Noch immer alles drin für Klose?

Das Restprogramm des 1. FC Nürnberg im Schnell-Check: Steigt der Club noch auf?

Erik Thieme

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15.04.2025, 05:00 Uhr
Durch den Sieg in Kaiserslautern bewahrt sich Nürnberg die Chance auf den Aufstieg.

© IMAGO/Sportfoto Zink Durch den Sieg in Kaiserslautern bewahrt sich Nürnberg die Chance auf den Aufstieg.

Eigentlich schien die Saison für den Club nach der 2:1-Niederlage bei Tabellenschlusslicht Regensburg schon gelaufen. Obwohl der FCN die besseren Chancen hatte, durften am Ende die Oberpfälzer jubeln. Ohne Tzimas ließ die Offensive zu viel liegen und so hakte man das Thema Aufstieg, das zwar nie offiziell als Ziel ausgerufen wurde, ob der Ergebnisse aber immer wieder Thema war, ab. Mit dem Abstieg hatte Kloses Elf spätestens seit den schwierigen ersten Spieltagen nichts mehr zu tun, aber aufgrund des herausfordernden Restprogramms traute kaum jemand dem FCN zu, noch einmal oben mitzumischen.

Doch nur eine Woche später zeigte sich die Mannschaft auf dem Betzenberg maximal effizient vor dem Tor und gewann dank eines überragenden Jan Reichert in Kaiserslautern. Reporterlegende Günther Koch sprach zwar im Podcast von einem Sieg, der glücklicher gar nicht hätte sein können, die drei Punkte gingen aber trotzdem ins Frankenland. Und weil die direkte Konkurrenz aus Magdeburg und Paderborn an diesem Spieltag gar keine Punkte einfahren konnte, hat der Club auf einmal wieder nur noch drei Punkte Rückstand auf Relegationsrang drei. Zum x-ten Mal in dieser Saison stellt sich nun also wieder die Frage: Geht da noch was in Sachen Aufstieg?

Die Tabellensituation

Als der 1. FC Nürnberg das letzte Mal Gefahr lief, im Aufstiegsrennen noch ein Wörtchen mitzureden, stand noch Robert Klauß an der Seitenlinie der Franken. Durch eine gute Serie hatte sich der Club damals wieder oben angemeldet und war aufgrund seiner Form auf einmal ein Kandidat für ganz oben. Doch noch bevor die große Euphorie ausbrechen konnte, kassierte der FCN gleich vier Tore (!) nach Ecken gegen Sandhausen und war innerhalb von 90 Minuten wieder raus aus dem Rennen. Drei Spieltage vor Saisonende war der Rückstand von vier Punkten auf Rang drei zu groß, um noch einmal ernsthaft eingreifen zu können. Jetzt, knapp zwei Jahre später, sieht die Sache zumindest ein wenig besser aus.

Fünf Spieltage vor dem Ende belegt der Club zwar "nur" den achten Tabellenplatz, weil sich hinter Köln (2.) und dem HSV (1.) aber niemand so richtig absetzen kann, hat der FCN mit 44 Punkten nach wie vor alle Chancen, den Relegationsrang zu erreichen - zumal man mit Fortuna Düsseldorf (47 Punkte/ 4. Platz), dem SC Paderborn (45 Punkte/ 7. Platz) und der SV Elversberg (47 Punkte/ 3. Platz) noch drei Duelle gegen die direkte Konkurrenz vor sich hat. Und die hat zum Teil große Probleme.

Das Restprogramm im Schnell-Check

Kommende Woche gastiert mit Paderborn einer der permanenten Aufstiegskandidaten dieser Saison im Max-Morlock-Stadion, doch aktuell ist mächtig Sand im Getriebe. Nach 26 Spieltagen stand die Elf von Lukas Kwasniok noch auf Rang drei, dann folgten drei Niederlagen gegen Köln, Braunschweig und Düsseldorf. Aufgrund der aktuellen Form kann sich der Club gerade zu Hause definitiv Chancen auf den Sieg ausrechnen, unterschätzen darf Klose die Westfalen aber keinesfalls. Denn obwohl alle drei vergangenen Partien verloren gingen, war der SCP stets mindestens auf Augenhöhe. Das große Manko: Die Chancenverwertung. Mit einem ähnlich gut aufgelegten Jan Reichert ist hier aber definitiv etwas drin.

