Choupo-Moting: Vom FCN-Youngster zum PSG-Helden
13.8.2020, 12:06 UhrNeymar war es nicht. Mbappé auch nicht. Stattdessen erzielte ein gewisser Eric Maxim Choupo-Moting den besonders von Thomas Tuchel vielumjubelten Siegtreffer gegen Bergamo. Der Choupo-Moting, der noch vor einem Jahrzehnt an der Seite von Dennis Diekmeier und Angelos Charisteas dem 1. FC Nürnberg zum Bundesliga-Klassenerhalt verhelfen sollte. Der dann über Mainz und Schalke in die Premier League wechselte, wenig ruhmreich mit Stoke City abstieg und von Förderer Tuchel letztlich ablösefrei als Cavani-Backup nach Paris gelotst wurde. Der Stürmer, bei dem sich der ein oder andere Club-Fan - bei allem Respekt - fragen dürfte, wie es sein kann, dass ein solcher, zwar keinesfalls untalentierter Spieler, der aber eben auch kein auserkorener Wunderstürmer ist, in einem Team voller Ausnahmekönnern und Weltstars wie Neymar oder Mbappé auflaufen kann. Sein besonders von Thomas Tuchel vielumjubelter Treffer in der dritten Minute der Nachspielzeit gegen Atalanta liefert nicht die Antwort auf diese Frage, eliminiert aber zumindest zwischenzeitlich, nur kurz jetzt eben, ihre Daseins-Berechtigung.
Dank Ex-Nürnberger: Paris bezwingt Bergamo spät
Seine unumstrittenen Fähigkeiten ließ der damals 20-Jährige in seinen 25 Einsätzen (kicker-Durchschnittsnote 4,32) im Trikot des fränkischen Altmeisters damals jedenfalls nur vereinzelt aufblitzen. Die Leistungen des gebürtigen Hamburgers waren zumeist in Ordnung, die Torausbeute hielt sich aber in Grenzen (sechs Tore in 32 Einsätzen).
Meister und Pokalsieger PSG: Folgt nun der "wichtigste Titel"?
Dank seiner Sternstunden beim Club - der beherzte Abschluss zum zwischenzeitlichen Ausgleich in der Allianz-Arena, sein sehenswert im Fallen erzielter Treffer gegen Mainz, sein Doppelpack gegen Leverkusen und sein erfolgreicher Relegationsauftritt gegen Augsburg - nutzte der junge Leihspieler vom HSV sein Engagement am Valznerweiher dennoch für Eigenwerbung. Dass der ausgezeichnete "Nachwuchsspieler der Saison" von 2007 ein solider Bundesliga-Spieler werden könne, erahnte man in Nürnberg in der Saison 2009/10 bereits. Dass der 31-Jährige nun mit Paris St. Germain um den lang ersehnten Triumph in der Königsklasse, den - wie er sagt - "wichtigsten Titel" kämpft, überrascht dann doch eher - auf den ersten Blick zumindest.
Man könnte behaupten, Choupo-Moting zählt zu jener Kategorie seiner Zunft, deren Akteure stets über ihren Verhältnissen spielen. Man könnte aber auch behaupten, der Offensivspieler habe auf seine Möglichkeiten bezogen schlichtweg das Optimum ausgelotet. Die Wahrheit liegt in der Mitte - und auf dem Platz. Dort liefert "Choupo", dessen Vertrag in der französischen Kapitale Ende August ausläuft, allerdings überwiegend in Kurzeinsätzen (6 Tore in 31 Liga-Partien). Zwar agiert der zumeist als Mittelstürmer eingesetzte Kapitän der kamerunischen Nationalmannschaft freilich glanzloser als seinen namhaften und trickreichen Kollegen, seine Qualitäten können aber gerade in solch engen Partien wie dem Viertelfinale der Champions League am Mittwoch von entscheidender Bedeutung sein.
Rhein und Nürnberger: Dynamisches Duo auf der FCN-Sechs
Dribbel- und kopfballstark, robust und bullig aber zugleich schnell, ausgestattet mit einer guten Physis und einer guten Übersicht, zudem stark im Pressing: Der Spielertyp des Deutsch-Kameruners ist sowohl selten als auch gefragt. Kein Wunder, dass PSG-Trainer Thomas Tuchel, der dem Ex-Nürnberger in der gemeinsamen Zeit in Mainz zum Durchbruch verhalf, 2018 die Chance ergriff und seinen früheren Schützling, der in seiner Karriere noch keinem Verein eine Ablöse kostete, zum finanzstarken franko-katarischen Künstlerklub lockte. Dort zählt der einstige Club-Profi keinesfalls zu den Leistungsträgern, ist aber - mit Ausnahme seines unvergessenen Fehlschusses bei einem sicher geglaubten Treffer gegen Straßburg - zuverlässig. Besonders gefragt ist der Mann mit der Rückennummer 17 als Joker, der dank seiner Wucht und seines geradlinigen Spiels ein wichtiges Element zum mitunter verspielten Pariser Auftritt beitragen und dabei von seinen hochkarätigen Mitstreitern profitieren kann. So wie am Mittwochabend.
Neymar steckt durch auf Mbappé, der weiß, wo der Ball hin muss und legt quer auf Choupo-Moting, den Instinktfußballer, der wiederum weiß, wo der Ball hinkommt, und ihn aus Sicht der PSG-Fans dorthin grätscht, wo er hingehört - ins Tor. 2:1, Spiel gedreht, den Traum vom Champions-League-Titel in letzter Minute am Leben gehalten. "Es war ein verrücktes Spiel. Wir haben gezeigt, dass wir bis zum letzten Moment an uns geglaubt haben", erklärte der Siegtorschütze, der bereits am 1:1 wesentlich beteiligt war, später und führte fort: "Als ich ins Spiel kam, dachte ich mir: So können wir nicht ausscheiden und nach Hause fahren. Ich habe an mich und das Team geglaubt - der Rest ist Geschichte von Paris." Und die schrieb an jenem Mittwochabend in der Königsklasse eben nicht Neymar oder Mbappé, sondern dieser gewisse Eric Maxim Choupo-Moting, der einst in Nürnberg um den Klassenerhalt spielen sollte.
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