wie auch, die Gastronomiebetreiber sind gerade voll in der "Erntezeit" - es ist Hauptsaison in den Biergärten und Gasthöfen. Das weiß auch Berta Jäger vom Landgasthaus Jägerhof. Sie arbeitet momentan 14 bis 16 Stunden täglich. Als Kreisvorsitzende der Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) ist sie im ständigen Austausch mit dem Verband und anderen Gastronomiebesitzern. "Wer gerade ausreichend Personal hat, hat genug zu tun", so Jäger. Sie sieht die kommenden Bestimmungen für den Herbst eher kritisch.

"Man fühlt sich wie die Polizei"

"Es ist jetzt schon anstrengend, immer auf die FFP2-Maske beim Verlassen des Platzes hinzuweisen", erzählt sie. Nun auch noch Genesungs- oder Impfbescheide und Tests zu kontrollieren, würde etwas von der Freude und dem Spaß rauben. "Man fühlt sich da manchmal wie die Polizei", so die Gastronomin.

Trotzdem sei man insgesamt froh, dass es nicht in Aussicht steht, dass die Lokale und Restaurants wieder zumachen müssen. Das sei eine Perspektive. Trotzdem sorgen die Beschlüsse aus Berlin für Unsicherheit. "Wir alle kämpfen jetzt schon das Personal halten zu können, da sind weitere Unsicherheiten nicht gut", sagt sie.

In einem Schreiben erklärt der Dehoga, dass die Beschlüsse differenziert betrachtet werden. Man begrüße es, dass die Betriebe dauerhaft geöffnet bleiben sollen, jedoch sehe man das Verharren auf die Sieben-Tage-Inzidenz kritisch. "Es bleibt zu hoffen, dass die Bundesländer Indikatorensysteme entwickeln, die weitere Faktoren wie die Impfquote und die Hospitalisierungsrate berücksichtigen. Die Länder sind jetzt gefordert, eine sachgerechte wie rechtskonforme 3G-Regelung bis zum 23. August umzusetzen", wird Dehoga-Präsident Guido Zöllick zitiert.

In den letzten eineinhalb Jahren war viel und ständige Flexibilität der Gastronomie gefordert. Das hat Markus Hofer am eigenen Leib zu spüren bekommen. Er führt unter anderem das "Haus am See" in Absberg und Hechlingen sowie "Das Hafner" in Gunzenhausen. "Ich denke momentan noch nicht an den Herbst", erzählt der Gastronom. Zu stressig und schwierig sei die Lage derzeit. "Der verregnete Juli war desaströs für die Außengastronomie."

Nun kommen an den sonnigen Tagen viele Menschen in Scharen: Meist alle auf einmal. "Da muss man schauen, wie man das bewältigt." Die Personalsituation sei derzeit für alle mehr als schwierig, so Hofer. Deshalb denke er derzeit noch nicht an Oktober und könne nicht einschätzen, wie sich die kostenpflichtigen Tests auswirken werden.

Der verregnete Juli hat dem Inhaber von "Zum Janni" in Treuchtlingen an der Altmühl, Ioannis Avgoustis, bislang weniger ausgemacht. Oft habe das Wetter abends gehalten, die vielen Schirme waren bei kurzen Schauern ein Schutz für die vielen Gäste und Urlauber, die sich im Biergarten Bifteki oder Gyros schmecken lassen. Die Freude über die vielen Besucher wird nur vom Personalmangel getrübt, den seit Beginn der Pandemie fast alle Restaurants zu beklagen haben.

Für den Herbst rechnet Avgoustis wegen den neuen Bestimmungen mit weniger Umsatz , auch weil man weniger Sitzplätze anbieten könne. "Ich glaube nicht, dass Leute mit kostenpflichtigem Test kommen und sich setzen. Sie holen dann wahrscheinlich eher lieber ab", so der Gastronom. Der Aufwand der Kontrolle, ob jemand die "3 G's" erfüllt, halte sich in Grenzen. "Die meisten haben den Nachweis ganz praktisch am Handy dabei."

Derzeit läuft alles "perfekt"

Wie gut die Gastro in den derzeitigen Sommermonaten besucht ist, merkt man daran, wie schwer im Gasthof "Zur Linde" in Unterwurmbach jemand zu erreichen ist. Es herrscht Hochbetrieb. Der Chef, Michael Giesa, kann sich nicht beklagen. "Es läuft, alles passt, perfekt", fasst der Gastronom die Situation zusammen. Für den Herbst wolle er daraufhin arbeiten, dass es genauso weitergehe. Wie sich die kostenpflichtigen Tests auswirken, könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht einschätzen.

Dass Menschen sich wegen des kostenpflichtigen Tests von einem Urlaub abhalten lassen würden, glaubt Josef Arnold vom Posthotel Arnold in Gunzenhausen eher nicht. "Wenn man nach der Arbeit kurzfristig ins Restaurant gehen will, hält einen der Test vielleicht aber schon ab", so der Hotelier. Trotzdem sieht er den Mehraufwand, den seine Mitarbeiter schon jetzt täglich haben, deutlich. Viele Urlauber würden spontan vorbeikommen und müssten dann noch schnell einen Test machen lassen. "Das drückt einfach die Stimmung. Man will gute Laune und Glücklichkeit verkaufen und muss sich dann ständig mit Tests und Impfausweisen auseinandersetzen", so Arnold.

Solidarität, Impf-Lust oder wegbleibende Kundschaft?

Stadtsprecher Manuel Grosser versteh die Sorgen der Gastronomie-Betreiber des Landkreises: "Natürlich ist zu erwarten, dass die nun getroffenen Regelungen Auswirkungen auf den Tourismus und auf die Gastronomiebetriebe haben werden. So werden der Verwaltungs- und möglicherweise auch der Personalaufwand in vielen Betrieben durch die nun notwendig gewordenen Kontrollen steigen." Außerdem, so Grosser weiter, sei damit zu rechnen, dass der ein oder andere ungeimpfte Kunde aufgrund der Vorgaben auf einen Besuch verzichtet.


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Inwiefern sich die Situation im Herbst tatsächlich auswirken wird, wird sich zeigen. Eine Welle der Solidarität nach dem Motto "Unterstütze deinen Nachbarn" lässt den ein oder anderen vielleicht über die Kosten für den Test hinwegsehen . Andere könnten sich auf Grund der Bestimmungen vielleicht doch noch von einer Impfung überzeugen lassen.

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