Nach 0:0 gegen Augsburg

Ein Tor, aber vier Punkte: Der neue Fürther Minimalismus macht Hoffnung

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

19.12.2021, 14:25 Uhr
Du kommst hier nicht durch: Der Fürther Max Christiansen bremst mit viel Elan den Augsburger Noah Joel Sarenren Bazee.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Du kommst hier nicht durch: Der Fürther Max Christiansen bremst mit viel Elan den Augsburger Noah Joel Sarenren Bazee.

Als der Schiedsrichter am Samstagnachmittag zum letzten Mal im Jahr 2021 pfiff, da wussten sowohl die Fürther als auch die Augsburger im ersten Moment nicht so recht, was sie nun mit diesem 0:0 anfangen sollten. Im Fußball redet man ja gerne über gewonnene und verlorene Punkte - und irgendwie hatten beide Mannschaften an diesem 17. Spieltag sowohl einen Punkt gewonnen als auch zwei verloren.

Beim Kleeblatt schienen sie schon vor dem Schlusspfiff zufrieden zu sein mit einem weiteren Zähler, dem erst fünften überhaupt. Torhüter Sascha Burchert ließ sich in der Schlussphase auffällig viel Zeit, auch Branimir Hrgota sprintete sieben Minuten vor Schluss nicht zur Auswechslung, um nur keine wichtigen Sekunden zu verschwenden. Trainer Stefan Leitl fand es später "legitim, nicht mehr All-in zu gehen", es sei "okay, einen Punkt mitzunehmen", betonte er. "Wir wollten mehr, aber es war nicht mehr für uns drin."

Mal wieder mit Aufstiegs-Raute

Dabei hatten sich die Fürther "sehr viel vorgenommen" für dieses letzte Heimspiel, für das Ende einer bislang weitgehend erfreulichen Englischen Woche. In der Anfangsphase war das Kleeblatt, das mal wieder in der Aufstiegsformation (4-4-2 mit Raute) spielte, sehr dominant, kombinierte sich mehrmals sehenswert in die gefährliche Zone - wurde dann aber kaum gefährlich. "Wir hatten die Situationen, in denen wir uns gut durchkombinieren, dann aber die Boxbesetzung nicht optimal ist, um zum Abschluss zu kommen", sagte Leitl. "Deswegen sind wir nicht so oft zum Abschluss gekommen."

Boxbesetzung. Es ist eines dieser schönen Worte der modernen Fußballsprache. In der vergangenen Saison standen die Fürther oft mit fünf, sechs Spielern im gegnerischen Strafraum (Box), sodass beinahe jeder offensive Vorstoß auch viel Gefahr verhieß. Jetzt, in der Bundesliga, kann das Kleeblatt nicht mehr so offensiv spielen, "es ist uns allen bewusst, dass wir nicht mehr so viele Spieler in die Box bekommen werden, weil wir uns deutlich weniger im letzten Drittel aufhalten", sagte Leitl. "Da musst Du Deine zwei, drei Spieler in Box haben, um zum Abschluss zu kommen. Das muss dann auch mal reichen."

Reichte es aber nicht, weil die Zuspiele entweder ungenau kamen oder die offensiven Spieler nicht so standen, wie sie sollten. Nach 90 Minuten hatten die Statistiker drei Torschüsse des Kleeblatts gezählt, davon nur einen aufs Tor. In den vergangenen 270 Minuten Fußball, in den Spielen gegen Union, Dortmund und Augsburg, hat die Spielvereinigung überhaupt nur fünfmal aufs gegnerische Tor geschossen - und mit nur einem Treffer vier Punkte geholt.

Der neue Minimalismus ist zwar nicht schön anzuschauen, bringt aber die dringend benötigte Stabilität, die sich im Dezember auch endlich in Punkten niederschlägt. "Wir sind mit vier Punkten in dieses Spiel gegangen", sagte Leitl, "ich kann nicht erwarten, dass wir frei nach vorne spielen." Die offensive Harmlosigkeit nimmt der Trainer, auch wenn es ihm als Freund des schönen Fußballs wehtut, gerne hin. "Wichtig ist, dass die Null steht, denn das bedeutet einen Punkt", betonte der 44-Jährige. "Über den freuen wir uns und nehmen ihn auch mit."

Ein Sieg gegen weitgehend harmlose Augsburger wäre durchaus möglich gewesen - auch wenn die Gäste in der zweiten Hälfte die besseren Chancen hatten. Doch dafür führten die Fürther ihre Standards mal wieder kläglich aus. In der ersten Hälfte landete ein aussichtsreicher Freistoß von Tillman in den Händen des Augsburger Torhüters, aus den sechs Eckbällen machte die Spielvereinigung: nichts.

Dabei sind gerade die offensiven Standards ein Mittel, mit dem Abstiegskandidaten Spiele für sich entscheiden können. "Das wollen und müssen wir nutzen", sagte Marco Meyerhöfer. "Wir wissen, dass wir nach Ecken, Freistößen und Einwürfen noch gefährlicher werden müssen." Für Leitl ist das leidige Standard-Thema keine Sache der Qualität, sondern eher der Konzentration. "Es kommt viel auf den Schützen an", sagte der Trainer. "Wenn Du als Spieler in der Mitte weißt, dass vier Bälle in den richtigen Raum kommen, kann ich damit etwas anfangen. Bei uns ist die Streuung zu groß."

Dennoch war der Trainer am Ende zufrieden mit der Englischen Woche. "Wir haben vier Punkte geholt, das stimmt uns zuversichtlich", sagte er. "Wir werden uns am 27. Dezember treffen und dann hart dafür arbeiten, besser abzuschneiden als in der Hinrunde. Wir werden sehen, wo uns das dann hinführt."

Verwandte Themen


6 Kommentare