4. Oktober 1969: Ehrengast blieb aus
4.10.2019, 07:00 UhrAn die Stelle des angekündigten Festredners trat Ministerialdirigent Dr. Albert Reuter, Leiter der Abteilung Berufsschulwesen im bayerischen Kultusministerium. Selber überrascht und enttäuscht“ über Dr. Hubers Absage, vermochte er jedoch mit sachlichen Argumenten und Vorschlägen zum Thema die aufgebrachten Gemüter schnell zu beruhigen.
So erklärte er "i. V.", daß das Kultusministerium demnächst für das berufsbildende Schulwesen eine ähnliche Aktion starten werde, wie sie seit einigen Jahren zugunsten der Allgemeinschule praktiziert wird. Ein vorliegender Gesetzentwurf berücksichtige bereits die berechtigten Forderungen der drei Berufsschulzweige nach grundlegenden Reformen, Wertaufbesserung und günstigeren Ausgangspositionen.
"Einem Überangebot an gewissen akademischen Berufen steht der akute Mangel genügend ausgebildeter Spezialkräfte gegenüber", bestätigte Dr. Reuter den anklagenden Tenor der 16. Landesarbeitstagung, zu der sich erstmals, alle drei bayerischen Berufsschulverbände – Berufsschul-, Diplomhandels- und Landwirtschaftslehrer – gemeinsam in Nürnberg eingefunden hatten. In der Form von Berufsfachschulen und Berufsoberschulen müßten neben den bestehenden, unzureichenden Einrichtungen weitere Grundlagen geschaffen werden, um diesen bisher vernachlässigten Bildungsweg stärker den modernen Anforderungen anzupassen.
Erstes Berufsschulzentrum
Pionierschritte in dieser Richtung werden bereits in der Praxis unternommen. In der ersten Berufsoberschule Bayerns in München beginnt heute der Unterricht. Ihr Beispiel soll vor allem auf dem Land und auf kommunale Initiative hin Schule machen. Auch Nürnberg leistet mit dem Bau einer berufsbildenden Gesamtschule einen wichtigen Beitrag zur aktiven Reformtätigkeit.
Ehrengast Dr. Andreas Urschlechter sah in dem Berufsschulzentrum nach Nürnberger Muster "die einzige Chance überhaupt, den Bürger von morgen für den internationalen Wettbewerb fit zu machen. Der Mensch soll nach wie vor Herr seiner Technik bleiben; das ist nur dann möglich, wenn wir – Politiker und Lehrer – ihm mehr als bisher Informationen auf seinen Weg in einer von Industrie und Wirtschaft bestimmte Zukunft geben."
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