Es sollte ein "historischer Triathlon" werden, hatte Felix Walchshöfer, Rennleiter des "Datev Challenge Roth", versprochen. Mit Anne Haug und Jan Frodeno wären am 5. Juli 2020 erstmals beide Sieger des Ironman auf Hawaii vom vergangenen Jahr am Start gewesen. Um für Spannung zu sorgen, hatten die Veranstalter des Langdistanz-Rennens aus dem Landkreis Roth neben den beiden Topathleten sogar die Zweit- und Drittplatzierten von Hawaii verpflichtet. Aufgrund der Corona-Pandemie kommt nun alles anders als geplant: Walchshöfer hat am Donnerstag, zwei Tage nach der Verschiebung der Olympischen Spiele, bekanntgegeben, dass der Challenge erst wieder 2021 stattfinden wird.
Kommentar: Ein Herz auch in der Krise beim Challenge Roth
Die Entscheidung ist den Veranstaltern nicht leichtgefallen. "Wir bedauern diese Absage zutiefst", sagte Challenge-Geschäftsführer Felix Walchshöfer am Donnerstagmittag in einem dramaturgisch aufbereiteten Facebook-Livevideo aus dem Zielbereich. "Es war für uns die schwierigste Entscheidung der letzten 19 Jahre, die schwerste in unserer Geschichte seit der Challenge-Gründung 2002. Wir haben lange gerungen, überlegt und nach möglichen Alternativen gesucht, aber die stetige Ausbreitung dieses schrecklichen Virus in nahezu allen Ländern der Welt hat uns auf schmerzliche Weise einsehen und verstehen lassen, dass eine Absage für dieses Jahr letztlich alternativlos ist."
Mit großer Sorge habe Walchshöfer in den vergangenen Wochen immer wieder von angemeldeten Teilnehmern gehört und gelesen, dass die Trainingsbedingungen in vielen Ländern teils massiven Einschränkungen unterlägen, dass Athleten von Ausgangssperren betroffen oder in einigen Fällen sogar selbst am SARS-CoV-2-Virus erkrankt seien. Auch Sebastian Kienle, Roth-Sieger aus dem Jahr 2018, war im Trainingslager auf Fuerteventura in einer Hotelanlage festgesessen und konnte kaum trainieren. Als Kompensation versprach der Rennleiter und Sohn des Challenge-Roth-Gründers Herbert Walchshöfer: "Wir werden nächstes Jahr wieder da sein. Und wir werden zusammen mit allen am 4. Juli 2021 in Roth die größte Triathlon-Party feiern, die es je gegeben hat!"
Challenge Roth fällt zum ersten Mal aus
Noch vor eineinhalb Wochen hatte Walchshöfer im Gespräch mit der Nürnberger Zeitung gesagt: "Wir arbeiten völlig ruhig weiter. Es ist heute noch gar nicht abschätzbar, ob unser Rennen stattfinden kann." Um zu zeigen, dass er den Wettkampf über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen noch nicht aufgegeben hat, hat Walchshöfer Mitte März sogar noch den modifizierten neuen Radrundkurs vorgestellt. Zunächst hatte Walchshöfer abwarten wollen, wie sich die Situation bis nach Ostern darstellt, bis die Schließung an den Schulen, Hochschulen und Universitäten zu Ende gewesen wäre. Die Absage von Olympia und weiterer prominenter Sportveranstaltungen sowie die derzeitige Lage haben die Team Challenge GmbH jetzt aber früher handeln lassen.
Ralph Edelhäußer, Bürgermeister von Roth, sieht es ähnlich. "Es ist sehr tragisch und traurig für die Bürger von Roth und aus dem Landkreis, die sich ja mit dem Challenge identifizieren." Wenn man es aber rationell analysiere und alle Gründe abwäge, sei keine andere Entscheidung möglich gewesen. "Es war ja nicht einmal klar, welche Athleten kommen dürfen - und gerade das internationale Flair macht doch den Challenge aus", so Edelhäußer weiter. Finanziell wird sich die Absage mit Sicherheit auf die Gegend auswirken. "Wirtschaftlich ist es schon schwierig, weil das Rennen immer viel Geld in die Region spült", sagt auch Edelhäußer.
