Schmidt-Abschied lässt Raum für Spekulationen beim HCE

Christoph Benesch

Erlangen

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13.5.2020, 13:04 Uhr
Hat beim HC Erlangen gekündigt: Kevin Schmidt.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / DaMa Hat beim HC Erlangen gekündigt: Kevin Schmidt.

Anfang März, da war die Welt noch in Ordnung. Und die Handball-Welt, sie war es soeben wieder, zumindest für den HC Erlangen. Turbulente Monate hatte der Bundesligist durchlebt, war mit nur einem Sieg seit Weihnachten der Abstiegszone gefährlich nah gekommen. Er hatte den Trainer Eyjolfsson entlassen, er hatte Interimscoach Brack entlassen – ehe mit dem emotionalen Heimsieg über den Bergischen HC vieles im Begriff war, sich tatsächlich wieder zum Guten zu fügen.


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Den Sportlichen Leiter, Kevin Schmidt, hatte der Verein eine Woche zuvor als Trainer an die Linie beordert, einen Ex-Nationalspieler, der keine drei Jahre zuvor seine eigene Karriere aufgrund einer Knieverletzung schweren Herzens hatte beenden müssen. Um René Selke, den Geschäftsführer, zu entlasten sowie eine weitere Stimme mit höchstem Fachwissen in handballspezifischen Fragen zu erhalten, war Schmidt im Oktober 2018 beim HC Erlangen installiert worden.

Er freue sich, sagte er damals, dass man ihm als Funktionärs-Neuling gleich so viel Vertrauen schenke. Das ist nun, trotz des Befreiungsschlags gegen den Bergischen HC und des damit zusammenhängenden, deutlich zu spürenden Aufwinds, an dem Schmidt als Trainer in der Not Anteil hatte, überraschend aufgebraucht: Der Sportliche Leiter hat zum 30. Juni gekündigt. "Zu den Beweggründen möchte ich mich nicht äußern", so der 32-Jährige. Eine lukrative, neue Aufgabe jedenfalls habe er noch nicht. Auch René Selke bestätigt lediglich die Kündigung – "ohne Kommentar".

Einige Anhaltspunkte, aber auch viel Raum für Spekulationen

Womit der Verein großen Spielraum für wilde Spekulationen in den üblichen Kommentarspalten lässt. Es gibt aber auch seriöse Anhaltspunkte. Einen liefert das vor wenigen Tagen erschienene Interview des Aufsichtsratschefs Carsten Bissel mit diesem Medienhaus: "Wir haben uns viele Gedanken gemacht, woher diese Unruhe plötzlich nach neun relativ ruhigen Jahren kam", sagt Bissel da, "die wollen und werden wir nächstes Jahr nicht mehr so haben." Wurde mit dem Sportlichen Leiter ein Einzelner verantwortlich gemacht für eine nicht nur sportlich sehr unruhige Saison?

In der Tat spielte Schmidt bei fast allen Beben eine Rolle. Beginnend mit der Ausbootung von Co-Trainer Stefan Mittag bis zum Zerwürfnis mit einem Teil der Fans. All diese Brandherde und die, wie man hört, ausbleibende Einsicht, bis hin zur Kritik, für einen Neuling zu selbstbewusst aufgetreten zu sein, könnten den Verein verärgert haben. Schmidt hingegen wird die nicht immer einfache Zusammenarbeit mit Teilen der Vereinsführung entnervt haben. Vielleicht erfährt man die Beweggründe ja noch – wenn die Welt irgendwann wieder in Ordnung ist.

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