"Wunderbare Geschichte": Abiamas Aufstieg zum Kleeblatt
17.8.2020, 09:12 UhrAllzu schwierig hatten es ihm die Unterhachinger Verteidiger nicht gemacht in dieser 17. Minute, Dickson Abiama hat schon in komplizierteren Situationen den Ball im Tor untergebracht. Als das Netz wackelte und der Schiedsrichter zum Anstoßkreis zeigte, da blickte Abiama zum Himmel, schloss die Augen und dachte vielleicht auch an all diejenigen, die ihn bislang auf seinem Weg begleitet haben – und die nicht dabei sein konnten, als der junge Mann aus Nigeria sein erstes Tor für die Spielvereinigung Greuther Fürth erzielte.
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Zwar war es lediglich das 1:0 in einem Testspiel, das schon bald wieder vergessen sein wird, erzielt nach einer Ecke und weitgehend ungedeckt, dennoch: "Es ist ein sehr gutes Gefühl", sagt Abiama knapp zwei Stunden später, als er frisch geduscht aus der Kabine des Fürther Trainingsgeländes kommt: "Das erste Tor für diese Mannschaft, das ist schön."
Leitl lobt den "wunderbaren Menschen"
Es soll im besten Fall nur das erste von vielen Toren für das Kleeblatt sein, ein guter Einstieg in das nächste Kapitel. Eine "wunderbare Geschichte“ nennt sie sein neuer Trainer Stefan Leitl und Abiama selbst einen "wunderbaren Menschen". Einer, den zumindest außerhalb seiner Familie alle bisher fast nur lächeln haben sehen.
Mit 16 Jahren stand der heute 21 Jahre alte Angreifer plötzlich in Nürnberg auf dem Trainingsgelände der Sportvereinigung Mögeldorf. Seine Mutter und sein Stiefvater hatten ihn aus der nigerianischen Metropole Lagos nachgeholt, Abiama sprach kaum ein Wort Deutsch, aber dass er kicken konnte, das erkannten sie in Mögeldorf sofort. In seiner Heimat besuchte er die Fußballakademie seines Onkels, in seiner neuen Heimat legte er einen erstaunlichen Aufstieg hin. In der ersten Saison erzielte er für die Mögeldorfer A-Jugend 29 Tore in 21 Spielen, schnell wurde er in die erste Mannschaft beordert, die zu dem Zeitpunkt noch in der Kreisklasse zuhause war. Dort das gleiche Bild: 27 Tore in 25 Partien und die Erkenntnis, dass dieser pfeilschnelle Junge trotz seiner Defizite im taktischen Bereich zu höherem berufen ist. Es folgte der Wechsel zur SG Quelle Fürth in die Landesliga und wieder nur einen Sommer später der in die Bayernliga zum SC Eltersdorf.
In einem Vorbereitungsspiel traf er gegen die Profis der Spielvereinigung Greuther Fürth, anschließend begannen die dortigen Verantwortlichen um ihn zu bewerben. Auch der FC Ingolstadt und die Würzburger Kickers sollen interessiert gewesen sein, seinen ersten Profivertrag unterzeichnete Abiama aber in Fürth, wo ihm nun drei Jahre Zeit bleiben, ein Zweitligaspieler zu werden – oder sich für noch größere Aufgaben zu bewerben.
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"Ich hoffe, dass ich gleich mit den Profis starten darf", sagt Abiama am vergangenen Freitag nach dem 3:0 gegen Unterhaching, bei dem ihm beinahe noch ein zweiter Treffer gelungen wäre, und blickt vorsichtig zu Pressesprecher Immanuel Kästlen. Die Sprache seiner neuen Heimat hat er sich inzwischen recht gut angeeignet, aber natürlich ist er noch etwas unsicher, ob es sich auch im neuen Umfeld anschickt, so selbstbewusst aufzutreten wie bisher. "Mein Plan ist", sagt er, "dass ich Einsätze bekomme und hoffentlich auch Tore schieße oder Vorlagen geben."
Ganz so viele wie in der Kreisklasse werden es wohl nicht, aber es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass sich Abiama in Fürth tatsächlich seinen Traum erfüllen könnte und ein echter Profi-Fußballer wird.
"Er ist sehr fleißig, hört immer zu und versucht in jedem Training an sein Leistungsmaximum zu kommen", lobt Leitl die Einstellung des Sommerneuzugangs, der aber bereits im letzten Wintertrainingslager mit dabei war. "Aber", daran erinnert er auch: "Er ist ein Spieler, der gerade aus der Bayernliga kommt." Ein Spieler, den sie langsam aufbauen wollen, zur Not in der U 23.
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"Hohe Erwartungen an ihn zu stellen, wäre unfair", findet Leitl, auch wenn sie in Mögeldorf, Eltersdorf und Fürth natürlich alle hoffen, dass Dickson Abiama der Durchbruch gelingt. "Ich bekomme immer wieder Nachrichten von ehemaligen Mitspielern", erzählt er, erst vor dem Test am Freitag hatte ihm wieder ein Freund aus Mögeldorf viel Glück gewünscht. Auch an ihn hat Abiama vielleicht gedacht, als er nach seinem ersten Tor für Fürth nach oben blickte.
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