Wirbel um Deutsches Museum in Nürnberg: Das müssen Sie darüber wissen

Andre Fischer

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28.1.2021, 06:10 Uhr
Mit dem Zukunftsmuseum soll für die Naturwissenschaften geworben werden.  

© Roland Fengler, NNZ Mit dem Zukunftsmuseum soll für die Naturwissenschaften geworben werden.  

Warum wurde eine Außenstelle des Deutschen Museums in Nürnberg gegründet?

Das Projekt wurde 2014 im Rahmen der Nordbayerninitiative von der Staatsregierung auf den Weg gebracht. Es ging von Anfang darum, Neugierde und Verständnis für Naturwissenschaften und Technik zu wecken. Vorausgegangen war in Nürnberg eine mehrjährige Debatte über ein Science Center. Der Vorschlag mit der Außenstelle kam vom damaligen Finanzminister Markus Söder, der auch das Ziel hatte, neue Institutionen des Freistaats außerhalb von München anzusiedeln.


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Die Anschubfinanzierung war nur auf acht Millionen Euro kalkuliert. Warum so niedrig?

Zu der Außenstelle gab es noch kein Konzept. Für die Sammlung von Ideen, die Abstimmung mit den städtischen Einrichtungen und die Erstellung eines Konzepts hat der Betrag genügt. Es war allen Beteiligten klar, dass es nur ein Anfang ist.

Warum haben die Außenstelle nicht das Deutsche Museum oder der Freistaat selber errichtet?

Die Spitze des Deutschen Museums wollte angesichts der Risiken eines Neubaus nicht selber bauen, denn parallel zu Nürnberg wurde in München begonnen, das Stammhaus zu sanieren. Aus rechtlichen Gründen darf der Freistaat keine Gebäude für das Deutsche Museum bauen oder kaufen und es dann kostenlos überlassen.

Alternative Standorte

Welche Standorte kamen infrage?

In Nürnberg wurden 14 mögliche Standorte geprüft. Darunter waren das ehemalige Wasserwirtschaftsamt in der Blumenstraße, die ehemalige Hauptpost am Hauptbahnhof und der frühere Horten am Aufseßplatz. Es wurde auch überlegt, ob die Außenstelle bei einem städtischen Museum eingerichtet werden kann.

Warum blieb am Ende der Augustinerhof übrig?

Aus Sicht der Museums boten die Standorte ehemaliger Horten, die ehemalige Hauptpost am Bahnhofsplatz und das Augustinerhofgelände die besten Bedingungen für ein Museum der neuen Art. Im Rahmen einer genauen Prüfung wurden Vor- und Nachteile abgewogen. Die Hauptpost kam nicht infrage wegen der Auflagen des Denkmalschutzes, dem Umfeld und der begrenzten Ausstellungsfläche. Der Aufseßplatz hatte den Nachteil, dass er abseits der Touristenrouten liegt und das Supermarkt-Umfeld für eine kulturelle Nutzung einer relativ kleinen Museumseinheit nicht infrage kam. Der Augustinerhof punktete mit seiner zentralen Lage und der guten Anbindung in einem kulturellen, touristischen Umfeld. Die Museumsmacher versprachen sich eine regen Publikumsverkehr und eine starke Außenwirkung ohne Werbemaßnahmen.

Warum ist der Mietpreis so hoch?

Die Bruttogeschossfläche der Anmietung im Augustinerhof beträgt rund 7000 Quadratmeter, davon sind 5500 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Je nach Bezugsgröße liegt der Mietpreis entweder bei 33 oder bei 42 Euro. Der Mietvertrag läuft 25 Jahre und es kommen insgesamt 64 bis 70 Millionen Euro zusammen. Hinzu kommt noch eine Anschubfinanzierung für die technische Einrichtung von 27,6 Millionen Euro.

Ist der Mietpreis überhöht?

Gerd Schmelzer begründet die Höhe damit, dass es ein technisch aufwendiger Sonderbau ist und er wegen der musealen Nutzung umplanen musste: Entgegen der ursprünglichen Planung wurde eine Etage herausgenommen, um die gewünschte Raumhöhe von 4,50 Metern zu bekommen. Museumskritiker bezeichnen die Lage des Museums als Randlage in der Altstadt. Durch den Neubau entsteht aber eine der besten Lagen mit einem neuen Platz in der Innenstadt. Kritisiert wurde die Höhe der Betriebskosten im Innern, wofür das Museum geradestehen muss. Für den Außenbereich ist Schmelzers Firma zuständig. Im direktem Umfeld werden über 40 Euro plus Mehrwertsteuer für den Quadratmeter bezahlt.

"Tendenz (...) zugunsten des Vermieters"

Wurde der Mietvertrag von einer unabhängigen Einrichtung überprüft?

Die Immobilien Bayern (IMMBY) hat der Vertrag geprüft. Sie ist eine nachgeordnete Behörde des Finanzministeriums. Sie gilt aber als sehr harter Verhandler. Das Urteil: Bei der Vertragsgestaltung sei "insgesamt eine inhaltliche Tendenz der vertraglichen Regelungen zugunsten des Vermieters" zu erkennen. Angesichts der Lage, der hohen Mietpreise im Umfeld, der nutzerspezifischen Einbauten und dem Fehlen eines Vergleichsobjekts kam die IMMBY zu dem Schluss, dass das Mietpreisangebot als "schlüssig" angesehen werden kann.

Wie passt die Spende in Höhe von 45500 Euro an die Nürnberger CSU von einer der Firmen Schmelzers dazu?

Es ist bislang eine rein assoziative Unterstellung und Beziehung.

Quellen: Unterlagen Deutsches Museum und Immobilien Bayern sowie Eigenrecherche.


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