Stadtgesellschaft

Detektive zwischen den Tonnen? So will Nürnberg gegen die Müllberge ankämpfen

12.3.2024, 10:27 Uhr
Verschiedene Mülltonnen stehen an der "Wertstoffinsel" an einem Strandzugang.

© Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa Verschiedene Mülltonnen stehen an der "Wertstoffinsel" an einem Strandzugang.

Rund um Glascontainer türmen sich in vielen Städten regelmäßig Sperrmüll, Elektroschrott und anderer Unrat, den Menschen dort einfach abstellen. Nürnberg hat diesen illegalen Müllbergen den Kampf angesagt. Eine Idee ist, Detektive zu engagieren, die die besonders betroffenen Stellen überwachen und Missetaten filmen sollen. Ein Konzept für den Modellversuch müsse aber noch entwickelt und in den Stadtrat eingebracht werden, heißt es aus dem Umweltreferat.

Auch in München ist wieder Bewegung in das Thema gekommen: Ein Stadtrats-Antrag fordert den Einsatz von sogenannten Waste-Watchern, die aufklären, aber auch Bußgelder verhängen sollen. Anderswo ist man da schon weiter: In den oberbayerischen Gemeinden Ebersberg und Poing sind Mülldetektive bereits seit Jahren im Einsatz.

"Unsere Erfahrungen sind positiv", sagt Thomas Stark (CSU). Seit 2020 überwachten Detektive die Wertstoffinseln in der Gemeinde verdeckt, weil der Ärger überhandgenommen und Aufklärungsarbeit keine Wirkung gezeigt habe, betont Stark. "Es war leider notwendig." Seitdem sei die Zahl der Anzeigen wegen illegal abgestellter Abfälle spürbar zurückgegangen: von 53 im Jahr 2020 auf 11 im vergangenen Jahr.

Abgeschaut hat sich Poing das Ganze von der nahe gelegenen Kreisstadt Ebersberg. Probleme gebe es vor allem an den Wertstoffinseln an den Ausfahrtstraßen, erläutert Geschäftsleiter Erik Ipsen. Deshalb habe die Stadt vor mehr als zehn Jahren Kontakt mit einem Detektivbüro aufgenommen, das bereits anderswo Erfahrungen mit einer solchen Aufgabe und den datenschutzrechtlichen Voraussetzungen gemacht habe.

Seither parkten nach Angaben von Ipsen sporadisch Detektive mit ihrem Auto in der Nähe der Container und filmten Menschen, die ihren Müll dort illegal entsorgten. An allen Wertstoffinseln gebe es deshalb Schilder, die auf die Kameraüberwachung hinwiesen, sagt er. Diese allein seien nicht abschreckend gewesen. Das habe sich mit den ersten Bußgeldern geändert.

"Das hat sich jetzt herumgesprochen", hat auch Stark in Poing festgestellt. Die Abschreckung lässt sich die Gemeinde einiges kosten. Etwa 20.000 Euro koste der Detektiv-Einsatz im Jahr, sagt der Bürgermeister. Eingebracht hätten die Bußgelder der Müllsünder aber nur rund 8900 Euro. Stark ist es das Geld trotzdem wert. "Es geht um die Sauberkeit des Ortsbildes."

Ähnlich ist es in Ebersberg. "Das ist nicht kostendeckend", sagt Ipsen. Dafür spare man bei der Entsorgung des illegalen Mülls und die Beschwerdeflut der Bürgerinnen und Bürger sei abgeebbt, sagt Ipsen. "Die Leute sind zufriedener, und es hat einen kleinen erzieherischen Effekt."

In Nürnberg wird dem Umweltreferat zufolge neben den Mülldetektiven auch darüber nachgedacht, einen Sperrmüll auf Abruf einzurichten und rund um die Container häufiger zu reinigen. Details stehen demnach aber noch nicht fest. Zuvor hatten die "Nürnberger Nachrichten/Nürnberger Zeitung" über die Pläne berichtet.

In München war die Idee, Mülldetektive einzusetzen, 2022 im Stadtrat gescheitert. Nun werde das Thema aber wieder neu diskutiert, sagt eine Sprecherin des Abfallwirtschaftsbetriebs. Dabei sollen nach dem Vorbild Hamburgs extra geschulte Waste-Watcher in der Stadt unterwegs sein, um zum Beispiel über die Probleme mit achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen und Müllabladungen an Wertstoffinseln aufzuklären - und diese notfalls ahnden zu lassen.

In der Hauptstadt geht man anders mit der illegalen Müllentsorgung um. Die "Morgenpost" berichtet über einen Entwurf der Berliner Regierung für einen neuen Bußgeldkatalog. Dieser könnte Abfallsünder teuer zu stehen kommen: Demnach soll das illegale Entsorgen von Alltagsgegenständen künftig 250 statt bisher 55 Euro kosten. Bei illegalen Sperrmüllentsorgungen sollen 4.000 beziehungsweise 8.000 Euro Bußgeld fällig werden, berichtet der "rbb". Zerstört man Pflanzen oder legt Feuer in Grünanlagen, kann das bis zu 10.000 Euro Strafe kosten.