Lauf-Events: So reagieren die Organisatoren auf Corona

Alexander Pfaehler

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19.8.2020, 18:00 Uhr
Lauf-Events: So reagieren die Organisatoren auf Corona

© Archivfoto: Klaus-Dieter Schreiter

Vielleicht liegt es ja daran, dass es Gerhard Müller als langjähriger Triathlet gewohnt ist, die Zähne zusammen zu beißen und weiterzumachen, dass er sich vom Coronavirus nicht so schnell geschlagen geben will. Für 14 Triathlon-Wettkämpfe hatte sich Müller in diesem Jahr angemeldet, für ihn ist das eine durchschnittliche Zahl. Stattgefunden hat aufgrund der Covid19-Pandemie keiner davon.

"Seine Enkel vor dem Ziel an die Hand nehmen, wäre verboten"

Mitte Juli hat Müller dann in Bad Reichenhall doch einen Triathlon absolvieren können, zugelassen waren nur 50 Sportler, die Hygienemaßnahmen waren hoch. Für den Lauftrainer hat sich die Teilnahme aber gelohnt, auch weil ihn das Drumherum inspiriert hat. Denn Müller ist Mit-Organisator des Möhrendorfer Karpfenweiherlaufes. Und nach den Erfahrungen in Bad Reichenhall begann er daran zu glauben, dass der in diesem Jahr vielleicht doch stattfinden kann.

Er sprach mit dem Bayerischen Landessportverband (BLSV), ging zur Gemeinde, fragte beim Gesundheitsamt nach. Auch in Möhrendorf, am 27. September, werden die Auflagen nun hoch sein, doch eine vorläufige Genehmigung hat Müller bekommen: Vor dem Start und nach dem Zieleinlauf muss jeder Sportler Mundschutz tragen, es wird kein Imbiss-Stand aufgebaut, umziehen und duschen muss sich jeder daheim. Und damit das auch eingehalten wird, will Müller Ordner engagieren. "Wir werden das ganz bestimmt und eng kontrollieren", sagt er. Andernfalls droht auch noch kurzfristig eine Absage durch das Gesundheitsamt.


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Mehr als 300 Teilnehmer soll es nicht geben. Zuschauer sind nicht erwünscht, aber die spielen traditionell keine große Rolle, wenn durch Wald, Wiese und Getreidefelder gelaufen wird. Für andere Läufe sind dagegen gerade die Zuschauer der Knackpunkt – zum Beispiel beim abgesagten Herzorun, der regelmäßig um die 400 Läuferinnen und Läufer nach Herzogenaurach zieht. "Im Moment spricht sehr viel gegen eine Durchführung von Massenveranstaltungen. Aber für mich kommt noch die fehlende Atmosphäre als Argument dazu", sagt Herzorun-Organisator Gerd Ankermann von der TSH.

Für die Masse der privaten Teilnehmer würde ohne die eigenen Fans – die Ehepartner, Eltern und Kinder – am Straßenrand etwas fehlen. "Seine Enkel für die letzten Meter vor dem Ziel an die Hand nehmen, wäre verboten. Aber genau das ist der Sinn der Veranstaltung, der familiäre Charakter", sagt Ankermann.

Ohne einen Impfstoff oder stark fallende Fallzahlen sieht der TSH-Vorstand momentan wenig Möglichkeiten, Volksläufe durchzuführen. "Der Wegfall der Anderthalb-Meter-Regel wäre die Mindest-Voraussetzung. So lange wir aber anderthalb Meter Distanz halten müssen, kann ich den Lauf nicht durchführen. Ich müsste auch im Zieleinlauf und auf der Strecke gewährleisten, dass die Leute nicht drängeln", sagt Ankermann.

In Möhrendorf sieht Gerhard Müller das dagegen nicht als Problem, auch nicht, wenn es zu Überholmanövern kommt. "Das sind drei bis vier Meter breite Wege. Wenn einer links und einer rechts läuft, kommt sich niemand nahe", sagt der Karpfenweiherlauf-Organisator.

