Lohkemper drückt beim Club aufs Gaspedal
9.7.2019, 11:29 UhrIn den vergangenen Tagen floss der Schweiß des Öfteren in Strömen beim 1. FC Nürnberg. Überall klitschnasse Fußballer, auch Felix Lohkemper sah hin und wieder aus wie nach einem Saunabesuch, nur eben angezogen. Etwa vor gut einer Woche in Bayreuth, wo ihm das seltene Vergnügen zuteil wurde, nach der ersten Halbzeit aus- und Mitte der zweiten Halbzeit wieder eingewechselt zu werden.
Schauer und Vorschusslorbeeren
Der Sommer-Zugang vom 1. FC Magdeburg nimmt es professionell und hat ohnehin keine Zeit zu verlieren - auf seinem langen Weg zurück in die Zukunft. Dafür schuftet er jetzt auch im Trainingslager in Maria Alm, bei praktisch idealen Fußballbedingungen. Vorhergesagt sind für die ganze Woche zwischen 17 und 20 Grad und gelegentliche Schauer.
Seit seinem altersbedingten Übertritt in den Seniorenbereich im Sommer 2013 eilt Lohkemper der Ruf voraus, eines der größeren Talente seines Jahrgangs zu sein. Nachgewiesen hat er das vor allem im Nachwuchsleistungszentrum des VfB Stuttgart, mit der deutschen U19 ist er im Juli 2014 sogar Europameister geworden; es gibt schöne Bilder von ihm und dem Pokal. Ebenfalls mit drauf: Julian Brandt, Davie Selke, Niklas Stark oder Joshua Kimmich.
Glückwünsche von Joshua Kimmich
Und schon ist sie wieder lebendig, die eigene, mitunter ruhmreiche Vergangenheit. Auch beim Club holt sie ihn immer wieder ein, besonders eine Frage stellt sich fast automatisch: Warum haben es die anderen geschafft – und er bislang höchstens in Ansätzen? "Es ist im Fußball ja allgemein so, dass der eine vielleicht ein bisschen länger braucht als der andere, das ist ganz normal", lautet die Antwort, trotzdem schwärmt der Trainer bereits von der "gewissen Mentalität" seiner neuen Offensivkraft: "Er verkörpert das auch auf dem Platz", sagt Damir Canadi. Auch deswegen ist der pfeilschnelle Angreifer aktuell gesetzt.
Felix Lohkemper kann sich noch gut an seine Junioren-Bundesligaspiele in Nürnberg erinnern. Neben ihm stürmte auf dem A-Platz meist Timo Werner, im defensiven Mittelfeld räumte Joshua Kimmich auf, nach wie vor einer seiner besten Freunde. Immerhin geografisch sind sich die beiden jetzt wieder ein gutes Stück nähergekommen. Sportlich ist da schon noch eine beträchtliche Lücke, wenngleich man ihre Positionen und Vereine nicht unbedingt miteinander vergleichen sollte.
Jetzt also: Nürnberg. "Joshua hat mir gratuliert und freut sich sehr, wir halten den Kontakt", sagt Lohkemper über seinen Kumpel, wer weiß, vielleicht klappt es ja irgendwann auch mal mit einem direkten Duell auf dem Rasen. Felix Lohkemper hätte wenig dagegen, müsste dafür mit seinem neuen Club aber erst mal aufsteigen. In eine Liga, die voll ist mit ehemaligen Weggefährten.
"Man schaut schon immer ein bisschen, mit wem man mal zusammengespielt hat und wo die anderen sind", sagt Lohkemper, der glaubt, mit seinem ablösefreien Wechsel nach Nürnberg "einen guten Schritt" vollzogen zu haben. Abschreiben sollte man ihn jedenfalls nicht, noch ist es nicht zu spät für den Durchbruch: "Ich bin ja auch erst 24 und habe die Tür noch vor mir." Er muss sie nur öffnen und hindurchgehen. Zurück in die Zukunft.
Der Ausbilder Oenning
Was einmal war, hilft ihm heute allerdings nicht mehr beim nächsten und vielleicht schon letzten Versuch, seiner einst fabelhaften Reputation auch im Hier und Jetzt zu entsprechen. "Felix ist ein mündiger Spieler, der seinen Beruf ernsthaft und gewissenhaft lebt", sagt Michael Oenning, zuletzt sein Trainer beim 1. FC Magdeburg, "als Fußballer zeichnet ihn seine enorme Schnelligkeit und sein Zug zum Tor aus, als Mitspieler ist er jemand, der aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit und Sozialkompetenz sofort gemocht wird."
Auch sein Lachen hat den ehemaligen Club-Trainer Oenning begeistert; im kurzen Gespräch unter vier Augen wird ebenfalls schnell deutlich, dass sich Felix Lohkemper von den Launen des Geschäfts nicht unterkriegen lassen möchte. "Als Stürmer kann es ganz schnell gehen", sagt er, zumal als einer auf verschiedenen Positionen einsetzbarer.
Den Vergleich mit Timo Werner stellt er dann aber selbst an, "wir sind ähnliche Spielertypen", sagt Felix Lohkemper. Die Vergangenheit scheint ihn so schnell doch nicht loszulassen.
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