Langeweile in den Osterferien? Lieber mal gratis online ins Museum!

Isabel Lauer

Lokalredaktion Nürnberg

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27.03.2021, 19:10 Uhr
Wie lebten die Leute früher? Moderatorin Maria Meinert erkundet das Germanische Nationalmuseum in Kurzfilmen für das neue Format „GNM Kids“ für das Publikum von überraschenden Seiten, hier in einer historischen Bauernstube.

© Sandra Knocke, Germanisches Nationalmuseum Wie lebten die Leute früher? Moderatorin Maria Meinert erkundet das Germanische Nationalmuseum in Kurzfilmen für das neue Format „GNM Kids“ für das Publikum von überraschenden Seiten, hier in einer historischen Bauernstube.

Kindermuseum: Das nennt man wohl aus der Not eine Tugend machen. Im Kindermuseum schieben zwei junge Männer Bundesfreiwilligendienst – weitgehend arbeitslos, da die Türen seit Herbst wieder geschlossen bleiben. Aber im Internet geht jetzt doch was: Der eine postet praktische Tipps zur Müllvermeidung, der andere zeigt in einer Serie von Youtube-Videos, wie man zu Hause Kettenreaktionen bauen kann: aus DVD-Hüllen, Büchern, leeren Klopapierrollen zum Beispiel. Die Folgen, die er unter kritischer Beobachtung seiner zwei Kater Rocky und Charlie dreht, bauen aufeinander auf.

Kindermuseum-Mitarbeiter Benedikt von Schwanenflug und sein Kater Rocky bauen für die Kamera eine Kettenreaktion auf.

Kindermuseum-Mitarbeiter Benedikt von Schwanenflug und sein Kater Rocky bauen für die Kamera eine Kettenreaktion auf. © Joachim von Schwanenflug

Für Kindermuseen sei dieser Ersatz im Netz ein schwieriger Spagat, erzählt Museumspädagoge Jan Kupetz. "Unser Konzept des handlungsorientierten Lernens lässt sich nur schwer digital übersetzen. Die Kinder sind ja schon so viel am PC – wollen wir das wirklich noch fördern?" Entnervten Familien kann er nur raten: "Den Kindern zuhören. Mal was ausprobieren. Und sich draußen Luft machen, wenn es wärmer wird." Hier geht es zum Kindermuseum Nürnberg

Germanisches Nationalmuseum: Nürnbergs größtes Museum hat, beschleunigt durch die Pandemie, im Herbst eine Marke an den Start gebracht: "GNM_kids" heißt der Kanal, der in kurzen Filmen Schätze vor die Kamera holt. Die professionellen Videos können sich mit "Checker Tobi" und anderen Bildungsformaten messen lassen. Zwei Erlanger Kunstgeschichts-Studentinnen – eine von ihnen ausgebildete Moderatorin – erklären dabei zum Beispiel die "Frankfurter Küche". Oder sie treffen einen Historiker, der ihnen seine Ritterrüstung vorführt und zeigt, dass damit sogar Hampelmannmachen geht.

"Wir bekommen ausschließlich positives Feedback", freut sich Sprecherin Sonja Mißfeldt. "Auch von Erwachsenen, die uns sagen, dass sie etwas gelernt haben." Das schönste Video ersetze keinen Museumsbesuch. "Aber wir können so auch Blicke hinter die Kulissen gewähren, die sonst nicht möglich wären." Gut gelaunt, teilweise mit Mitmach-Teil. Hier geht es zu den Angeboten von "GNM_kids"

Museum für Kommunikation: Ein Haus mit diesem Namen muss ja wissen, wie man Kontakt hält. Es fordert sein junges Publikum vehement zum Basteln auf: Roboter aus alten Elektrogeräten, Geheimschriften, eine Tarnkappe fürs Smartphone und so weiter. Die Museumsstiftung Post und Kommunikation hat im Frühjahr 2020 auf der Webseite dafür einen Kinderbereich aufgebaut.

