Vor der Länderspielpause

„Ergebnis-Kosmetik“ gegen Top-Team: Das wird für den Club gegen Magdeburg wichtig

Sara Denndorf

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31.8.2024, 05:00 Uhr
Michal Sevcik sicherte dem 1. FC Nürnberg im Duell mit dem SV Darmstadt per Traumtor ein Remis. Der Treffer ist gewissermaßen ein Symptom für einen gegenwärtigen Makel im Nürnberger Spiel.

© IMAGO/HMB Media/Claus/IMAGO/HMB-Media Michal Sevcik sicherte dem 1. FC Nürnberg im Duell mit dem SV Darmstadt per Traumtor ein Remis. Der Treffer ist gewissermaßen ein Symptom für einen gegenwärtigen Makel im Nürnberger Spiel.

"Ergebnis-Kosmetik" gilt als geflügeltes Wort im Fußball-Duktus – beim 1. FC Nürnberg bekommt es derzeit eine andere Bedeutung. In diesem Fall geht es nicht darum, etwa bei einem aussichtslosen Rückstand zumindest noch einen Treffer zu erzielen und das Ergebnis damit nicht allzu fatal erscheinen zu lassen. Stattdessen verdecken die Ergebnisse beim Club dieser Tage eigentlich offensichtliche Mäkel, sie verschleiern fußballerisch bislang wenig überzeugende Leistungen in einem akzeptablen Punkte-Gewand.

Der Saisonstart beim Club

Vielleicht ist es Pragmatismus, vielleicht ist es individuelle Klasse, vielleicht ist es eben Ergebnis-Kosmetik und vielleicht sind es auch nur Anlaufschwierigkeiten, auf die man in wenigen Wochen lächelnd zurückblicken kann. Fakt ist: Der 1. FC Nürnberg erwischte zwar mit vier Punkten aus drei Spielen gegen ambitionierte Gegner eine vernünftige Punkteausbeute zum Saisonstart, rein sportlich konnte er aber nur in wenigen Phasen der bisherigen Partien überzeugen. Exemplarisch steht dafür die "kicker"-Note: Einzig die Spieler vom SSV Jahn Regensburg und Eintracht Braunschweig erhielten vom Fußball-Fachblatt im Durchschnitt noch schlechtere Noten als der Club (3,56).

Ein weiteres Indiz dafür, dass die soliden Ergebnisse nicht ansatzweise die gebotene Leistung widerspiegeln, liefert ein Blick auf die Expected Goals und die tatsächliche Ausbeute. Sechs Tore erzielte der 1. FC Nürnberg in den ersten drei Partien und übertraf damit seinen Expected Goals-Wert in Höhe von 2,9 erwarteten Toren maßgeblich – und deutlich mehr als jeder andere Zweitligist. Das geht aus Daten des Statistikportals "fbref.com" hervor. Die Differenz kann auf individuelle Klasse wie etwa beim Traumtor von Michal Sevcik ebenso zurückzuführen sein wie auf Glück und damit auf eine möglicherweise kurzzeitig andauernde Überperformance, welche die Mängel im Offensivspiel (noch) kaschiert.

Außerdem kommen die Nürnberger gemeinsam mit Elversberg am seltensten überhaupt zu Schüssen und sind dabei verglichen mit den anderen Zweitligisten im Durchschnitt am weitesten vom gegnerischen Tor entfernt. Die Mannschaft von Cheftrainer Miroslav Klose tut sich also schwer, aussichtsreiche Chancen zu kreieren und sich in die gefährliche Zone zu spielen. Entsprechend stehen 2,9 erwarteten Toren (welche durch Kanji Okunukis Kurzdistanz-Treffer aufs leere Tor gegen Karlsruhe sogar noch deutlich erhöht ist) 5,1 erwarteten Gegentoren gegenüber. Ein Missverhältnis, das dem Klose-Club auf Sicht zum Verhängnis werden könnte, zeigt es doch die offensiven Unzulänglichkeiten und die defensive Anfälligkeit auf.

Aber: Teil der Wahrheit ist auch, dass die Saison 2024/25 erst drei Spieltage jung ist und die gänzlich neu zusammengestellte Mannschaft mit 14 externen Neuzugängen und einem neuen Chefcoach womöglich schlichtweg Zeit braucht, um die Ideen und Ansätze von Miroslav Klose auf dem Platz gewinnbringend umzusetzen.

Der Gegner

Konträr zum 1. FC Nürnberg befindet sich der kommende Gegner genau im Soll, im Einklang zwischen Leistung und Ergebnis, im Gleichgewicht zwischen erwarteten Toren (5.3) und tatsächlichen Torerfolgen (5). Der 1. FC Magdeburg startete mit einem 3:1-Sieg in Braunschweig und zwei Remis gegen Elversberg und Schalke mit fünf Punkten in die neue Spielzeit, verzeichnete aber im Pokal einen bitteren Dämpfer, als die Sachsen-Anhaltiner mit 1:2 bei den Kickers Offenbach ausschieden.

