Der Unaufhaltbare: Dittenheims Philipp Unöder trifft seit Jahren nach Belieben

8.9.2021, 07:15 Uhr
Der Unaufhaltbare: Dittenheims Philipp Unöder trifft seit Jahren nach Belieben

© Foto: Salvatore Giurdanella

Mit einer Torquote von 0,73 Treffern pro Spiel wäre Philipp Unöder in der ewigen Bundesliga-Bestenliste auf dem dritten Platz. Also eine beeindruckende Bilanz, die der 30-Jährige Stürmer vom FV Dittenheim vorweisen kann. Geliebt von den Mitspielern, gehasst von den Gegnern.

Doch der gepflegte junge Mann gegenüber am Tisch macht keinesfalls den Eindruck der unsympathischste Stürmer der Liga zu sein. Jeder Fan im Amateur-Fußball kennt sie, die schrillen Vögel im gegnerischen Team mit den bunten Schuhen und der Frisur immer auf den Punkt. Dazu mit vielen kleinen Unsportlichkeiten glänzend, doch bei der zartesten Berührung mit fünf Fassrollen schreiend den Boden entlang wälzend. Beim Torjäger der Dittenheimer sucht man diese Stereotypen vergeblich.

Unöder ist Projektleiter im Bereich erneuerbare Energien. Sein Arbeitgeber aus Hilpoltstein plant Wärmenetze, stellt insbesondere das Material dafür zur Verfügung. "Gerade in der Region rund um Weißenburg gibt sehr viele Wärmenetze", sagt Unöder. Das bedeutet, nicht jeder Einwohner dort hat seine eigene Heizung im Keller. Bei einem Wärmenetz-Verbund wird eine Heizzentrale "am besten mittig ins Dorf gesetzt, manchmal aber auch an den Ortsrand aus Emissionsgründen".

Darüber wird dann die ganze Gemeinde mit Wärme versorgt. Für seinen Beruf hat Unöder in Triesdorf erneuerbare Energien studiert. "Es ist einfach ein zukunftsorientierter und breitgefächerter Studiengang, die Arbeit macht mir sehr viel Spaß."

"Wahnsinn, wie er rackert"

Auch sportlich hat Unöder mit dem Fußball eine ganz große Leidenschaft. Sein Trainer Martin Huber selbst ist es, der in Unöder zwei der wichtigsten Eigenschaften im Fußball quasi personifiziert sieht: Mannschaftsgeist und Teamgedanke. "Philipp haut immer alles für uns rein, er ist wie von der Tarantel gestochen", beginnt er zu beschreiben – und fährt fort: "Es ist einfach Wahnsinn wie er sich am Platz für das Team abrackert." Natürlich muss Unöder als Stürmer aber auch vor allem eines sein: eigensinnig und torhungrig. Er weiß aber genau, wann es zu viel ist, wie Huber erklärt: "Wenn es noch 0:0 steht, sucht Philipp immer den Abschluss zum Tor und legt den Ball nicht quer zum Mitspieler. Aber wenn es 4:0 für uns steht, entscheidet er sich immer für den Querpass und bedient seine Mitspieler."


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Während der Monate im Lockdown waren die Dittenheimer sehr gefrustet, "alle hatten irgendwann einfach keine Lust mehr, weil die Ungewissheit unerträglich war", sagt Unöder. Das Hin und Her zwischen Lockerungen und Beschränkungen war für Unöder der Ausschlag, sich eine Alternative zu suchen. Im Tennis hat er dann eine neue Leidenschaft entdeckt.

