0:1-Niederlage gegen Ulm
„Situation ist brutal eklig“: Taumelt das Kleeblatt in akute Abstiegsgefahr?
25.04.2025, 22:06 Uhr
„Sie lassen ihn zielen, sie lassen ihn schießen. Das ist ein Debakel.“ Mit diesen Sätzen beschrieb der damalige Kommentator den Treffer von Werder Bremens Ailton zur zwischenzeitlichen 3:0-Führung gegen den FC Bayern. Damals, im Mai 2004, sicherten sich die Grün-Weißen mit einem 3:1-Erfolg im Olympiastadion die Meisterschaft. Diese Worte, die sich zum Teil auch in der Bremer Vereinshymne wiederfinden, könnten auch fast 21 Jahre exakt so fallen: „Sie lassen ihn zielen, sie lassen ihn schießen. Das ist ein Debakel“, hätte der Kommentator des Spiels zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem SSV Ulm sagen können, als in der 62. Minute das Tor des Tages fiel.
Maurice Krattenmacher treibt den Ball in die gefährliche Zone, wird nicht ansatzweise unter Druck gesetzt und visiert mit einem Distanzschuss aus 24 Metern und zentraler Position den rechten Winkel an. Erschwerend hinzu kommt, dass Joshua Quarshie den Abschluss noch abfälscht und Nahuel Noll damit keine Chance lässt. Der SSV Ulm geht somit in Führung – weil Fürth Krattenmacher unbedrängt zielen und schießen lässt, aber auch weil Fürth an diesem Tag maximal auf Augenhöhe mit dem Tabellenvorletzten ist.
Klassenerhalt? Kleeblatt verpasst große Chance
Zwar hatten in dem Abstiegsduell, das insbesondere mit einer dürftigen, chancenarmen ersten Hälfte dieser Bezeichnung absolut gerecht wurde, beide Teams dominantere und gefährlichere Phasen. Mal drückte Fürth mehr, mal hatte Ulm Oberwasser. Am Ende jedoch schafft es das Kleeblatt – anders als die Spatzen – nicht, den Ball im Tor unter zu bringen, gegen eine der schlechtesten Mannschaften der Liga vor heimischem Publikum zu punkten und einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu gehen.
Denn das wäre ein Sieg gewesen. Ein großer Schritt zum Saisonziel, das damit zwar noch nicht rechnerisch, aber praktisch eingetütet wäre. Stattdessen muss das Kleeblatt weiterhin und noch mehr als zuvor bangen. Das Polster auf den Relegationsplatz, den bis zu den Spielen am Samstag und Sonntag vorübergehend die Ulmer bekleiden, ist auf sechs Punkte geschmolzen – bei drei verbleibenden Spielen.
Nun ist das Ganze auf den ersten Blick nicht tragisch, erscheint es doch unrealistisch, dass eine abstiegsgefährdete Mannschaft zum Saisonendspurt plötzlich mindestens sieben Punkte aus drei Spielen holt. Zumal das Kleeblatt nur noch einen Sieg ergattern muss, um aller Voraussicht nach die Klasse zu halten. „Wir haben noch alles in der eigenen Hand“, konstatierte Cheftrainer Jan Siewert entsprechend nach der Partie und liegt mit dieser Aussage absolut richtig. Die Hoffnung aber, dass das Kleeblatt aus eigener Kraft und nicht durch das Unvermögen der Konkurrenz den Ligaverbleib sichert, schwindet mit Auftritten wie jenem gegen Ulm und jenen in den vergangenen Wochen.
Sieben Spiele ohne Sieg
Seit Ende Februar feierte die Siewert-Elf keinen Sieg mehr – und es wird nicht leichter. Das Restprogramm führt die Fürther in zwei Auswärtsspielen in Folge zu zwei der wertvollsten Teams der Liga, nämlich zur Hertha und nach Hannover. Und zum Saisonfinale gastiert kein Geringerer als der Hamburger SV im Sportpark Ronhof. „Die Situation ist jetzt brutal eklig, gegen drei schwere Gegner und da müssen wir jetzt Punkte holen“, gab Niko Gießelmann zu Protokoll.
Der Linksfuß, der gegen Ulm kurz vor dem Gegentreffer noch spektakulär auf der Linie gerettet hatte, nahm sich selbst und seine routinierten Kollegen besonders in die Pflicht: „Ich weiß, dass wir geschlossen genug sind, diese Situation zu überstehen. Wir erfahrenen Spieler haben jetzt die Aufgabe, die Nervosität aus den Köpfen und Beinen der jungen Spieler herausbringen.“
Das Problem: Nicht umsonst spricht man vom „Abstiegsstrudel“, von der zunehmenden Nervosität und Angst, dem abnehmenden, im Fußball aber eigentlich doch so wichtigen Selbstvertrauen und Mut. Dennoch: Das Kleeblatt hat, wie Cheftrainer Siewert sagte, noch immer alles in der eigenen Hand. Bei günstigen Ergebnissen der Konkurrenz kann die Truppe am nächsten Spieltag möglicherweise den Klassenerhalt klar machen. Und ganz generell: Die Spielvereinigung steht aktuell noch über dem Strich – noch und, so hofft man in Fürth, auch weiterhin. Dass das so bleiben wird, da ist sich der Coach sicher: „Ich glaube an die Jungs.“
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