In der 2. Bundesliga indes wusste die Mannschaft von Cheftrainer Christian Titz bislang zu überzeugen, weist sie doch ligaweit den zweitbesten "kicker"-Notendurchschnitt auf (2,33) und steht zudem für einen dominanten Ballbesitzfußball. Von dieser Spielweise rückte Titz selbst in jenen Phasen der vergangenen Saison, in welchen das Team aus der Landeshauptstadt akut abstiegsgefährdet war, nicht ab. In der aktuellen Spielzeit haben nur die Berliner Hertha und der 1. FC Köln im Durchschnitt mehr Ballbesitz als Magdeburg (54,7 Prozent), welches insgesamt die fünftmeisten Pässe der 2. Bundesliga und die drittmeisten Pässe ins letzte Drittel spielt. In letzterer Kategorie bildet der 1. FC Nürnberg im Übrigen das Schlusslicht, also nahezu den Gegenpol zu seinem kommenden Gegner.

Die Bilanz

Erst viermal duellierten sich der 1. FC Nürnberg und der 1. FC Magdeburg in einem Pflichtspiel, in allen Fällen im Rahmen der 2. Bundesliga. Zweimal setzte sich der Club durch, einmal endete die Partie remis, einmal ging der FCM als Sieger vom Platz. Dabei gewann der jeweilige Sieger nie mit mehr als einem Tor Unterschied, die Duelle fielen also denkbar knapp aus.

Der Spieler im Fokus

Der 1. FC Magdeburg hat mit Neuzugang Martijn Kaars nicht nur einen der bisherigen Toptorschützen (drei Tore), sondern auch den gemäß der "kicker"-Noten fünftbesten Spieler der Liga in seinen Reihen. Der niederländische Stürmer schlug bislang voll ein, bringt neben seinen Torjägerqualitäten auch Geschwindigkeit und Laufstärke mit und spielt sich direkt in den Fokus.

Abgesehen vom niederländischen Neuzugang Kaars ist auch Philipp Hercher ein erwähnenswerter Bestandteil des Magdeburger Kaders. Der 28-Jährige, der über sechs Jahre für die Jugend-Teams und später überwiegend für die Reserve des 1. FC Nürnberg auflief, schloss sich in diesem Sommer dem Zweitligisten aus Sachsen-Anhalt an. In der von Titz zuletzt präferierten 3-4-3-Formation kommt der Ex-Nürnberger tendenziell auf der rechten Schiene zum Einsatz. Ob der Mittelfeldspieler gegen seine alte Liebe und an alter Wirkungsstätte in der Startelf stehen wird, ist fraglich.

Das Personal

Benjamin Goller, Mahir Emreli und Tim Handwerker stehen nach ihren langwierigen Verletzungen noch nicht zur Verfügung. Ansonsten fehlt Janni Serra, der nach einem Rückschlag noch nicht schmerzfrei ist, und aller Voraussicht nach auch Enrico Valentini mit muskulären Problemen. Christian Mathenia blieb dem Training zuletzt krankheitsbedingt fern.

Entsprechend ist für das Duell mit dem 1. FC Magdeburg eine sehr ähnliche Nürnberger Startelf wie zuletzt gegen Darmstadt zu erwarten. Vor Jan Reichert verteidigen wohl wieder Oliver Villadsen, Finn Jeltsch, Robin Knoche sowie Danilo Soares. Letzterer bekam zwar mit Neuzugang Berkay Yilmaz jüngst einen Herausforderer für die Linksverteidiger-Position, allerdings sei der 19-Jährige nach wenigen Trainingseinheiten am Valznerweiher laut Coach Klose noch kein Kandidat für die Startelf. Auch davor bleibt wohl vieles wie gehabt: Florian Flick und Jens Castrop bilden die Schaltzentrale, die Flügelpositionen bekleiden mutmaßlich Florian Pick und Julian Justvan, stürmen darf Lukas Schleimer. Auf der "Zehn" könnte Caspar Jander nach seiner abgesessenen Gelb-Rot-Sperre Rafael Lubach verdrängen.

Infos zum Spiel

Um 13 Uhr ist Anpfiff im Max-Morlock-Stadion. Für alle, die das Spiel zu Hause auf dem Sofa verfolgen wollen, bietet Pay-TV-Sender "Sky" die Übertragung als Einzelspiel oder in der Konferenz an. Kostenlos ist indes die Live-Berichterstattung der "ARD-Audiothek", der "Sportschau"-App sowie der Fanradios beider Klubs.

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