Eine Woche später gastiert der Club dann bei der Fortuna in Düsseldorf, die sich ebenfalls wieder oben angemeldet hat. Coach Daniel Thioune hat seine enorm ersatzgeschwächte Mannschaft trotz der großen Verletzungssorgen wieder in die Spur geführt und konnte zuletzt zwei Siege einfahren. Im Hinspiel verschenkte der Club nach einer starken ersten Halbzeit noch eine Führung, das Spiel endete 2:2. Ob es im Rückspiel besser läuft, hängt nicht zuletzt von der Personallage der Fortuna ab - zwischenzeitlich fehlten elf Spieler verletzt. Vorher haben die Düsseldorfer aber noch ein schweres Auswärtsspiel in Elversberg zu bestreiten. Je nachdem, wie das ausgeht, könnte der Club dann schon an den Rheinländern vorbeiziehen - und einen großen Schritt in Richtung Platz drei machen. Wichtig wird für diese Partie vor allem die Nürnberger Defensive. Die spielerisch wie läuferisch starken Fortunen können sich in der Regel auf ihre starke Offensive verlassen. In der Verteidigung entstanden in der bisherigen Spielzeit zwar immer wieder große Lücken, zuletzt trat die Mannschaft defensiv aber wieder etwas selbstbewusster auf.

Die Wochen der direkten Duelle gehen dann am 32. Spieltag in die letzte Runde - der FCN empfängt die SV Elversberg. Obwohl der Verein erst seit zwei Jahren in der zweiten Bundesliga ist, mischt die SVE kräftig mit im Aufstiegsrennen - und befindet sich in bestechender Form. Von den vergangenen zehn Partien verlor die Sportvereinigung nur eine einzige, zuletzt gelangen zwei Siege in Folge. Daran hat Stürmer Fisnik Asllani große Anteile, der Offensivstar der Saarländer kommt bereits auf 17 Saisontore - nur Davie Selke vom Hamburger SV hat mehr (19). Das Duell gegen die äußerst zweikampfstarken und inzwischen sogar recht spielfreudigen Elversberger wird womöglich die größte Herausforderung der letzten fünf Spiele für Kloses Elf. Sofern man zu diesem Zeitpunkt noch immer Teil der erweiterten Spitzengruppe ist, könnte sich im Saarland zeigen, ob es für den Club nächstes Jahr auswärts wieder nach Elversberg oder doch nach München geht.

Außer gegen die bereits genannten spielt der Club auch noch gegen Köln und Braunschweig. Der aktuell zweitplatzierte "Effzeh" holte zuletzt zwar meist die nötigen Punkte, überzeugte dabei aber nur zu selten. Vor allem offensiv will der Traditionsverein einfach nicht richtig in Schwung kommen. Das letzte Mal, dass die Kölner drei Tore erzielten, war im Dezember - beim 1:3-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg. Spielerisch hat der Club hier definitiv die Möglichkeiten, drei Punkte mit nach Hause zu nehmen. Gegen die defensivstarken Domstädter ist eine formstarke Offensive ein Muss - defensiv kann der Club mit breiter Brust nach Nordrhein-Westfalen fahren, wenn alle fit sind. Zumal der "Effzeh", der bis dahin noch gegen die beiden Aufsteiger Münster und Regensburg sowie Hannover spielt, zu diesem Zeitpunkt schon aufgestiegen sein könnte. Auch das käme Kloses Mannschaft sicher zugute.