Es ist das erste Mal, dass der Challenge Roth, die Nachfolgeveranstaltung des Ironman Europe in Mittelfranken, ausfällt. Seit 2002 organisiert die Familie Walchshöfer das weltweit größte Langdistanz-Rennen. Die Triathlon-Tradition im Landkreis Roth reicht noch länger zurück: Im Jahr 1984 waren beim "Franken-Triathlon" über 700 Meter Schwimmen, 40km Radfahren und 10km Laufen gerade einmal 84 Männer und eine Frau in der noch nahezu unbekannten Ausdauersportart am Start. Vor ein paar hundert Zuschauern trug sich nach knapp zwei Stunden Franz Michels als Erster in die Siegerliste ein.
Rennleiter Walchshöfer hat angekündigt, dass die angemeldeten Athleten ihre Teilnahmegebühr abzüglich einer Verwaltungsgebühr in Höhe von 90 Euro erstattet bekommen. Dies wurde bei anderen Triathlon-Veranstaltungen bislang meist anders gehandhabt: Statt die Gebühr zu erstatten, wurden die Triathleten automatisch auf das Rennen im Jahr 2021 beziehungsweise auf einen Ausweichtermin gebucht. In sozialen Netzwerken hatten Athleten daher bereits mit Sammelklagen gegen Veranstalter gedroht.
In dem auch mit emotionaler Musik unterlegten Facebook-Video sagte Walchshöfer trotzdem: "Gleichzeitig bitten wir aber all unsere Athletinnen und Athleten um Solidarität in dieser für uns schwierigen Lage. Wir sind, wie ihr wisst, ein reines Familienunternehmen." In Anspielung auf das US-Unternehmen Ironman, hinter dem inzwischen chinesische Investoren stecken, ergänzte er: "Hinter uns steht kein ausländischer Investor, der uns stützen oder mit zusätzlichen Mitteln ausstatten kann." Deshalb bitte er die Athleten, freiwillig auf einen Teil der Rückzahlung zu verzichten und in eine Art Solidaritätsfonds einzuzahlen, der dem Challenge Roth das Überleben nachhaltig sichere.
Das ist der Stand bei anderen Ironman-Veranstaltungen
Schon in Kürze sollen die Anmeldungen für den Challenge Roth im Jahr 2021 eröffnet werden: Jeder, der für den Challenge 2020 angemeldet war, soll laut Walchshöfer vor allen anderen das Recht auf eine Anmeldung für das Jahr 2021 erhalten. "Nach der nun beginnenden Abmeldephase werden wir schrittweise die Anmeldung für 2021 öffnen", versprach Walchshöfer. Heute ist der Challenge Roth mit rund 200.000 Zuschauern und etwa 5500 Einzel- und Staffelstartern aus mehr als 90 Nationen auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Walchshöfer spricht von rund elf Millionen Euro, die unter anderem der Gastronomie und den Hotelbetrieben im Landkreis nun fehlen werden.
Triathlet Frodeno: "Es gibt gerade Wichtigeres als den Sport"
Im Gegensatz zum Challenge Roth sind der Ironman Hamburg am 21. Juni und der Ironman Germany in Frankfurt am Main am 28. Juni 2020 noch nicht offiziell abgesagt worden. Die Veranstalter dürften nun aber unter massivem Zugzwang sein. Rennen bis Ende Mai wie der Ironman Lanzarote sind bereits abgesagt oder verschoben worden. So soll der Ironman Südafrika nun am 15. November 2020 statt am 29. März 2020 stattfinden. Terminverlegungen stehen allerdings meist stark in der Kritik, weil sie oftmals Terminkollisionen erzeugen.
Der Artikel wurde am 26.03.2020 um 14.39 Uhr aktualisiert.
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