FCN-Bulle Frey hat einfach wieder Bock auf Fußball
2.5.2020, 06:36 UhrKörperloses Kicken, das dürfte bis vor wenigen Wochen in Michael Freys Welt allenfalls eine sehr bizarre Vorstellung von Fußball gewesen sein. Der bullige Schweizer gilt als Stürmer, der keinem Zweikampf aus dem Weg geht, der sich in Duellen mit den Verteidigern aufreibt und seine auf 190 Zentimeter athletisch verteilten 86 Kilogramm unermüdlich ins Getümmel wirft.
Pragmatisches Auspowern beim FCN
Das kontaktlose Training, wie es seit Wochen ja auch beim 1. FC Nürnberg praktiziert werden muss, dürfte also gerade für einen wie Frey pure Folter sein. "Natürlich freue ich mich darauf, wenn wieder normal gespielt werden kann", sagt der 25-Jährige, bemüht sich aber wie viele seiner Kollegen in diesen seltsamen Tagen um einen gewissen Pragmatismus: "Wir nehmen die Dinge so, wie sie sind. Wir trainieren viel und intensiv, auf dem Platz und im Kraftraum. Da kann ich mich auspowern."
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Wann Frey das auch wieder in einem Stadion tun darf, ist nach wie vor offen. Daheim in der Schweiz soll es am 8. Juni mit Geisterspielen wieder losgehen, in Deutschland hofft man auf eine Fortsetzung noch im Mai. Die Vorstellung, dann vor leeren Rängen Tore zu bejubeln, muss gerade für einen emotionalen Menschen wie Frey befremdlich wirken. "Am liebsten hätten wir unsere Fans dabei", gesteht er, "aber Geisterspiele sind besser, als gar keine Spiele. Ich hoffe wirklich, dass wir die Saison so zu Ende spielen können."
Freys Versprechen: "Wir werden bereit sein"
Dass in der Gesellschaft gerade sehr kontrovers darüber debattiert wird, ob dem Fußball in der Krise tatsächlich eine Sonderrolle zustehen sollte, ist auch bei den Spielern angekommen. "Wir diskutieren darüber, was passiert und wie es weitergehen könnte", erzählt Frey. Skepsis oder gar ein leises Aufbegehren gegen die DFL-Pläne ist zumindest öffentlich bislang aber von keinem Profi erinnerlich. "Wir bleiben fit und werden bereit sein, wenn es wieder losgeht", verspricht auch Frey und betont: "Klar ist, dass wir einfach wieder Bock haben, Fußball zu spielen. Und damit unserem Beruf nachzugehen."
"Ich bin geboren, um Fußball zu spielen"
Dass sich die Pandemie auf die Zukunft des fragilen und zunehmend kritisch beäugten Systems Profi-Fußball massiv auswirken könnte, hält Frey für möglich. "Was rundherum passiert, wird sich höchstwahrscheinlich verändern. Aber das Spiel auf dem Platz wird das gleiche bleiben", glaubt er und outet sich fast schon als hoffnungsloser Romantiker: "Ich bin geboren, um Fußball zu spielen. Das habe ich schon als kleiner Junge gespürt. Was außen um den Fußball passiert, ist zwar wichtig, aber beeinflusst schlussendlich meine Liebe zum Spiel nicht."
Mitreißendes Mentalitätsmonster mit überschaubarer Quote
Wo Frey diese Liebe künftig weiter ausleben darf, ist ebenfalls offen. Noch ist der Eidgenosse nur bis Saisonende von Fenerbahce ausgeliehen, sein Vertrag in Istanbul läuft bis 2022. In Nürnberg hat sich Frey als mitreißendes Mentalitätsmonster und ständiger Unruheherd in der gegnerischen Abwehr als Stammspieler etabliert, auch wenn vier Tore und vier Vorlagen in 21 Zweitliga-Spielen als eher überschaubare Quote gelten dürfen.
Ob der Club sich die vertraglich fixierte Kaufoption, die stolze drei Millionen Euro betragen soll und Frey damit zum Nürnberger Rekordtransfer machen würden, leisten kann und will, ist angesichts der auch finanziell ungewissen Lage fraglicher denn je. Zudem soll es bereits weitere Interessenten geben. Frey selbst kann dazu nichts sagen, außer: "Ich bleibe ruhig und gelassen und versuche jeden Tag, an mir zu arbeiten. Im Training wie zuhause."
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Distanz? Gewöhnungsbedürftig nur am Neuen Zabo
Dort steht dem talentierten Hobbyzeichner in dieser schwierigen Zeit seine Freundin zur Seite. "Sie gibt mir unheimlich viel Kraft, jeden Tag alles zu geben", schwärmt Frey. Regelmäßig telefoniert er auch mit den Eltern daheim in der Schweiz und ist "ständig in Kontakt" mit seinem Bruder David. Heimweh verspürt der Türkei-Import, der zuvor auch schon in Frankreich sein Geld verdiente, nicht: "Ich spiele mittlerweile über drei Jahre im Ausland, ich habe mich an die Distanz gewöhnt." Nur eben nicht an die auf dem Trainingsplatz.
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