Die Zeit vor dem Bildschirm ist absichtlich kurz gehalten. "Bei allen Angeboten muss man analog tätig werden", sagt Vera Losse, die Sprecherin des Nürnberger Hauses. Zusätzlich gibt es in den sozialen Netzwerken jede Woche eine Anleitung der "Sonntagswerkstatt". Gerade stellt das Museum aus seiner historischen Sammlung Ostergruß-Postkarten als Ausmal-Vorlagen zum Ausdrucken auf die Seite. Hier geht es zum Kinderbereich des Museums für Kommunikation und zu seiner Osterseite

Museen der Stadt Nürnberg: Die Online-Angebote der städtischen Häuser richten sich meist an Erwachsene und, im Fall des Memoriums und Doku-Zentrums, an ältere Schüler. Sehenswert für alle: die Videoführung durch die Lochgefängnisse. Am weitesten mit dem Kinderprogramm ist das Museum Industriekultur: Hier gibt es Puzzles, einen Kurzfilm über Sigmund Schuckert und eine Bastelanleitung für ein Daumenkino.


Nürnbergs Museen auf Zukunftskurs: Neue Köpfe mit neuen Ideen


Den digitalen Nachholbedarf will Thomas Eser, der Direktor des kommunalen Museenverbunds, nicht kleinreden. Schatzkammern wie das Fembohaus, das Spielzeugmuseum und das Dürer-Haus hätten Stoff ohne Ende, aber weder Etats noch Experten, um Familienformate fürs Netz zu entwickeln, bedauert er. Dabei sei so eine "doppelte Präsenz" digital und analog für alle Museen in Zukunft ein Muss, unabhängig von der Pandemie. "Da ist viel Luft nach oben, die wir befliegen wollen, ganz klar." Hier geht es zum Digitalbereich des Museums Industriekultur

Neues Museum: Nürnbergs staatliches Haus für die Moderne bietet auf Instagram Ideen für nette Kunststunden zu Hause (Bauen mit Trockenerbsen und Zahnstochern, Collagen aus Zeitungen) und lädt an einem Sonntagnachmittag im Monat zum kostenlosen Kreativ-Workshop per Zoom-Videokonferenz ein. Der handelt dann zum Beispiel von verrückten Designer-Möbelstücken oder Architekturfotografie. Nächster Termin am 18. April, Anmeldung via museumspaedagogik@nmn.de. Hier geht es zu den Digital-Workshops des Neuen Museums

Optisches Erlebnis: Auf dem Smartphone oder, noch besser, auf einem großen Bildschirm kann man auf der Internetseite des DB-Museums durch den Prachtzug des bayerischen Königs Ludwig II. in 360-Grad-Bildern schwenken.

Optisches Erlebnis: Auf dem Smartphone oder, noch besser, auf einem großen Bildschirm kann man auf der Internetseite des DB-Museums durch den Prachtzug des bayerischen Königs Ludwig II. in 360-Grad-Bildern schwenken. © DB-Museum Nürnberg

DB-Museum: Ab und zu ist digital sogar die bessere Lösung. In den realen Hofzug König Ludwigs II. können Besucher des DB-Museums nur von außen reingucken. Die neuen 360-Grad-Fotos auf der Webseite liefern da, auf einem großen Bildschirm betrachtet, das eindrücklichere Erlebnis. Seit dem Lockdown vor einem Jahr setzt das Haus diese Kameratechnik ein und erntet gute Klickzahlen dafür.

Mittlerweile sind so auch die Zug-Legenden TEE und Vindobona sowie der Museumstrakt zur Industrialisierung virtuell begehbar, Quizfragen inklusive. Hier geht es zu den 360-Grad-Rundgängen des DB-Museums

Bionicum: Nao hat’s gut. Der kleine Roboter kann sich nicht mit Corona anstecken, seinen Mundschutz trägt er nur manchmal zum Spaß. Der Bewohner des Bionicums im Nürnberger Tiergarten ist durch die Pandemie zum Hauptdarsteller in zwei Youtube-Videoserien geworden. Fachleute aus dem Team führen mit ihm Experimente zum Mitmachen durch, das Ergebnis hat ordentliches "Sendung mit der Maus"-Format. Natur- und Technikfreunde können sich da zum Beispiel eine Greifhand oder einen Mini-Garten im Einmachglas bauen.

"Uns hat das selber Spaß gemacht", erzählt Museumspädagogin Katharina Eckstein. "Wir wollen den Kanal unbedingt fortführen, auch wenn wir wieder öffnen dürfen." Es sei verständlich, wenn Kinder aktuell nur noch wenig Lust auf Bildschirmzeit hätten. Doch für eine kleine Einrichtung seien die Zugriffszahlen der Videos sogar überraschend erfreulich. Hier geht es zu den Digitalangeboten des Bionicums

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