Sollte es nach diesen vier richtungsweisenden Partien noch immer im Rahmen des Möglichen sein, in der Relegation um den ersten Aufstieg seit sieben Jahren spielen, könnte der Club in Braunschweig Nägel mit Köpfen machen. Die Niedersachsen kämpfen auch in dieser Saison gegen den Abstieg und sind aktuell mit zwei Punkten Vorsprung auf Relegationsplatz 16 auf einem guten Weg. Doch die Saison der Eintracht ist ein Auf und Ab. Auf katastrophale Auftritte wie bei der 1:5-Klatsche gegen die Hertha folgen Lichtblicke wie das gedrehte Spiel in Paderborn (3:2-Sieg nach 1:2-Rückstand) und der überraschende 4:2-Auswärtserfolg beim Hamburger SV vergangenes Wochenende. Gegen die meist eher passive Eintracht dürfte der Club mehr vom Spiel haben, sodass Jander und Co. alle Trümpfe in der eigenen Hand halten. Besonders Angreifer Rayan Philippe sollte die fränkische Abwehrreihe im Griff haben. Der Franzose ist der Top-Torjäger der Niedersachsen und einer der wichtigsten Bausteine für die Mission Klassenerhalt. Mit etwas Glück könnte der FCN hier sogar in eine ähnliche Situation geraten wie gegen Köln: Rein theoretisch könnte die Saison am letzten Spieltag auch für Braunschweig schon gelaufen sein, im Positiven wie im Negativen. Wahrscheinlich erscheint dieses Szenario aufgrund des ebenfalls komplizierten Restprogramms der Eintracht (unter anderem noch gegen Düsseldorf, Kaiserslautern und Elversberg gefordert) aber nicht.

Die KI glaubt nicht mehr an den Aufstieg

Um tatsächlich in der Relegation noch um den Aufstieg mitspielen zu können, muss vieles richtig laufen beim und für den 1. FC Nürnberg. Möglich scheint in dieser verrückten Liga zur Zeit aber alles, da kaum ein Team in der oberen Tabellenhälfte konsequent zu überzeugen weiß. Mit Siegen gegen Paderborn und Düsseldorf kann sich der Club aus eigener Kraft im Aufstiegsrennen halten, gegen Elversberg könnte sich der FCN noch einmal so richtig ins Rampenlicht spielen. Aus eigener Kraft ist Platz drei aber trotzdem nicht drin, weil Kaiserslautern und Magdeburg noch immer vor den Franken stehen. Vor allem die Magdeburger, die noch gegen alle drei Aufsteiger spielen, haben deutlich bessere Chancen als der Club. Die sind gleichzeitig mit nur einem Sieg aus den vergangenen Spielen aber auch enorm schlecht aufgelegt.

Die Buchmacher glauben jedenfalls nicht an einen Endspurt des 1. FC Nürnberg, was ob der verbliebenen Partien absolut nachvollziehbar ist. Auch die Berechnung einer Künstlichen Intelligenz beim NDR kann sich keinen fränkischen Saisonendspurt mehr vorstellen. Laut deren finaler Tabelle landet die SV Elversberg auf dem Relegationsrang, der Club holt aus den finalen Partien demnach nur noch sieben Punkte und schließt die Spielzeit auf dem achten Platz ab.

Doch ob mit Relegation oder ohne - die aktuelle Saison kann man in Nürnberg guten Gewissens als vollen Erfolg bewerten. Miroslav Klose übernahm eine gefühlt vollständig neu zusammengewürfelte Mannschaft und bewies nicht nur hervorragende Trainerqualitäten, sondern zeigte mit seiner ruhigen Art auch, dass er ein emotionales Umfeld wie das in Nürnberg managen und die Erwartungshaltung gut in Zaum und vor allem auf einem realistischen Niveau halten kann. Unabhängig vom Ausgang der restlichen Spiele kann der FCN seit langer Zeit positiv in die neue Saison gehen. Und mit einer großen Portion Glück geht es nächstes Jahr auswärts ja vielleicht doch nach München - die erste Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte verlief für Klose am vergangenen Wochenende ja bereits äußerst erfolgreich.

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