Ein Mann der Disziplin: Darum passt Canadi zum Club
19.5.2019, 16:01 UhrMit einem nicht allzu prall gefüllten Geldkoffer weiß Damir Canadi umzugehen. Weder in Österreich, noch in Athen, wo der Fußballehrer vor seinem am Sonntag bekanntgegebenen Engagement beim Club tätig war, dürfte er mitbekommen haben, wie mit den Scheinen nur so um sich geworfen wurde. Trotz geringem Budget für Spieler hat der Österreicher beim Großteil seiner bisherigen Wirkungsstätten Eindruck hinterlassen. Das findet auch Nürnbergs Sportvorstand Robert Palikuca, der den Österreicher als "akribischen Arbeiter" sieht. Doch wie genau schaffte es Nürnbergs neuer Mann mit einem eher überschaubaren Geldbeutel seine Teams teils sogar ins europäische Geschäft geführt zu haben?
Es ist die Spielphilosophie, die den 49-Jährigen ausmacht. Ein Interview, Canadi sprach damals mit dem Vereins-TV über seine neue Aufgabe beim SK Rapid Wien, zeigt, für was der neue Coach steht: "Einstellung, Siegeswillen und Disziplin" sind für den Wiener die Erfolgsfaktoren im Profi-Fußball. Der Österreicher liebt den taktisch geprägten Fußball, ist ein Mann der Regeln und Vorgaben.
Canadi steht für Kontrolle
Der Erfolg seiner Mannschaften resultierte häufig aus einer geordneten und stabilen Defensive. Jeder Spieler weiß, wo er zu stehen und gehen hat. Die Spielmechanismen greifen ineinander, von der Hintermannschaft bis zur Sturmspitze. Der Canadi-Fußball steht für klare Anweisungen, kurze Ballstafetten und Spielkontrolle. Auch in der Offensive. Seine Teams bemühen sich im Angriff mit einstudierten Spielzügen um Tore. Ein "attraktiver Fußball" befand auch Palikuca.
Slapsticktore oder Zufallsprodukte sieht der 49-Jährige gar nicht gerne. Die Tore vielleicht schon, aber nicht die Art und Weise. Und gerade dieser Ansatz könnte dem Club, dessen Offensivbemühungen oftmals ideen- und harmlos wirkten, künftig helfen. Und genau an diesen Schrauben soll und wird Canadi als Taktik-Mechaniker wohl drehen.
Canadis-Teams sind defensiv stark
Ein großes Augenmerk legt Canadi zweifelsohne auf die Defensive. Ein Erfolgsfaktor seiner Philosophie. Nur 21 Gegentreffer (30 Partien) kassierten die Athener beispielsweise in der Saison 2017/18 unter seiner Leitung, in der vergangenen Spielperiode waren es nur sieben mehr. Weniger als ein Tor pro Spiel zu kassieren, davon ist der Club meilenweit weg gewesen. Und auch von einer anderen Statistik kann man am Valznerweiher nur träumen: Mit dem SCR Altach verbuchte er in zwei Zweitliga-Spielzeiten und der Vizemeistersaison 2016/17 im Schnitt mehr als zwei Punkte pro Partie.
Es ist einerseits die Expertise, andererseits aber auch der Mensch Damir Canadi, der für den Erfolg steht. Der Österreicher ist einer, der an der Seitenlinie emotional mitleidet. Und mit Sicherheit keiner, der über 90 Minuten auf dem Stuhl Platz nimmt. Doch irgendwie scheint das ja zu passen. Ein emotionaler Trainer, ein emotionaler Verein. Vielleicht haben sich da ja zwei gefunden?
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