Einmal Mama, immer Mama: HCE-Ärztin Lüst im Porträt
22.8.2020, 14:19 UhrIm Behandlungszimmer hängt im Glasrahmen ein Trikot von Marc-André ter Stegen, Torwart der . Im Eingangsbereich der Niederlassung des Metropolitan Medical Centre (MMC) in Spardorf schmücken Trikots von Spielern des Handball-Bundesligisten HC Erlangen die Wände. Dort behandelt die Medizinerin Doktor Elke Lüst seit einem Jahr, seit das MMC seine Dependance vor den Toren Erlangens eröffnete, als Mannschaftsärztin des HCE dessen Spieler.
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"Der Wechsel zwischen 'normalen' Patienten unterschiedlichen Alters – und dann die speziellen Sportverletzungen, das finde ich beruflich spannend", sagt Lüst, "man rostet nicht ein, da kommt kein Trott, keine Routine auf." Während der Kontaktbeschränkungen in den Hochzeiten der Corona-Pandemie – inklusive einer längeren Schließung der MMC-Praxis in Spardorf – machte sich natürlich bei denen Begegnungen mit den Handballern bemerkbar.
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"Wir haben dann aber mit den Eingangsuntersuchungen angefangen und geschaut, in welchem Zustand die Spieler aus den drei Monaten eingeschränkter Arbeitsbedingungen zurückkommen", berichtet sie vom Restart der Sportler. Die hätten "gut in Schuss" gewirkt, sie habe keine großen körperlichen Auffälligkeiten festgestellt, dass sie recht abgebaut hätten. "Viele waren in der Zeit in der Physiotherapie, haben Körperpflege betrieben und Schwachstellen aufarbeiten lassen, die sie aus der hohen Spielbelastung mitgenommen hatten."
Seit vier Jahren amtiert Elke Lüst als Mannschaftsärztin des HCE, doch sportlich wie medizinisch hat die frühere Leitende Oberärztin am Nürnberger Südklinikum schon immer über den Tellerrand hinaus geschaut. In ihrer niederbayerischen Heimat war sie vor Jahren beim Eishockey-Erstliga-Team Straubing Tigers aushilfsweise als Teamärztin tätig. Über einen Kollegen landete sie beim DFB und schrieb dort Geschichte: War sie doch die erste Medizinerin im männlichen Bereich, als sie den Sportwissenschaftler Andreas Schlumberger dabei unterstützte, eine Eingangsuntersuchung, Prävention und Verletzungsprophylaxe zu installieren.
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Lüst betreute auch das deutsche U17-Team, als es 2009 die Heim-EM gewann. Das Tor hütete damals Marc-André Ter Stegen, ein gewisser Mario Götze und der Nürnberger Defensivmann Marvin Plattenhardt standen auf dem Platz. Zu "zwei Hände voll" der Spieler habe sie heute noch Kontakt, verrät Lüst – auch zu Torhüter Ter Stegen, dessen Trikot in ihrem Arbeitszimmer hängt.
"Dann hat die Familie gestreikt, vor allem die Kinder"
Bis 2010 arbeitete Elke Lüst nebenbei beim DFB, "dann hat die Familie gestreikt, vor allem die Kinder", erzählt sie mit einem Lachen. Schließlich war die Mutter zeitweise nur kurz zum Wäschewechseln daheim. Ganz losgelassen hat sie der Sport aber nicht. Über ihren Partner, der unter Frank Bergemann schon beim damaligen Zweitligisten HC Erlangen aktiv gewesen war und dann beim VfB Forchheim spielte, kam sie zu einer neuen Aufgabe: "Mir war es zu doof, nur am Spielfeldrand zu hocken und mich nicht nützlich machen zu können", schildert sie, wie sie dazu kam, die medizinische Betreuung des Forchheimer Teams zu übernehmen. Der Weg führte dann einige Jahre später zum Bundesliga-Mannschaft des HCE.
Eigene sportliche Aktivitäten musste Elke Lüst früh zurückschrauben. Als Kind hatte sie in einer Jungen-Mannschaften Fußball gespielt, war als Sechsjährige auf Handball umgestiegen, musste aber früh wegen einer schweren Schulterverletzung aufhören, die sie sich beim Hochsprung zugezogen hatte. Tennis und Ballett folgten, ehe von 1994 an das Medizinstudium in Erlangen und die früh gegründete Familie mit zwei Kindern in den Fokus rückten.
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Die Kinder sind inzwischen praktisch erwachsen, doch die Mutterrolle wird die Medizinerin auch heute nicht ganz los. Schließlich könnten manche der HCE-Akteure ihre Kinder sein. Und ähnlich wie HCE-Physiotherapeutin Ulrike Rienecker, mit der sie schon beim EM-Gewinn 2009 zusammengearbeitet hatte, ist sie eine besondere Ansprechpartnerin der Spieler. "Es ist unabgesprochen so, dass sie zu uns kommen können und sich über alles Mögliche auslassen und erzählen können – und sie wissen, dass das bei uns bleibt, und wir das nicht weitergeben."
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