Ein Jugendtrainer als "Fehler": FCN arbeitet Fiasko auf

Uli Digmayer

NZ-Sportredaktion

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3.5.2021, 05:46 Uhr
Aufräumarbeiten: Nach aufflammenden Rassismusvorwürfen in Folge des Engagements eines vorbelasteten Jugendtrainers versucht der Club, sich wieder in Reih' und Glied zu bringen. 

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Aufräumarbeiten: Nach aufflammenden Rassismusvorwürfen in Folge des Engagements eines vorbelasteten Jugendtrainers versucht der Club, sich wieder in Reih' und Glied zu bringen. 

Als der Verein am 21. April auf seiner Homepage zwei Weichenstellungen aus dem NLZ verkündete, ahnte kaum jemand, welchen Zündstoff eine dieser Stellenneubesetzungen birgt. Neben Ex-Profi Andreas Wolf, der künftig die U19 betreuen soll, präsentierte der Zweitligist stolz einen gewissen Maximilian Knauer als Nachfolger des scheidenden U17-Trainers Peter Gaydarov.

Fachlich hochqualifiziert, aber...

Der 32-Jährige sei "ein Trainer mit viel Erfahrung im Jugendbereich. Er passt damit perfekt ins bestehende NLZ und wird unser Team bereichern", schwärmte NLZ-Leiter Michael Wiesinger von seinem Wunschkandidaten, der zuvor ja immerhin beim FC Bayern beschäftigt war und rein fachlich als hochqualifiziert gilt.

Was niemand sagte: Dass der gebürtige Freisinger im Oktober 2020 nach sechs Jahren beim Rekordmeister hatte gehen müssen, weil er in einen Rassismusskandal am FC Bayern Campus verwickelt war. Die vom WDR-Magazin "Sport inside" aufgedeckte Affäre hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, auch DFB und Staatsanwaltschaft nahmen Ermittlungen auf. Als treibende Kraft galt ein leitender NLZ-Trainer, dessen Name aus rechtlichen Gründen nicht genannt werden darf. Jener Trainer hatte in einer internen WhatsApp-Gruppe, in der Nachwuchstrainer, Scouts und NLZ-Mitarbeiter kommunizierten, über Jahre rassistische, fremdenfeindliche und homophobe Beiträge verfasst.

+++ Kommentar zur Causa Knauer: Ein Versagen auf vielen Club-Ebenen +++

Die Chat-Verläufe liegen nordbayern.de in Auszügen vor. Das "N-Wort" war dabei genauso Usus wie massive Beleidigungen und Verunglimpfungen von türkischen und afrikanischen Fußballern. Einen besonders primitiven, zutiefst rassistischen "Witz" seines Vorgesetzten im Mai 2018 hatte der offenbar sehr erheiterte Knauer mit gleich sieben Lachtränen-Smileys belohnt. Zudem galt der frühere Regionalliga-Kicker als engster Vertrauter des mit harter Hand regierenden Trainers, dem von Eltern, Jugendlichen und Kollegen auch vorgeworfen wurde, an der Säbener Straße ein "Klima der Angst" erzeugt zu haben. Nach einer internen Untersuchung zog der FC Bayern Konsequenzen. Er entließ den NLZ-Leiter und trennte sich auch von Knauer sowie einem weiteren Mitarbeiter. Andere Beteiligte kamen mit einer Abmahnung davon.

Proteststurm im Netz

Nachdem zuerst die Bild-Zeitung enthüllt hatte, um wen es sich bei Knauer handelt, und am Freitag auch nordbayern.de über die brisante Personalie berichtete, schwoll der öffentliche Gegenwind im Netz zur Orkanstärke an. Etliche Fans und Mitglieder forderten Knauers Rauswurf, drohten wütend mit Vereinsaustritten oder formulierten offene Briefe an Aufsichtsrat und Vorstand. Am Valznerweiher löste der Proteststurm eine "vielschichtige, emotionale und lange Diskussion" aus, wie der Verein schrieb.

Am Sonntagmittag war dann endlich alles ausdiskutiert und das Ergebnis nachzulesen in einer offiziellen Erklärung. Verbunden mit der wohl einzig logischen Entscheidung, Knauers Verpflichtung rückgängig zu machen. Der Verein sei über die Hintergründe informiert gewesen, hieß es in dem langen Statement auf der Homepage, Knauer selbst habe "von Anfang an mit offenen Karten gespielt" und es "zutiefst und von Herzen bereut, einen fremdenfeindlichen Beitrag mit Smileys kommentiert zu haben". Deshalb wollte man "einem jungen Menschen, der einen Fehler gemacht und eingestanden hat, eine Chance gewähren. Dies gehört ebenfalls zu unserem Wertekanon", betonte Dieter Hecking.

Bereits gegenüber der Bild-Zeitung hatte der Sportvorstand von einem "unbedachten Fehlverhalten" gesprochen. Knauer selbst hatte die Smiley-Kommentierung dort als "absolut bedauernswert" bezeichnet, sie aber auch als "unachtsame und naive Nutzung von Emojis" bagatellisiert. Dass das viele Menschen anno 2021 etwas anders bewerten, dafür zeigte der Verein "großes Verständnis". Letztlich gehe es um einen "Wertekonflikt", gerade mit Blick auf das Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus. "Denn wenn wir als Verein null Toleranz gegen Fremdenfeindlichkeit fordern, dann dürfen wir ein solches Verhalten nicht tolerieren." Respekt und Offenheit seien "mehr als nur eine Worthülse".

Hecking: "Wir wissen, dass wir künftig..."

Der Club verwies aber auch auf "menschenverachtende Reaktionen", die Knauer in den Sozialen Medien habe hinnehmen müssen. Seine neue Aufgabe hätte er darum "vermutlich nie unbelastet ausüben können". Der Verein räumte "einen Fehler in der Betrachtung" ein und entschuldigte sich, "sollte der Eindruck entstanden sein, dass wir die Werte des FCN vergessen haben". Hecking persönlich gelobte Besserung: "Wir wissen, dass wir künftig noch achtsamer mit dem Thema beim Club umgehen und die Auswirkungen solcher Entscheidungen für alle Facetten des Vereins bedenken müssen."

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