Mavraj-Post auf Instagram: Alles nur ein Missverständnis?
22.7.2020, 21:29 UhrMergim Mavraj hat in der Bundesliga gespielt, ist Kapitän der albanischen Nationalmannschaft und in der kommenden Saison wohl auch Abwehrchef der SpVgg Greuther Fürth. Sein Wort hat Gewicht. Nicht nur auf dem Fußballplatz, auch im Internet. Allein im sozialen Netzwerk Instagram haben 128.000 Menschen seinen Kanal abonniert.
Dort erfährt man, dass der 34-Jährige begeisterter Muslim ist, sich gegen Rassismus ausspricht, nach Mekka gereist ist, Albanien liebt und einen guten Klamottengeschmack hat. Auch das Kleeblatt kommt immer wieder vor, es war sein Arbeitgeber von 2011 bis 2014 und ist es wieder seit vergangenem Sommer.
Publikumsliebling wird er im Ronhof allerdings nicht mehr
Ein Publikumsliebling wird er im Ronhof allerdings nicht mehr, denn er nahm in der Vergangenheit im Umgang mit Fans und Mitspielern kein Blatt vor den Mund. Das war dankbar für die NN-Journalisten, die mehr mündige Profis fordern statt Phrasendrescher. Mavraj ist intelligent und redegewandt.
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Und das macht seinen jüngsten Fehltritt noch viel schlimmer. Vor wenigen Tagen veröffentlichte Mavraj auf Instagram ein Bild, auf dem der Grundriss der Staaten Israel und Palästina mit Blumen bedeckt ist. In der Mitte ist ein Bild des Felsendoms von Jerusalem platziert, dazu das Wort Palestine, darunter der Hashtag #FreePalestine.
Das Bild verbreitete sich kurz nach Veröffentlichung schnell, mehrere erboste Bürger wandten sich an die NN. Was genau Mavraj damit bezwecken wollte, verriet er auf Nachfrage der Nürnberger Zeitung: "Was da im Nahen Osten passiert, ist nicht in Ordnung. Es beschäftigt mich als Mensch, dass es da keine Lösung gibt. Warum soll es nur einen Staat geben, wenn es doch zwei geben kann, die nebeneinander existieren?"
Reaktion auf Fake News
Warum auf der Landkarte nirgendwo Israel steht, ist damit jedoch nicht erklärt. Der NZ erklärte er, es sei eine Reaktion auf eine Meldung gewesen, dass Google und Apple den Staat Palästina von ihren Online-Landkarten entfernt hätten. Abgesehen davon, dass das keine Rechtfertigung sein kann, ist er damit einer Falschmeldung aufgesessen, wie erst vor wenigen Tagen die britische Internetzeitung The Independent recherchiert hat. Die Landkarten wiesen Palästina noch nie extra aus, da nicht alle Staaten Israel anerkennen.
Daniela Eisenstein jedenfalls ist fassungslos. Die Direktorin des Jüdischen Museums Franken, deren Büro in Fürth ist, hält Mavrajs krudes Geografie-Verständnis für schlichtweg "antisemitisch. Das Verhalten von Mergim Mavraj ist inakzeptabel. Seine Botschaft negiert das Existenzrecht Israels".
Ein Anführer! Kleeblatt-Ass Mavraj spricht über sich
Der Fußballprofi entfernte das Bild zwar nach wenigen Stunden, doch Eisenstein fand in dessen Chronik auch ein Comic mit einem Mann im Anzug, Weltkugel als Kopf und langer Nase, "ein antisemitisches Stereotyp". Auch in seiner Zeit beim 1. FC Köln fiel Mavraj unangenehm auf, als er ein Video der "Generation Islam" teilte, in dem die Hetze gegen Muslime mit der Judenverfolgung der Nazis verglichen wurde. Auch dieses Video löschte er wieder.
Eisenstein sagt zum aktuellen Fall: "Ich erwarte, dass sich die Spielvereinigung offiziell distanziert." Gerade weil sie ein Verein sei, der Teil der Gesellschaft einer Stadt mit einer großen jüdischen Geschichte ist. Den jüdischen Meisterspieler von 1914, Julius Hirsch, kennt jeder Fürther.
Mavraj-Post: Das Kleeblatt distanziert sich
Anders als damals der 1. FC Köln, der gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger zu dem Thema schwieg, bezieht die Spielvereinigung auf Nachfrage Stellung: "Als Verein stehen wir für Toleranz, Diversität und Gleichberechtigung und sind gegen Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung, was wir auch mit der Aktion #Vielfaltgewinnt regelmäßig zum Ausdruck bringen. Das sieht man auch an unseren Mannschaften, in denen wir vielen Nationalitäten und Religionen eine fußballerische Heimat geben. Deshalb distanzieren wir uns von derartigen Darstellungen."
Kleeblatt und Puma: Ist das Trikot-Geheimnis schon gelüftet?
Dass Mavraj das auch versteht, ist nur zu hoffen. Er verteidigt sich: "Ich bin kein Antisemit. Der Rückschluss, ich sei Antisemit, ist in unseren Zeiten primitiv." Es sei ihm darum gegangen, "dass Israel und Palästina den gleichen Anspruch haben, auf der Weltkarte zu sein. Ich habe Israel nicht die Existenzberechtigung abgesprochen". Für ein Kavaliersdelikt aber ist die Sache viel zu ernst.
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