Sorge um Bier: Wie sehr bedroht Nitrat das Wasser von Brauereien?

Martin Müller

Redaktion Metropolregion Nürnberg und Bayern

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26.2.2020, 05:39 Uhr

"Die Nitratbelastung spiegelt sich vor allem im oberflächennahen Grundwasser wider. Je weiter man in die Tiefe geht, desto älter und geschützter ist das Wasser", erklärt Thomas Keller, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach. Mineral- und Brauwasser kommen wie Trinkwasser meist aus Tiefbrunnen, die durch wasserundurchlässige Schichten kaum durch Nitrat und andere Stoffe belastet sind.

"Das ist auch noch viele Hunderte oder teilweise Tausende Jahre so. Aber das Ziel ist ja, auch das oberflächennahe Grundwasser so zu schützen, dass man es verwenden kann", verdeutlicht Keller. In den vergangenen Jahren hat er miterleben müssen, wie rund zehn Wassergewinnungsanlagen im Amtsgebiet wegen zu hoher Nitratbelastung dicht gemacht werden mussten.


Umweltschützer messen zu viel Nitrat in Privatbrunnen 


Aber wie sieht es nun mit dem Brauwasser aus? "Wir bekommen das Wasser aus unserem eigenen Brunnen aus einer Tiefe von 40 Metern unter der Brauerei", erklärt Bernd Hauf von der Dinkelsbühler Brauerei Hauf. "Wir haben bestes Wasser und kaum Nitrat", betont er.

Zwei nordbayerische Biere über dem Grenzwert 

Doch das ist nicht überall so. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat 2004 insgesamt 100 Biere, die aus brauereieigenem Brunnenwasser gebraut wurden, auf ihren Nitrat-Gehalt untersucht. 80 Biere hatten einen Nitratgehalt von weniger als 25 Milligramm pro Liter, drei überschritten den Trinkwasser-Grenzwert von 50 Milligramm. Zwei davon lagen in Nordbayern. Bei einer LGL-Untersuchung von Mineral-, Quell- und Tafelwassern im Jahr 2018 lag dagegen kein einziges über dem Grenzwert.

Um Wasser mit möglichst wenig Nitrat zu fördern, vertrauen vor allem die großen Brauereien auf besondere Schutzmaßnahmen, so etwa auch die Brauerei Tucher, die ihr gesamtes Brauwasser aus vier eigenen Brunnen an die Oberfläche bringt. Es wird in einem fünf Hektar großen, Brauerei-eigenen Gelände in den Rednitzauen gewonnen. 

"Jegliche Verunreinigung im engsten Bereich um die Anlage muss unterbleiben. Eine Flächennutzung ist nicht zugelassen – auch nicht durch die Landwirtschaft. Die Zone I des Wasserschutzgebietes ist eingezäunt und darf, außer von Fachleuten, nicht betreten werden", betont Tucher-Sprecher Kai Eschenbacher. 

Proben durch externe Fachinstitute

Ein eigener Gewässerschutzbeauftragter bei Tucher begeht regelmäßig das Gelände und beauftragt externe Fachinstitute mit Beprobungen. "Infolge der Lage unseres Tiefbrunnens und der Schutzmaßnahmen ist unser Brauwasser nicht von der Belastung im Grundwasser betroffen", erläutert Eschenbacher.

Ähnlich sieht das bei Franken Brunnen aus. Die in Neustadt/Aisch abgefüllten Wässer stammen aus eigenen Brunnen im Umkreis von wenigen Kilometern um das Betriebsgelände und aus einer Tiefe von 50 bis 100 Metern. Die Flächen darüber sind entweder direkt in Besitz des Unternehmens oder vom Zutritt unbefugter Personen geschützt. 

Ton- und Tonsteinschichten über den Wasser wirken als natürliche Filter. Innerhalb weniger Jahrzehnte wird an der Oberfläche gefallener Regen durch die natürlichen Filter und die Mineralstoffaufnahme zum Mineralwasser. "In der über 85-jährigen Geschichte von Franken Brunnen ist das Mineralwasservorkommen dadurch rechnerisch bereits mehrfach durch die laufende Neubildung ersetzt worden", erklärt eine Unternehmenssprecherin. 

Die meisten Brauereien bekommen ihr Wasser aber gar nicht aus eigenen Brunnen. "Das ist nur bei den großen so. Die kleinen beziehen Gemeindewasser. Bei 70 Prozent der Brauereien ist das der Fall", sagt Herbert Meier, Geschäftsführer beim Verband der Privaten Brauereien.

Wasser zum Lkw-Waschen statt zum Brauen

In vielen Brauereien wird das Wasser durch Umkehrosmose zusätzlich aufbereitet und gereinigt. Immer wieder kommt es aber vor, dass vor allem oberflächennahe Brunnen wegen zu vieler Schadstoffe gesperrt werden. "Oft können die Brauereien das Wasser dann wenigstens noch als Brauchwasser nutzen, also zum Beispiel, um Lkw zu waschen oder zum Kühlen", verdeutlicht Meier. 

Gemeindewasser bekommt etwa die Brauerei Rittmayer in Hallerndorf (Kreis Forchheim). "Für einen eigenen Brunnen müsste ich in den Wald auf ein Grundstück, das mir noch nicht gehört und eine ein Kilometer lange Leitung bauen. Das lohnt sich nicht", sagt Georg Rittmayer.
Stattdessen erhält seine Brauerei ihr Wasser vom Zweckverband zur Wasserversorgung der Eggolsheimer Gruppe. Dieser gewinnt sein Wasser aus neun Brunnen in einem Wasserschutzgebiet im Regnitztal. In einer Tiefe von 15 bis 50 Metern ist es durch dicke Tonschichten geschützt.

Manchmal kann man aber nicht einmal auf Gemeindewasser zurückgreifen. So wie bei der Landwehr Bräu in Reichelshofen (Landkreis Ansbach). "Wir haben hier eine reine Gipsunterlage und 50 Grad Wasserhärte. Es wäre viel zu teuer, das Wasser aufzubereiten. Deshalb bekommen wir es schon seit 1972 von der Fernwasserversorgung Franken", erläutert Braumeister Klaus Dürr. 

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