Die Stadt muss beim Thema Frankenschnellweg jetzt umdenken
13.4.2021, 09:16 UhrDas Ergebnis, über das sich die Nürnberger Stadtspitze zutiefst enttäuscht zeigt, ist nicht vom Himmel gefallen: Der Bund Naturschutz als Vorkämpfer einer umwelt- und klimagerechten Verkehrswende stemmt sich schon sehr lange gegen das Mammutprojekt, den Frankenschnellweg im Stadtgebiet in eine Teerstrecke ohne Hindernisse zu verwandeln. Koste es, was es wolle.
Helle Freude und tiefe Enttäuschung über das BN-Votum zum Frankenschnellweg
Vom Tisch gewischt
Insofern haben die BN-Mitglieder bei ihrer Befragung nur konsequent gehandelt und auch den mühsam aufs Papier gebrachten Kompromiss vom Tisch gewischt, der den kreuzungsfreien Ausbau ein wenig grüner machen soll.
Was Fragen aufwirft, sind die absoluten Zahlen: Hinter den 57 Prozent, die den Vergleich abgelehnt haben, stehen gerade einmal 1543 honorige Naturschützerinnen und Naturschützer. Auch wenn die Verbandsspitze beteuert, sie sei mit der Resonanz zufrieden, so sprechen die BN-„Wähler“ längst nicht für alle Bürgerinnen und Bürger der Halbmillionenstadt. Das Abstimmungsergebnis zeigt allenfalls, wie tief die Frage nach der verkehrlichen Zukunft Nürnbergs die Menschen spaltet.
Ein Ende des Tauziehens um die richtige Infrastrukturlösung ist also nicht in Sicht ist.
Zwar hat die Stadt gute Karten, ihr Prestigeprojekt auf dem Klageweg durchzusetzen. Denn die von den Naturschützern kritisierte fehlende Umweltverträglichkeitsprüfung ist nachgeholt, die Regierung von Mittelfranken hat die Pläne abgesegnet.
Kommentar: Teure Taktik beim Frankenschnellweg
Zehn Jahre Bauzeit
Baurecht indes besteht erst, wenn die juristischen Auseinandersetzungen irgendwann vom Tisch sind. Vor dem Jahr 2025 wird wohl kein Bagger anrollen, und frühestens 2035 wäre diese runderneuerte Stadtautobahn mit aufwendiger Tunnellösung und begrüntem „Deckel“ komplett fertig.
Wenn nichts dazwischen kommt. Wenn die Kosten nicht wie befürchtet in die Milliarden gehen und der Freistaat kräftig zuschustert. Wenn. Viele Fragen sind weiter ungeklärt.
Dieser Frankenschnellweg passt einfach nicht in die Zukunft. Doch die Stadtpolitik will nicht umdenken. Die Rathauskooperation aus CSU und SPD hat sich für den Komplettausbau der Trasse ausgesprochen, mehrfach.
Alternative Lösungen, wie sie Verkehrs- und Stadtplaner an der TH Nürnberg ins Gespräch gebracht haben, wurden nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Sie seien technisch nicht realisierbar, hieß es. Auch in der 18-jährigen Regentschaft unter Ulrich Maly waren solche Pläne in der Schublade verschwunden.
Nach Varianten, die zwischen den Extremen von aufwändigen Tunnelbauten und einem radikalen Rückbau der Route liegen, hat man bisher nicht gesucht. Jetzt wäre Gelegenheit dazu. Wenn Oberbürgermeister Marcus König den Mut hat, die schwierige Erbschaft seiner Vorgänger zu entrümpeln, könnte die Geschichte des Frankenschnellwegs endlich ein gutes Ende nehmen.
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