Die Stehaufmännchen vom 1. FC Nürnberg

1.4.2013, 14:33 Uhr
Niemals aufgeben: Timmy Simons bejubelt seinen Hammer zum 1:2-Anschlusstreffer.

© Sportfoto Zink / DaMa Niemals aufgeben: Timmy Simons bejubelt seinen Hammer zum 1:2-Anschlusstreffer.

27 Minuten waren gespielt, als sich Ivica Olic ein Herz fasste und den Ball sehenswert ins von Raphael Schäfer gehütete Tor schlenzte. Die Anzeigetafel zeigte zwei Tore auf Wolfsburger Seite, und keines beim 1. FC Nürnberg.

Noch bis vor wenigen Wochen hätten die rund 2500 mitgereisten Clubfans gewusst: 2:0 hinten, noch dazu auswärts - das war's jetzt. Dass der Club einen Rückstand aufholt, das kam eigentlich nur alle Jubeljahre vor. Unter Trainer Dieter Hecking bedeutete ein Rückstand bis auf wenige Ausnahmen auch meist eine Niederlage.

Michael Wiesinger und Armin Reutershahn sind sie beim Club zurecht dankbar dafür, dass nach Heckings plötzlichem Abgang im Dezember vieles beim Alten geblieben ist, dass Kontinuität und Stabilität herrschen beim FCN, und dass der Club weiterhin taktisch variabel agiert, wie schon beim 3:0 gegen Schalke eindrucksvoll bewiesen.

Eine Sache aber hat sich ganz entscheidend verändert: Der Club hat eine Stehauf-Mentalität entwickelt. Gegen Hamburg und in Stuttgart erholte sich der FCN von Gegentoren und glich noch aus, gegen Hannover gelang dies sogar gleich zwei Mal. In Augsburg siegte der FCN, obwohl sich Torwart Raphael Schäfer einen Lapsus leistete, der es in alle Fußball-Jahresrückblicke schaffen dürfte.

Und jetzt, am Ostersonntag in Wolfsburg, ließ sich die Mannschaft nicht einmal von einem Zwei-Tore-Rückstand demoralisieren. Was Michael Wiesinger seiner Mannschaft in der Kabine alles erzählt hat, ist nicht bekannt, gewirkt hat es allemal. "Man weiß, was man von Nürnberg zu erwarten hat", hatte Hecking noch vor dem Spiel gesagt - und das war gut gemeint. Doch mit dieser Wucht und Entschlossenheit, die Nürnberg vom Wiederanpfiff weg an den Tag legte, hatte er offensichtlich nicht gerechnet.

Sinnbildlich dafür stand diesmal Tomas Pekhart. Gegen Schalke war er es gewesen, der zur Pause weichen musste. Die folgende Umstellung mit Esswein in der Spitze und Frantz auf dem Flügel war der Schlüssel zum Erfolg. In Wolfsburg war es nun genau umgekehrt: Frantz musste raus, Pekhart kam und der Club gewann die Kontrolle über das Spiel. Der Tscheche selbst überzeugte als Ballverteiler ebenso wie als Sturmspitze und hatte Pech, dass sein Kopfball in der 83. Minute nur gegen die Latte knallte.

Heckings Wölfe hatten dem Club nicht mehr viel entgegenzusetzen - die zwei Tore binnen fünf Minuten fielen fast zwangsläufig. Für die Weiterentwicklung der Mannschaft spricht auch, dass sie sich mit dem Punkt nicht zufriedengab, stattdessen ihrerseits teilweise sehenswert auf Sieg spielte - ohne nochmal in Gefahr zu geraten, das Spiel zu verlieren.

Die Moral in der Mannschaft stimmt, das Verhältnis von Offensive und Defensive auch: Ex-Trainer Dieter Hecking, nach dem Spiel ziemlich konsterniert, dürfte ein wenig gestaunt haben angesichts von aufflackernder Spielstärke bei gleichzeitiger Beibehaltung von defensiver Stabilität. Unter Hecking war meist nur Letzteres zu bestaunen - womit viele beim Club freilich gut leben konnten.

Inzwischen aber bietet der FCN mehr. Wenn es so weitergeht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis aus einem 0:2 auch mal ein 3:2 für den Club wird.

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