"Mutig bleiben": Club-Youngster Celebi nutzt seine Chance
23.8.2020, 15:12 UhrLange galt die Position des Außenverteidigers als wenig fordernd, wurde besonders auf niedrigem Niveau gerne mit den fußballerisch limitiertesten Akteuren besetzt. Heutzutage hat sich das gemeine Bild des Außenverteidigers gewandelt, heutzutage gibt es kaum mannigfaltigere Aufgabenfelder im Fußball: Dank der Einführung des Sechsers sind die äußeren Abwehrspieler in ihrem Spiel deutlich weniger gebunden, schalten sich gerne nach vorne ein, beackern unermüdlich ihre Seite und befinden sich ständig auf einer Gratwanderung der Balance zwischen Offensivdrang und defensiven Verpflichtungen. Der Erfolg des Liverpooler Duos Trent Alexander-Arnold und Andrew Robertson oder des Bayern-Shootingstars Alphonso Davies, deren Arbeit anhand ihrer Assists und Tore eindrucksvoll nachgewiesen werden kann, zeigt: Im modernen Fußball ist ein guter Außenverteidiger mehr als ein Außenverteidiger.
Dies gilt nicht nur in der Champions League, sondern auch in der 2. Bundesliga: Im deutschen Fußball-Unterhaus war der Assist-König in der vergangenen Saison – wie kann es anders sein – ein Linksverteidiger: Tim Leibold verbuchte in 33 Spielen im Trikot des Hamburger SV herausragende 16 Torvorlagen. Zum Vergleich: In seinen vier Jahren und 113 Einsätzen im Trikot des 1. FC Nürnberg waren es insgesamt 24 Torbeteiligungen – deutlich weniger, aber dennoch viel. So ist es kein Wunder, dass der Schwabe nach seinem Abgang in die Hansestadt große Fußstapfen hinterließ. Fußstapfen, die bisher nur im Ansatz gefüllt werden konnten.
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Über weite Strecken der abgelaufenen Spielzeit agierte Neuzugang Tim Handwerker hinten links, erst zum Saisonende gelang es dem U21-Nationalspieler, der zuvor gerne als Schwachstelle der Nürnberger bezeichnet wurde, seine Leistungen zu stabilisieren (NN-Note 3). Ein Back-Up beziehungsweise ein Konkurrent um die Position fehlte allerdings lange, besonders nachdem Fabian Nürnberger fortan primär im Mittelfeldzentrum eingesetzt werden soll. Umso besser, dass sich mit Ekin Celebi nun ein Youngster anschickt, in der kommenden Spielzeit jene Rolle auszufüllen.
Der 20-Jährige kam in den bisher drei Testspielen jeweils eine Hälfte zum Einsatz – und ließ sein Potenzial durchaus erkennen, wie auch Cheftrainer Robert Klauß zwischenzeitlich im Gespräch mit dem kicker verlauten ließ: "Gegen Regensburg war er von Beginn an gut drin, gegen Augsburg hatte er sich nach verständlichen anfänglichen Problemen mehr und mehr reingefunden." Tatsächlich bearbeitete der Linksfuß, der im Sommer 2018 nur wenige Tage nach seinem 18. Geburtstag seinen ersten Profivertrag unterschrieb, im Duell mit den Fuggerstädtern seinen direkten Gegenspieler Daniel Caligiuri – nach kleineren Schwierigkeiten zu Beginn der Partie - erfolgreich. Der FCA-Neuzugang, der über eine imposante Erfahrung aus 298 Bundesliga-Partien und 30 Europapokal-Einsätzen verfügt, war auffällig unauffällig und zog im Duell mit dem Youngster erstaunlich oft den Kürzeren.
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Während der junge Linksverteidiger, verglichen mit Enrico Valentini, im asymmetrischen Spielaufbau eher die Kontakte in der eigenen Hälfte sammelte und sein Pendent auf dem rechten Flügel eher als Anspielstation im Mittelfeld fungierte, durfte der Deutsch-Türke im Duell mit der TSG Hoffenheim seinen Offensivdrang voll entfalten. Am Sportgelände in Rottach-Egern suchte der gebürtige Nürnberger immer wieder den Weg nach vorne, bot sich im verinnerlichten Ablauf "Passen-Laufen" häufig zum Doppelpass an, zog mitunter in den gegnerischen Strafraum und wählte auch im eigenen Drittel stets den fußballerischen Weg. Exemplarisch: In der 67. Minute erhält Ekin Celebi den Ball von Innenverteidiger Noel Knothe tief in der eigenen Hälfte, mit direktem Gegnerdruck zweier Hoffenheimer, die Passwege auf die Sechs und den linken Flügel sind zu. Statt dem notgedrungenen weiten Hieb setzt der Club-Junior neben dem eigenen Sechzehner zum Dribbling an, zieht zunächst rechts an Dennis Geiger und anschließend mit etwas Glück links an Klauss vorbei, führt den Ball dabei schulbuchmäßig stets am äußeren Fuß und schlägt anschließend einen Flugball ins Mittelfeldzentrum zum komplett freistehenden Kollegen Lukas Schleimer. Dank jener zweifelsohne riskanten, aber letztlich erfolgreichen Lösung überspielte Celebi mit nur einem Pass ganze sechs Sinsheimer.
Lauter glückliche Gesichter - und das aus gutem Grund. 😀
— 1. FC Nürnberg (@1_fc_nuernberg) July 18, 2018
Kurz nach seinem 18. Geburtstag hat mit U19-Youngster Ekin Celebi ein hoffnungsvolles Nachwuchstalent seinen ersten Lizenzspieler-Vertrag beim Club unterschrieben. 💪
Wir freuen uns auf die gemeinsame Zukunft! ✊#fcn pic.twitter.com/Uq1ge0Ee50
Jene Aktion bestärkte sicherlich das Selbstbewusstsein des Nürnbergers, der seit nunmehr acht Jahren das Trikot des fränkischen Altmeisters trägt. Auch die mehrmalige Aufforderung seines Cheftrainers, stets "mutig zu bleiben", sollte noch ihre Früchte tragen: In der 76. Minute sprintet Celebi abermals aus der eigenen Hälfte vor das gegnerische Tor, als Felix Lohkemper am rechten Flügel durchbricht. Während sich die TSG-Verteidiger allesamt an Stürmer Adam Zrelak am Fünfmeterraum orientieren, bedient Doppelpacker Lohkemper den im Rückraum, zentral vor der Sechzehnergrenze, komplett freistehenden Linksverteidiger. Und der? Fasst sich ein Herz, zieht mit dem schwächeren rechten Fuß direkt ab. Nicht präzise, eigentlich ziemlich mittig, aber eben enorm wuchtig nagelt der Youngster den Ball unter den Querbalken. Mutig und schnörkellos im Abschluss und in der Offensive, später wieder zuverlässig und aggressiv in der Defensive. Ekin Celebi spielt so, wie man als moderner Außenverteidiger eben spielen muss. Und befindet sich somit auf einem guten Weg, in seiner Heimatstadt zum Profi zu werden.
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