Steffen Fäth: Der neue Anführer des HC Erlangen

Christoph Benesch

Erlangen

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14.5.2020, 10:24 Uhr
Steffen Fäth: Der neue Anführer des HC Erlangen

© Foto: Marius Becker/dpa

Ein richtiger Abschied, der fehlt Steffen Fäth. Die Corona-Pandemie hat die Saison in der Handball-Bundesliga abgebrochen, der 30-Jährige wird so traurig aber nicht sein darüber: Es war eine sportlich enttäuschende Runde für den 79-fachen deutschen Nationalspieler. Der Hauptgrund dafür, dass er im Sommer die Rhein-Neckar Löwen verlassen und sich dem HC Erlangen anschließen wird. "Manchmal", sagt Steffen Fäth, "ist es richtig, einen kleinen Schritt zurück zu tun, um wieder nach vorn zu kommen."

Als Verstärkung war er 2018 von den Füchsen Berlin zum Meister gewechselt, heuer fand sich Fäth als einer der ganz großen EM-Helden von 2016 vor allem auf der Auswechselbank wieder: Trainer Kristjan Andresson setzte nicht auf den wurfgewaltigen Rechtshänder, "und wenn ich kurz spielen durfte", so Fäth, "lief es nicht so prickelnd".

Selbstbewusstsein verloren

Sein Selbstbewusstsein, das ihn an guten Tagen schier fliegen lässt, das ihn zu einem der Anführer der "Bad Boys" machte, die 2016 in Polen zum zweiten EM-Titel der Verbandsgeschichte stürmten, war ihm peu à peu abhanden gekommen. Der Absturz in Mannheim war gewaltig: Der damalige Bundestrainer Christian Prokop verzichtete im EM-Januar auf seine Dienste: "Er konnte meine Leistung ja auch nicht einschätzen, weil ich so wenig spielte." Nun also, so darf man das verstehen, eine Art Neuanfang "zurück zu alter Stärke", wie Fäth sagt. Ein Ziel ist neben "den ambitionierten Vorstellungen des Vereins für mich persönlich die Rückkehr in die Nationalmannschaft".

Der Weg dahin führt nicht mehr über einen internationalen Top-Verein, sondern einen Klub, der zuletzt mit großen Schwankungen und zwei Trainerwechseln in einer Saison den einstelligen Tabellenplatz verpasste und der in der Corona-Krise nicht nur Schlagzeilen macht, weil ihm die größte Verpflichtung seiner Vereinsgeschichte gelang, sondern auch, weil sein Sportlicher Leiter kündigte. Kevin Schmidts persönlicher Kontakt zu Fäth aus Wetzlarer Zeiten soll noch weit vor Corona mit maßgeblich gewesen sein, um "so einen großen Handballer", wie Geschäftsführer René Selke sagt, "bekommen zu können".

Katsigiannis sucht noch einen Verein

Dieser rundet "den nominell besten Kader, den der HC Erlangen jemals hatte", so Selke, eindrucksvoll ab: Eine weitere Top-Verpflichtung für die Spielmacherposition, weniger auf Rückraum-Links, um mindestens aufzufangen. Der Kapitän übernimmt bekanntlich die Trainerrolle einer Mannschaft, die, wie viele Fachleute sagen, gerade unter den besonderen Bedingungen nach der Corona-Pandemie für Überraschungen sorgen könnte. Die dann aufgebrochenen Kräfteverhältnisse der Bundesliga sieht auch Steffen Fäth als Chance: "Gerade mit so einem starken Kader."

Neben dem Spielmacher wird wie berichtet aus Flensburg der schwedische Nationalspieler Simon Jeppsson Quentin Minel ersetzen, der sich als nicht bundesligatauglich erwies und einen längerfristigen Vertrag in Nimes unterschrieb. , lange Zeit Torhüter mit der besten Fangquote der EM 2020, kommt von Champions-League-Klub RK Celje, von den Füchsen Berlin wird Ex- Nationaltorwart Martin Ziemer zum HCE wechseln. Carsten Lichtlein schließt sich indessen GWD Minden an, Publikumsliebling Nikolas Katsigiannis hat noch keinen neuen Verein, der 37-Jährige möchte aber weiter Bundesligahandball spielen.

Verabschiedung steht noch aus

Von Bundesliga-Aufsteiger Coburg kommt Talent Max Jaeger auf Linksaußen – Martin Murawski hat seine Karriere beendet. Auch ihm fehlt – wie Katsigiannis und Haaß – wegen der Corona-Pandemie noch eine gebührende Verabschiedung.

Steffen Fäth indessen freut sich nicht nur auf ein Wiedersehen mit den Rhein-Neckar Löwen: "Ich will zeigen, dass ich es besser kann und vor allem wieder mehr Spielzeit bekommen. Gerade mit den Neuverpflichtungen hat mich der HC Erlangen sehr gereizt."

Ein harter Kampf

Verloren hat der "neue Anführer", wie ihn René Selke schon jetzt nennt, gegen Erlangen bislang noch mit keinem seiner alten Klubs. "Ich erinnere mich aber, wie schwer es jedes Mal war, in Nürnberg anzutreten. Die Atmosphäre ist immer top, und es war immer ein harter Kampf nötig." Einer, den er nun mit angehen möchte – nur eben auf der anderen Seite.

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