In Herzogenaurach kommen noch viele kleine Hindernisse dazu: Die Zeitmess-Transponder, mit denen die TSH die Zeit beim Herzoman nimmt, seien zum Beispiel nicht resistent gegen Desinfektionsmittel, sagt Ankermann.

Auch bei kleineren Wettbewerben wie dem ebenfalls abgesagten Kerwalauf in Gremsdorf sehen sich die Veranstalter zu hohen Hürden ausgesetzt. "Die Hygienemaßnahmen lassen sich bei so einem Lauf nicht umsetzen, auch wenn es nicht so viele Teilnehmer sind", sagt Chef-Organisator Hans-Peter Schneider, der gleichzeitig Laufwart beim Bayerischen Leichtathletik-Verband ist. Als solcher weiß er, dass es auch in Bayern Wettkämpfe gibt, die trotz Corona stattfinden sollen, wie etwa den Münchener Marathon im Oktober. Der wurde auf 30 Kilometer verkürzt, damit er nur über möglichst Zuschauer-freie Strecken führt, es gibt zeitversetzte Gruppenstarts und keine Siegerehrung. Aber Schneider ist skeptisch: "Das hat ja mit Wettkampf und Spaß nichts mehr zu tun."

"Ich will später nicht an der Wand stehen, wenn etwas passiert"

Für den Kerwalauf in seiner Heimatgemeinde, der zur Kirchweih immer etliche Zuschauer anzieht, sieht er noch ein ganz anderes Problem – den Zeitpunkt am 5. September. "Der Termin wäre in der ersten Woche nach den Ferien gewesen wäre. Und niemand weiß, in welchem Gesundheitszustand die Leute aus dem Urlaub kommen", sagt Schneider: "Genehmigt bekommen hätte ich den Lauf wahrscheinlich schon. Aber ich will später nicht an der Wand stehen, wenn etwas passiert."

Generell ist Schneider skeptisch, wann wieder Massenläufe stattfinden können. Eigentlich müssten jetzt die Lauf-Veranstaltungen für das kommende Jahr beim BLV geplant werden. "Ich weiß nicht, wie viel Sinn das macht. Letztes Jahr war die ganze Arbeit für die Tonne", sagt der BLV-Laufwart.

Gerhard Müller ist optimistischer, obwohl auch er noch offene Fragen klären musste. Zum Beispiel die nach dem Start, zu dem sich normalerweise die Läufer drängen. " Geplant ist nun ein "Roll-In-Start" – zeitversetzt, alle fünf Sekunden, würde dann ein Athlet loslaufen. Zugelassen sind zudem für die 21,1 Kilometer und elf Kilometer jeweils 100 Teilnehmern sowie für die 7,5 Kilometer, fünf Kilometer und Nordic Walking insgesamt 100 Teilnehmer.

Doch auch Müller ist klar, dass sich die Covid19-Lage bis zum 27. September noch in alle Richtungen ändern kann. "Wir hoffen natürlich, dass sich die Situation bis dahin weiter verbessert", sagt er: "Aber wenn Erlangen und Umgebung dann Krisengebiet wären, würde der Lauf natürlich abgesagt"

Bei der TS Herzogenaurach behilft man sich anders. Statt eines Laufes soll es im Herbst nun einen Volks-Wandertag geben, wie es ihn bis 2013 schon einmal gab. Kein Massenstart, gemächliches Tempo, keine Zuschauer: "Die Anforderungen der Ämter sind bei einem Wandertag leichter umzusetzen. Die Wanderer drängeln auch nicht so schlimm, maximal am Kuchenbüffet.", sagt Gerd Ankermann mit einem Lachen. "Wir wollen, dass Herzogenaurach wieder auf die Füße kommt." Alles soll Corona eben nicht still legen.

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