Mühl und sein FCN: Finden sie endlich zur Konstanz?

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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23.2.2021, 06:00 Uhr
Wieder stabil: In Karlsruhe hatte Lukas Mühl Philipp Hofmann gut im Griff.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Wieder stabil: In Karlsruhe hatte Lukas Mühl Philipp Hofmann gut im Griff.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, was für den 1. FC Nürnberg zuletzt häufig keine gute Nachricht war. Über Wochen blieb der Club hartnäckig unter seinen Möglichkeiten, was auch eine Form von Konstanz ist. Nur eben nicht die, die sie eigentlich anstreben.

Genau deshalb kamen die Herren Profis am Sonntag nach Feierabend noch kurz auf dem Acker im Wildparkstadion zu einer Art Gelöbnis zusammen. Dem so genannten Wendepunkt in dieser ebenfalls nicht berauschenden Saison schien sich der 1. FC Nürnberg ja schon ein paar Mal angenähert zu haben. Auf das 4:1 in Osnabrück folgte eine über weite Strecken krachende Derby-Niederlage. Nach dem 2:1 in Darmstadt hieß es, der Negativtrend sei gestoppt. Acht Tage später ließ Robert Klauß‘ Elf 70 indiskutable Minuten gegen Sankt Pauli folgen.

Warum es ausgerechnet jetzt endlich vorbei sein soll mit dem ständigen Auf und Ab, konnte auch Christian Mathenia nicht so genau sagen. "Wir haben uns direkt danach eingeschworen", meinte der Torwart nur, einer der beiden Innenverteidiger berichtet aus dem Kreis: "Wir wollen jetzt einfach konstanter werden."

Der Vorsatz ist nicht neu, gerade Lukas Mühl sah sich in seinen mittlerweile fast fünf Profi-Jahren oft genug damit konfrontiert. Heute so, morgen so. Und genau damit soll jetzt ebenfalls nicht zum ersten Mal endgültig Schluss sein.


"Fokussiert bleiben": Das schöne Club-Gefühl soll halten


Kaum ein anderer Fußballer im rot-schwarzen Trikot stand seitdem mehr für Wankelmut als er. "Das Feuer, das jeder drin hatte, dass jeder wollte, das muss jede Woche so sein", sagt Mühl am nächsten Tag.

Irgendwie anders in Karlsruhe

Eigentlich selbstverständlich, es ist ja ihr Beruf, den sie beim 1:0 in Karlsruhe mal wieder über 90 Minuten engagiert ausübten. Mühl spricht deshalb auch von einem "Arbeitssieg, den man jetzt aber nicht zu hoch hängen darf". Zumal auch die offiziellen Statistiken wenig Anlass für Übermut liefern: 37 Prozent Ballbesitz, 52 Prozent der Zweikämpfe verloren, Fehlpassqoute gar: 42 Prozent. Und dennoch fühlte sich der Sonntagnachmittag irgendwie anders an als etliche davor.

Der unbedingte Wille, sich in jeder Eins-gegen-Eins-Situation auch durchsetzen zu wollen, war praktisch bei jedem Kontakt mit einem Karlsruher spürbar. Schon vor dem Anpfiff habe Mühl "eine besondere Energie" wahrgenommen, ein bisschen Spielglück wie in der 90. Minute kann ebenfalls nicht schaden. Mühl weiß das aus eigener, schmerzhafter Erfahrung. Gegen Sankt Pauli hatte er kurz vor der Pause bei einem Klärungsversuch den Ball nicht richtig getroffen (0:1), dafür in der 65. Minute die Füße seines Gegenspielers (0:2), und schon war er mal wieder der Buhmann. Schuld.

Hätte er sich in den Stunden und Tagen danach den einen oder anderen Kommentar durchgelesen, wäre er am Sonntag wahrscheinlich im Bett geblieben. Mühl erspart sich die digitale Selbstgeißelung lieber. "Dass man vieles nicht mehr ernst nehmen kann, ist uns schon auch bewusst", sagt Mühl, aber gut, "so ist das Geschäft, einmal ist man unten, einmal ist man oben."

Im Training Selbstvertrauen holen

Mühl hat gelernt, damit umzugehen, indem er die sozialen Netzwerke wie sein Trainer konsequent meidet. Stattdessen versucht er, schwächere Darbietungen zügig abzuhaken und sich im Training neues Selbstvertrauen zu holen. In der vergangenen Woche scheint das prima geklappt zu haben.

Mühl wirkte in Karlsruhe stabil, konzentriert auf seine Aufgabe namens Philipp Hofmann, machte kaum Fehler. "Für mich ist das Schwerste am Fußball, Woche für Woche konstant zu sein", gibt Mühl ehrlich zu, "das nehmen wir uns natürlich vor jedem Spiel vor."


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Gegen Braunschweig wird es am Sonntag ebenfalls zunächst darum gehen, physisch dagegenzuhalten. "In der zweiten Liga zählen einfach die Zweikämpfe, die zweiten Bälle, erst dann kommt das Fußballerische", sagt Mühl, "es wird nicht so sein, dass wir gegen Braunschweig auf einmal Tiki-Taka spielen." Was wohl schon der Schwur von Karlsruhe verbieten würde.

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