Europapokal? 1:0-Sieg gegen Sandhausen lässt Fans träumen

Fadi Keblawi

E-Mail zur Autorenseite

28.9.2020, 08:42 Uhr
Lukas Mühl erzielte gegen den SV Sandhausen das Sieg-Tor.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Lukas Mühl erzielte gegen den SV Sandhausen das Sieg-Tor.

Uwe Koschinat ist ein recht robuster Mann mit einer recht robusten Stimme. Man hat das am Sonntagnachmittag im Max-Morlock-Stadion ganz gut beobachten können. Es waren zwar wieder Zuschauer dabei, als der 1. FC Nürnberg und der SV Sandhausen Zweitliga-Fußball spielten, aber eben nur 6.505 Zuschauer, weshalb man Koschinat gut hören und sehen konnte.

Der Trainer des SV Sandhausen tat allerdings auch viel dazu, dass man ihn sah und hörte, weil er das Spiel seiner doch sehr robusten Mannschaft an der Seitenlinie sehr engagiert verfolgte. Engagiert und unzufrieden. 0:1 unterlag der mit einem Sieg gegen Darmstadt gestartete SVS sehr verdient dem oberflächlich betrachtet gar nicht so robust daherkommenden Club.


Erster Heimsieg nach acht Monaten: Das sagen die FCN-Profis


Als die Niederlage feststand, wurde aus dem lauten Koschinat ein intelligenter und ruhiger Analyst des Spiels. "Wir müssen nicht lange drumherum reden, dass der Sieg verdient ist", sagte Koschinat, "in einem sehr intensiven Spiel war der Club in einem Teilbereich klar überlegen: den Torabschlüssen."

Das war sehr richtig, in der Statistik standen hinterher 26 Nürnberger Versuchen, ein Tor zu erzielen, sieben der Sandhäuser entgegen. Dass von diesen 26 Versuchen nur einer auch den Weg ins Tor gefunden hatte, lag unter anderem am sehr talentierten Martin Fraisl im Sandhäuser Tor, war den Nürnbergern am Ende aber auch nicht mehr als eine kuriose Randnotiz.


Nach Heimsieg vor Publikum: Das sagen die Club-Fans zum Spiel


"Wir haben es heute über die Quantität gelöst", sagte mit Blick auf die Chancen Nürnbergs Trainer Robert Klauß, der seinen ersten Pflichtspielsieg mit dem neuen Verein feiern durfte. "Ein wunderschönes Gefühl", nannte Klauß diesen Umstand. Ein Gefühl, das noch dadurch verstärkt wurde, dass sich erstmals wieder ein Publikum mitfreuen durfte.

Und das tat es. Seit Februar hatte der 1. FC Nürnberg kein Zweitligaspiel mehr im Max-Morlock-Stadion gewinnen können. Dass es diesmal klappen würde, war zumindest zehn Minuten lang zweifelhaft. Zweimal musste Torwart Christian Mathenia in dieser Phase einen Rückstand verhindern. Erst dann begann die wieder einmal neu formierte Mannschaft das zu zeigen, was Klauß vorab angekündigt hatte: einen verbesserten Plan im Offensivspiel.

Die Nürnberger waren zwar dem Gegner körperlich unterlegen, das spielte aber bald keine Rolle mehr. Schleusener prüfte Fraisl nach sechs Minuten das erste Mal und eröffnete so eine Partie, in der Sandhausen nur noch einmal gefährlich wurde: Nach 62 Minuten spitzelte Mathenia mit dem Fuß einen Versuch von Daniel Keita-Ruel noch an den Außenpfosten. Davor sah man engagierte Nürnberger, danach auch glückliche.

Die Stimmung im Stadion wurde immer besser und hätte nach 75 Minuten schon einen weiteren Höhepunkt erreichen können, hätte Innenverteidiger Lukas Mühl nicht im gegnerischen Strafraum zu verdutzt reagiert, als ihm ein Eckball vor die Füße fiel.

Immerhin: Mühl war nun vorbereitet – und als eine weitere Flanke nach 77 Minuten auf seinem Kopf landete, traf er zur Führung. "Einen Befreiungsschlag", nannte Klauß diesen Treffer. Das Publikum sah das ähnlich – und sang das Lied vom "Europapokal". Den zu erreichen ist in dieser Saison tatsächlich nicht mehr möglich, dass aber nach einem fürchterlichen Fußball-Jahr mal wieder ein schöneres folgen könnte für den Club und seine Anhänger, dieser Eindruck verfestigte sich am Sonntag.

Als sich Sandhausen mit Macht, aber ohne große Ideen um den späten Ausgleich bemühte, da blieb die Nürnberger Defensive größtenteils gelassen. Der eingewechselte Sarpreet Singh hätte diese Gelassenheit noch größer werden lassen können, scheiterte aber freistehend vor und an Fraisl (89.). Am Ende war es egal und durften die anderen Nürnberger zur zufriedenen, aber nach wie vor demütigen Analyse ansetzen.

"Es fehlen schon noch ein paar Details", sagte zum Beispiel Mühl und meinte damit genau so wie sein Trainer die Offensive. Einen "etwas ruhigeren Abschluss", sagte Klauß, hätte er sich in manchen Momenten gewünscht von seinen Spielern, wusste aber auch: "Da braucht man Selbstvertrauen."


Pfosten-Glück, dann Mühl-Wucht: Der FCN-Liveticker zum Nachlesen!


Das ist am Sonntag immerhin wieder ein wenig gewachsen angesichts der Leistung über weite Strecken der Partie. Uwe Koschinat fasste sein Lob für den Club dann noch einmal so zusammen: "Wir waren oft gefangen am eigenen Strafraum." Europapokal.

Verwandte Themen


23 Kommentare