4:3 in Magdeburg
„Ein unglaubliches Gefühl“: Club feiert dritten Last-Minute-Sieg im Jahr 2025
08.02.2025, 18:59 Uhr
Manchmal gibt es Tage, da funktioniert einfach alles. Da werden selbst harmlose Abschlüsse zu Toren. Da nutzt man nahezu jede Chance. Da hat man im Gegenzug auch in der eigenen Defensive das nötige Quäntchen Glück. Da laufen alle wichtigen Spielsituationen tendenziell zu den eigenen Gunsten. Da kommt man in einen Flow und entwickelt zunehmend das Selbstverständnis, dass alles, was man macht, irgendwie gut wird.
Einen solchen Tag erlebte der 1. FC Nürnberg an diesem 8. Februar 2025. Eine Saison voller solcher Tage erlebte Bayer Leverkusen in der vergangenen Spielzeit, als sie ebenfalls oft durch späte Tore und glückliche Entscheidungen Spiele gewannen, die sie nicht unbedingt hätten gewinnen müssen. (Zugegeben, Leverkusen spielte über weite Strecken freilich anderen Fußball als der 1. FC Nürnberg, der sich gegen Magdeburg aufs Verteidigen und Kontern konzentrierte, aber die Parallele mit den Last-Minute-Treffern ist gegeben.)
Und: "Manchmal gibt‘s Tage, da kannst Du dich eigentlich nur selbst schlagen – heute war so ein Tag", sagte indes Christian Titz der Trainer des 1. FC Magdeburg, dessen Team mit individuellen Fehlern dem Club den Weg zum Auswärtserfolg ebnete.
Ein Spiel voller Dramatik
Letztendlich besiegte der 1. FC Nürnberg die Titz-Elf mit 4:3 in einem spektakulären Spiel, das alles hatte, was in einem Fußballspiel für Dramatik sorgen kann: Blitzstart, Traumtor, Elfmeter, Eigentor, Aufholjagd, Lucky Punch. "Es war für die Zuschauer ein sehr spannendes Spiel", bilanzierte Nürnbergs Cheftrainer Miroslav Klose nach der Partie. Sein Team agierte im ersten Durchgang mit eiskalter Effizienz und verwertete nahezu jede Chance zum Tor. Abgesehen von den vereinzelten, aber ertragreichen Offensiv-Vorstößen war der 1. FC Nürnberg gegen die spielstarken Magdeburger insbesondere im ersten Durchgang aber fast nur mit Verteidigen befasst. "Unser Matchplan ist gerade in der ersten Halbzeit gut aufgegangen", erklärte Kapitän Robin Knoche, an dessen rechter Seite statt Finn Jeltsch diesmal Neuzugang Tim Drexler auflief. Obwohl Magdeburg zunehmend drückend dominant auftrat und die Gäste mitunter tief in deren Hälfte einschnürte, gelang es den Hausherren lange nicht, diese Dominanz in Tore umzumünzen – im ersten Durchgang traf die Truppe von Cheftrainer Christian Titz ausschließlich per Standard.
Entsprechend ging Klose mit einer 3:1-Führung im Rücken und mit folgender Erwartung in den zweiten Durchgang: "Wir wussten, dass wir noch mehr gegen den Ball arbeiten mussten. Wir mussten noch mehr leiden, aber meine Mannschaft war dafür bereit und hatte auch heute gute Beine, um viele Konter zu fahren." Tatsächlich bot sich dem Club sogar noch mehrmals die Möglichkeit, den vierten Treffer zu erzielen und damit mutmaßlich den Deckel drauf zu machen. Aber: Die Nürnberger ließen diese Chancen liegen und wurden dafür bestraft. Mit einem Doppelschlag binnen sechs Minuten glich Magdeburg aus. "Die Gegentore müssen wir besser verteidigen. Die Entlastung hat in der zweiten Halbzeit einfach gefehlt, wodurch sich der Druck Magdeburgs immer weiter aufgebaut hat", analysiert Kapitän Knoche die wohl kritischste Phase des Spiels. In der Schlussphase schnupperten beide Teams noch am Lucky Punch.
"Die Energie war in der Mannschaft zu spüren"
"Ich hätte auch das 3:3 unterschrieben. Das wäre auch schon ein Erfolg gewesen. Meine Mannschaft hat aber daran geglaubt, hat immer wieder Konter gefahren. Die Energie war in der Mannschaft einfach zu spüren", sagte Klose, der in der vierten Minute der Nachspielzeit den Lucky Punch von Julian Justvan bejubeln durfte. "Im Großen und Ganzen ist es ein glücklicher Sieg, aber für meine Mannschaft in so einer Situation, gegen so eine spielstarke Mannschaft ein großartiger Erfolg für meine Mannschaft", ordnete der Cheftrainer den Sieg ein.
Der Siegtorschütze selbst sprach von einem "unglaublichen Gefühl", dieses hart umkämpfte Spiel auf diese Art und Weise zu gewinnen: "Wir haben es uns erarbeitet. Wir haben gelitten, aber das war uns vor dem Spiel schon klar. Wir haben uns durchgebissen und sind jetzt umso glücklicher." Der Matchplan, den sich der 1. FC Nürnberg um Miroslav Klose zurecht gelegt hatte, ging voll und ganz auf: "Wir standen heute etwas tiefer als sonst, haben abgewartet und unsere Konter gut ausgespielt. Und der Konter zum Schluss war dann nochmal richtig schön. Ich habe nochmal alle Kraft zusammengeholt und bin froh, dass es gereicht hat", fasste Justvan die Spielweise seines Teams an diesem Tag und den Konter zum Glück zusammen.
Eine zentrale Rolle im Matchplan hatte Rafael Lubach: Der Mittelfeldmann durfte nach seiner starken Leistung am vergangenen Spieltag erneut von Beginn an spielen und bildete gemeinsam mit Jens Castrop, Caspar Jander und Justvan die Nürnberger Schaltzentrale. "Wir wollten spielstarke Spieler, die den Ball gut festmachen und Situationen auflösen können. Da haben wir eine Chance gesehen", begründete Klose auf der Pressekonferenz seine Entscheidung, statt einem zweiten Stürmer einen weiteren Mittelfeldspieler für die Startelf zu nominieren. "Ich picke selten bei so einem Erfolg einen Spieler heraus, aber er hat es sich wirklich verdient, jetzt nach Darmstadt, und er konnte heute wieder einen drauflegen. Er ist ein fantastischer Junge und ich bin unheimlich glücklich, dass er bei uns ist", lobte Klose seinen Youngster Lubach nach einem abermaligen Last-Minute-Sieg.
Alle drei Siege, die der Club im Kalenderjahr 2025 einfuhr, entschieden sich durch späte Treffer: Gegen Karlsruhe traf Florian Flick, gegen Darmstadt Tim Drexler und nun in Magdeburg Julian Justvan. In der laufenden Zweitliga-Saison erzielte der 1. FC Nürnberg insgesamt elf Tore in der Schlussphase - in der gesamten letzten Saison kam Bayer Leverkusen auf 22 Treffer ab der 76. Minute. Macht der Club also weiter, wie er das Kalenderjahr begonnen hatte, kommt er also locker an diesen Wert ran - und schenkt seinen Fans einige weitere ekstatische Momente.
31 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen