Analyse

Ohne Mut und Plan: Besonders in der Offensive hapert es beim FCN in Hannover

Alicia Kohl

Volontärin

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29.9.2024, 19:58 Uhr
Konteraktionen wie diese hier von Jens Castrop verpufften meist schon im Mittelfeld.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Konteraktionen wie diese hier von Jens Castrop verpufften meist schon im Mittelfeld.

Der Club verliert in Hannover. Es ist bereits die vierte Niederlage in der noch jungen Saison. Dabei war die Mannschaft von Trainer Miroslav Klose nicht so unterlegen, wie es bei einem 0:2 vielleicht wirken mag. Besonders die Defensive stand die meiste Zeit sehr sicher, ließ nur wenige klare Chancen zu und vereitelte diese dann. Nur der Elfmeter brachte diese Standfestigkeit kurz ins Wanken - allerdings ein spielentscheidendes Wanken.

Trotzdem zeigte sich Club-Coach Klose sehr zufrieden mit der Defensivleistung seiner Mannschaft. "Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen", sagt er in der Pressekonferenz nach dem Spiel, "Wir haben die Zweikämpfe intensiv geführt und gut wegverteidigt." Auf der Homepage des 1. FC Nürnberg betont er außerdem, dass sein Team die Trainingsinhalte in der Defensive gut umgesetzt und dadurch eine höhere Stabilität aufgebaut habe. Das unterstützt auch die Zweikampfquote: Laut Kicker-Zahlen hat der FCN 55 Prozent der geführten Duelle gewonnen.

Der Elfmeter ist unglücklich, entscheidet im Endeffekt das Spiel. In Hannover zeigte sich allerdings: Der Club trat zwar gegen den Ball sehr ordentlich und im Vergleich zu den vergangenen Spielen auch verbessert auf, mit dem Ball selbst kann er aber noch recht wenig anfangen kann. Wären die Nürnberger da klarer, konsequenter, konzentrierter gewesen, hätten sie vielleicht gar nicht erst einem Rückstand nachlaufen müssen, sondern wären selbst in Führung gegangen.

Unsicherheiten im Offensivspiel des 1. FC Nürnberg

Auch Klose führt das auf der Pressekonferenz als Kritikpunkt an: "Unser Umschaltspiel haben wir nicht genutzt, nicht gut ausgespielt." Das war am Ende der entscheidende Unterschied zwischen dem Club und Hannover 96. Denn obwohl das im Spiel nicht so gewirkt hat, war der Ballbesitz ausgeglichen, 48 Prozent der Zeit kursierte die Kugel in Nürnberger Reihen. Zwar listet der Kicker sogar zehn Torschüsse aufseiten des FCN, 13 für Hannover. Doch viele daraus entstanden aus Einzelaktionen, die Konstanz im Spielaufbau fehlte. Hannover dagegen rannte immer wieder an, hielt sich einen Großteil der Zeit in der gegnerischen Hälfte auf und drängte entschieden auf das Tor - mit Erfolg.

Dem Club merkte man nicht nur an, dass er sich mit dem 0:0 durchaus zufriedengegeben hätte, er zeigte sich im Spiel nach vorne auch weitgehend hilflos. Dabei wären die Situationen da gewesen, auch dadurch, dass Hannover so hoch stand, früh anlief und viel mit Angreifen beschäftigt war. Dadurch entstanden immer wieder Lücken und Kontergelegenheiten.

Nach einer Balleroberung in der Defensive schafften es die Nürnberger noch, einen Spieler freizuspielen. Der trat dann häufig ein Tempodribbling durch die Mitte an, verhedderte sich dann aber meist in den schnell zurückschiebenden Hannoveraner Verteidigern, wurde langsamer oder spielte zu spät ab. Teil des Problems war aber oft auch, dass der Spieler mit Ball in einem solchen Umschaltmoment gern mal alleingelassen wurde - die anderen schoben gar nicht mehr mit vor. Ihm blieb also manchmal auch gar nichts anderes übrig, als den Ball weiterzuführen, da seine Mitspieler ihm nicht anboten. So verpufften viele mögliche Gegenstöße im Nichts, endeten in einem Fehlpass oder Ballverlust.

Das machte das Spiel der Klose-Clubs in Hannover kräfteraubend und anstrengend, immer wieder mussten die Nürnberger nach einer eigenen Balleroberung sofort zurückrennen, um wieder verteidigen zu können.

Klarer Wille fehlt

Hatte der FCN dann mal in einer ruhigeren Situation den Ball und hätte kontrolliert aufbauen und geduldig nach vorne spielen können, war so wenig Bewegung im Spiel, dass meist nur ein weiter Ball auf Neuzugang Emreli oder Schleimer möglich war. Viele dieser Befreiungsschläge kamen aber gar nicht erst an, sondern umgehend zurück. "Wir haben teilweise auch gut hinten herausgespielt, aber nach vorne entweder die falsche Entscheidung getroffen oder es zu kompliziert gemacht und nicht den direkten Weg zum Tor gesucht", sagt Kapitän Robin Knoche auf "fcn.de".

Der klare Wille, ein Tor zu schießen, hat am Sonntag in Hannover gefehlt. Der klare Plan, wie das eigentlich gehen soll, auch. Am kommenden Samstag gegen Preußen Münster muss also nicht nur die Verteidigung sitzen, sondern auch die Offensive strukturierter und mutiger sein. Bevor es dann nach der Länderspielpause zum Derby nach Fürth geht.

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