Morlock-Stadion: Die Ultras wollen "genau hinschauen"

18.2.2017, 12:54 Uhr
Morlock-Stadion: Die Ultras wollen

© Stefan Hippel

Ein Imagegewinn für die Bank, das Max-Morlock-Stadion für den 1. FC Nürnberg. Eigentlich ist die Idee der Consorsbank, über ein Crowdfunding den Traum aller Clubfans zu finanzieren, charmant. 800.000 Euro will der Konzern über Spenden einsammeln, selbst 2,4 Millionen Euro beisteuern. Damit soll das Achteck nach Vereinslegende Max Morlock benannt werden.

Ein Coup, an dem die Clubfans bereits seit fast fünfzehn Jahren feilen. Die Initiative "Max-Morlock-Stadion jetzt", die ihren Ursprung in der Nürnberger Ultra-Szene hat, kleidete etwa im Oktober 2015 die Wahrzeichen der Stadt mit Bannern ein. Immer wieder warben die Aktivisten vehement für eine Umbenennung.

Ein Coup, den jetzt aber die Consorsbank landen könnte. Und nicht die Initiative, die sich seit Jahren das Thema Stadionname auf die Agenda gesetzt hat. In Jubel wolle man dort nicht ausbrechen, teilen die Organisatoren über ihre Facebook-Seite mit, vielmehr "genau hinschauen". Konkret heißt das: "Wir werden intervenieren, sobald in Bereiche unseres Fandaseins eingegriffen wird. Genauso wie wir intervenieren, sollten Konzerninteressen über der Sache stehen."

"Sie wird mit unserer Wertvorstellung Geld machen wollen"

Die Consorsbank stellt sich den Deal so vor: Jeder Clubfan kann bei einem Mindesbetrag von fünf Euro einsteigen. Werbung will der Konzern bei allen Unterstützern bewusst nicht machen, auch auf eine aktive Erwähnung im Stadionnamen - "Max-Morlock-Stadion powered by Consorsbank" etwa - verzichtet die Bank. Sollte das Crowdfunding weniger als die benötigten 800.000 Euro einbringen, wird das Geld an die Unterstützer zurückgegeben. Sollte es aber klappen, gehen die insgesamt 3,2 Millionen Euro an die Stadt Nürnberg, die damit den Betrieb des Achtecks finanziert. Geld, das laut Bürgermeister Christian Vogel dringend notwendig sei.

Ein Messias, einer, der ohne Hintergedanken hilft, ist die Consorsbank nicht, ist man sich bei "Max-Morlock-Stadion jetzt" sicher. "Sie wird mit dem MMS und unserer Wertevorstellung Geld machen wollen", sagen die Aktivisten. "Und letztendlich ist sie es auch, die am Ende des Tages ganz alleine über den Namen entscheiden kann." Das sehe man durchaus mit Sorge, könne aber auch ein "Türöffner" sein. "Hat sich der Name erst einmal im offiziellen Sprachgebrauch verankert, dann wird er danach unantastbar sein!"

Fürther Modell stößt auf Ablehnung

Abgelehnt wird der Deal mit der Consorsbank in Nürnbergs Fanszene also nicht. Auf blinde Gegenliebe stößt er eben aber auch nicht. "Guten Gewissens" könne man die Aktion nicht unterstützen, sagen etwa die "Ultras Nürnberg" in einem Flyer, den sie vor dem Spiel gegen Braunschweig verteilten. "Sponsoring bleibt Sponsoring".

Doch auch die Ultras sind sich uneinig, was sie von der Aktion halten sollen. "Wir sind nicht blind und wissen, wie der Hase heutzutage im Spitzensport in Sachen Sponsoring läuft", heißt es in dem Flyer. Auch die "Banda di Amici", eine weitere Ultra-Gruppierung, positioniert sich noch nicht klar. "In dieser Frage gibt es für uns kein 'richtig' oder 'falsch'", heißt es in einem anderen Flyer. Werben werde man für die Kampagne zwar nicht, "trotzdem appellieren wir an jeden, dass er sich mit dieser Thematik mit bestem Gewissen auseinandersetzt und sich dann nach seinem Herzen dafür entscheidet, es zu unterstützen oder eben nicht".

Was die Nürnberger Ultra-Szene nicht will, das weiß sie jedoch ganz genau: ein Modell wie bei der SpVgg Greuther Fürth. Dort investiert der Immobilien-Makler Thomas Sommer seit Jahren, sicherte sich im vergangenen Jahr die Namensrechte auf fünf Jahre. Das Stadion heißt "Sportpark Ronhof | Thomas Sommer", verknüpft also etwas traditionelles mit einem Unternehmen. "Ein noch schlimmerer Ausverkauf", findet die "Banda di Amici".

Vieles, das zumindest lassen die Äußerungen der Fan-Gruppierungen vermuten, hänge von der Ausgestaltung des Crowdfundings ab. Etwa wie die Consorsbank im Max-Morlock-Stadion werben will, welche Details Stadt und der Konzern aushandeln. "Mehr dazu in den nächsten Wochen", kündigen die "Ultras Nürnberg" an. Am 31. März startet das Crowdfunding.

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