Neuer Gemüsestand am Hallplatz: Wie Corona erfinderisch macht
11.4.2020, 12:53 UhrUpdate: Der Gemüsestand wurde am Samstag von der Polizei geschlossen. Ein öffentliches Statement folgt in den kommenden Tagen. Wir berichten nach.
Mit Gemüse hatte Max Zwingel zuvor eigentlich wenig am Hut. Doch dann kam Corona und mit dem Virus die Absage sämtlicher Veranstaltungen. Ein Riesenproblem für jemanden, der eigentlich mit Veranstaltungen sein Geld verdient. Seit 15 Jahren arbeitet der 33-Jährige als Eventplaner und DJ, ist Mitveranstalter im Club "Mitte Soundbar" am Hallplatz, der aktuell wie alle Clubs geschlossen ist. "Wir haben gerade praktisch keine Einnahmen, während die Fixkosten wie Miete aber natürlich weiterlaufen", erzählt Zwingel.
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Doch dann kam der Zufall zu Hilfe: Ein Freund meldete sich bei Zwingel und bat ihn um Unterstützung bei der Vermarktung seiner Firma "Schaller Gemüse". Seit rund 100 Jahren baut das familiengeführte Unternehmen Gemüse in Bayern an, vieles davon direkt vor Ort im Nürnberger Knoblauchsland. Ein Merkmal, das auch viele Nutzer in den sozialen Netzwerken direkt ansprach. "Das Echo auf das regionale Gemüse war hoch." Kurzerhand entstand die Idee: Warum nicht das regionale Gemüse direkt zu den Kunden bringen und zwar Mitten im Zentrum von Nürnberg? "Und die Terrasse vor der Mitte Soundbar ist von der Lage her einfach genial dafür."
Gesagt, getan: Mit viel Werbung in den sozialen Netzwerken wurde am Gründonnerstag unter dem Namen "Der kleine Markt Hallplatz" zum ersten Mal vor dem Nachtclub verkauft. Allerdings nicht nur das regionale Gemüse von Schaller. "Auch andere befreundete Bauern machen bei dem Projekt mit", erzählt Zwingel. Die Eier, die natürlich pünktlich zu Ostern nicht fehlen dürfen, stammen zum Beispiel vom Nürnberger Eierhändler Ell. Die Noris Inklusion Nürnberg ist ebenfalls dabei. "Weil sie gerade ihre Pflanzen nicht mehr vor Ort erkaufen können, haben sie gefragt, ob wir einige bei uns im Sortiment aufnehmen." Sternekoch Valentin Rottner lieferte zudem eine selbst gekochte Spargelsuppe, die nun vakuumiert an dem Stand verkauft wird. Der Partyservice Wahler sowie das Lokal Wurstdurst liefern ebenfalls Produkte.
"In kurzer Zeit hat ein Netzwerk an Leuten es geschafft, dieses kleine Pop-Up-Geschäft zu errichten", erzählt Zwingel begeistert. Auf den Profit ausgelegt sei das ganze Projekt nicht, ergänzt er. "Natürlich muss es etwas Gewinn abwerfen, aber dahinter steckt kein knallharter Buisnessplan." Und das Ganze kommt an: "In den sozialen Netzwerken waren sehr viele von dem Projekt begeistert. Trotzdem hatte ich Angst, dass die Leute das zwar gut finden, am Ende aber nicht kommen, um etwas zu kaufen", sagt Zwingel. Allerdings: "Die Sorge hat sich absolut nicht bewahrheitet. Gleich am ersten Tag hatten wir sehr viele Kunden und zwar die ganze Bandbreite: von jung bis alt." Vor allem die Spargelsuppe, aber auch die Pflanzen, mit deren Kauf die Noris Inklusion unterstützt wird, kämen gut an.
"Wir haben aufgrund der aktuellen Lage ein kreatives Pop-Up Konzept geschaffen, das sowohl den Bürgern, als auch den Partnern weiterhilft", beschreibt es Zwingel. Mit dem Gewinn will er nun versuchen, zumindest die Fixkosten für die Mitte Soundbar abzufangen. "Viele Bars, Restaurants oder Clubs versuchen ihre Verluste gerade durch Crowdfunding abzufedern." Eben das wollten der 33-Jährige und sein Kollege Lutz Morich, dem der Club gehört, allerdings nicht. "Unsere Grundmessage ist: Wir wollen uns selbst helfen und das versuchen wir jetzt, in dem wir uns ganz neu erfinden."
Wie lange er und seine Kollege den Gemüsestand betreiben wollen, ist bislang noch völlig offen. Das wollen die beiden von der Lage abhängig machen. Bis auf Weiteres ist der Gemüsestand Donnerstags bis Samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
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