BSV antwortet: Keine Nachteile für Spitzenschwimmer

Katharina Tontsch

Sportredakteurin in Erlangen

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1.12.2020, 17:00 Uhr
Schwimmtraining in Erlangen oder in Nürnberg? Die TB-Athleten möchten bei ihrem Coach Roland Böller bleiben.

© Sina Schuldt, dpa Schwimmtraining in Erlangen oder in Nürnberg? Die TB-Athleten möchten bei ihrem Coach Roland Böller bleiben.

Eine Woche hat es gedauert, dann antwortete der Bayerische Schwimmverband (BSV) schriftlich auf den offenen Brief der Nachwuchsathleten. Unterzeichnet hat das Dokument allerdings nicht der Präsident, Harald Walter, den die Sportler direkt angesprochen hatten. Stattdessen haben Bastian Esefeld, der Vizepräsident Leistungssport, Fachwart Wolfgang Göttler sowie Leistungssportreferent Benedikt Schubert unterschrieben.

"Eure Besorgnis können wir nicht nachvollziehen"

In der Antwort sichern sie den Spitzenschwimmern Unterstützung zu. "Der BSV", so heißt es, habe zudem "bereits mehrfach sowohl Trainern als auch Vereinsvertretern des TB 1888 Erlangen gegenüber betont und ausgesagt, dass die Neubegründung des LSP (Landesstützpunkt, d. Red.) Nürnberg für Euch keine Nachteile bringt. Eure zum Ausdruck gebrachte Besorgnis können wir daher nicht nachvollziehen."

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Die Sportler dürfen im Verein unter Roland Böller trainieren, die Athleten im Bundes- und Landeskader erhalten zudem weiterhin die Förderungen des Verbands. Der "Verbleib an der BBS", an der Sportschule in Nürnberg, "wurde zu keiner Zeit in Frage gestellt", auch dürfen die Erlanger Schwimmer am Frühtraining in Nürnberg teilnehmen, das ein BSV-Coach leitet.

Präsident Walter: "Sachargumente sprechen für Nürnberg"

Fragen, die die Sportler persönlich an Harald Walter gestellt hatten, blieben unbeantwortet. Zum Beispiel, ob seine persönliche Vergangenheit - Walter selbst ist TB-Mitglied - eine Rolle in der Entscheidung um den Landesstützpunkt gespielt hat. Wegen seiner Erlanger Vergangenheit halte er sich zurück, sagt Walter nun auf Nachfrage unserer Zeitung. Er befürchtet, dass ihm "Vetternwirtschaft" vorgeworfen werde, "wenn wir den LSP in Erlangen gelassen hätten, obwohl alle Sachargumente für Nürnberg sprechen."

Bereits 2017 habe er seinen Abteilungsleiterposten beim TB abgegeben, um nicht in der Doppelfunktion einen neuen Stützpunktvertrag zu verhandeln. Auch jetzt habe sich der BSV-Präsident bewusst aus den Verhandlungen herausgehalten. "Ich kann nur sagen: Die Sachargumente sprechen für Nürnberg." Jahrelang habe der BSV ein neues Schwimmbad mit 50-Meter-Bahn in Nürnberg gefordert, nun erlasse die Stadt den Leistungssportlern auch die Bahnmieten. Die Voraussetzungen seien optimal.

"Wir haben uns nicht gegen Erlangen, sondern für Nürnberg entschieden"

"Die Vereine in Nürnberg und der Verband sind vom neuen Trainerteam überzeugt, die Trainer sind engagiert und kompetent", sagt Walter. "Wir haben uns nicht gegen Erlangen, sondern für Nürnberg entschieden." Der Verbandspräsident sagt, er habe mit den Athleten im September gesprochen und die Sachlage ausführlich erklärt.

"Wir sind interessiert an einem guten Miteinander. Wenn Roland Böller wollte, wäre er auch eine gute Stütze für das neue Landesstützpunkt-Team, eine Kooperation auf Trainer-Basis wäre ein erster Schritt", sagt Walter. "Doch der Turnerbund manövriert sich immer weiter ins Abseits." Der Verband aber müsse für die Athleten mittel- und langfristig die besten Bedingungen finden.

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Mit den Lösungsansätzen, die im Antwortschreiben aufgelistet sind, ist der Turnerbund jedenfalls nicht glücklich: "In diesem Leistungsbereich sind abgestimmte Trainingspläne wichtig", sagt Vereinspräsident Matthias Thurek. "Es macht daher keinen Sinn, morgens so zu trainieren - und abends anders." Und der Unterschied in der Herangehensweise zwischen Roland Böller und Jill Becker, der neuen Landesstützpunktleiterin, sei eben groß. Der Turnerbund arbeitet daher weiterhin an einer Lösung, betont aber auch, stets für einen persönlichen Austausch bereit zu sein. Eine Antwort der Nachwuchsathleten soll folgen. Schriftlich.

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