Von Theilenhofen in die Bezirksliga-Spitze

"Im Mai stand ich fast jeden Tag auf dem Tennisplatz, denn im Einzel hat man ja spielen dürfen", sagt Unöder. Mit wöchentlichen Lauf-Challenges versuchten die Dittenheimer unterdessen, die Motivation hochzuhalten. Doch die gemeinsamen Lauf-Aktionen im eigenen Team stießen nur bedingt auf Begeisterung. "Aber Dittenheim ist einfach eine Dorf-Mannschaft, da ist es auch völlig in Ordnung wenn keiner bereit ist, sich ohne Perspektiven täglich fit zu halten", so Unöders Resumeé über die Zeit im Lockdown.

Der Unaufhaltbare: Dittenheims Philipp Unöder trifft seit Jahren nach Belieben

© Foto: Uli Gruber

Sein Vater begleitete Unöder als Trainer von der F-Jugend beim Heimatverein SV Theilenhofen bis hin zur ersten Mannschaft. Doch Vorschuss-Lorbeeren genoss Unöder aufgrund des Vater-Sohn-Gespannes nicht: "Es ging immer über die Leistung, wer aufgestellt wurde und wer nicht. Diese Neutralität hat mir gut getan." Die jahrelange Unterstützung zeigte Früchte, als Unöder in den ersten Jahren als Dittenheimer 99 Tore in 112 Spielen erzielte und damit maßgeblich zur Entwicklung des Teams beitrug.

Bei allem sportlichen Erfolg der Dittenheimer Fußballer ist das Ziel aber eindeutig: "Wir wollen in erster Linie nicht mehr als die Bezirksliga halten", sagt Unöder. Denn auch wenn es aktuell gut läuft, im Moment fehlen Trainer Martin Huber acht Spieler. Sei es durch Verletzung oder regelmäßige Ausfälle. "Da brauchen wir nicht vom Aufstieg reden, dafür ist der Kader zu dünn, um in der Landesliga eine ganze Saison zu überstehen", sagt Huber.

Keine Dummheiten mehr

So weit wie möglich nach oben schauen will man in Dittenheim trotzdem, auch die Jugendarbeit soll intensiviert werden, denn ohne eine gute Basis ist langfristig der ganze Verein nicht tragbar. "Ich gebe meine Erfahrung, die ich über die Jahre gesammelt habe, den jüngeren Spielern gerne weiter", sagt Unöder. Mal vergreift er sich dabei auch im Ton. Er meint es dann aber keinesfalls böse: "Ich will der Führungsspieler sein, den jede Mannschaft braucht."

Wenn die Dittenheimer Meister werden sollten und somit in die Landesliga aufstiegsberechtigt wären, würde man diese Option unter Umständen wahrnehmen. Doch nur, wenn die Rahmenbedingungen dafür stimmen. "Wir haben uns während der Wintervorbereitung innerhalb der Mannschaft über einen Aufstieg unterhalten. Unsere Bedingung ist, dass die dazu benötigten Neuzugänge sich verpflichten, auch bei einem möglichen Wiederabstieg nicht sofort wieder zu wechseln, sondern bleiben."

Matchwinner gegen Roth

Aktuell stehen die Dittenheimer nach sieben Saisonspielen in der Bezirksliga auf dem sechsten Platz. "Doch wir haben uns definitiv durch ein paar Dummheiten einige Punkte selbst weggenommen", sagt Unöder. Das soll in Zukunft nicht mehr vorkommen. Als Führungsspieler will er gemeinsam mit seinen Mannschaftskollegen an den richtigen Stellschrauben drehen, insbesondere die Niederlage am dritten Spieltag in Ansbach ärgert ihn: "Wir haben 10 Minuten vor Schluss mit zwei Toren geführt, dann aber noch drei Gegentreffer bekommen. Da haben wir drei volle Punkte verschenkt", analysiert er im Nachgang.

Am Wochenende erzielte Unöder beim 0:4-Auswärtssieg gegen die TSG 08 Roth wieder zwei Treffer. Zur Halbzeit wechselte Trainer Huber seinen Schützling aus, um Körner zu sparen. Damit Unöder auch weiterhin alles für sein Team geben kann – wie von der Tarantel gestochen.

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