"Wünsch Dir was" - Teil 2: Die zweite Spitze für den Club

29.1.2021, 06:00 Uhr
Felix Lohkempers Ausfall setzt der FCN-Offensive schwer zu.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Felix Lohkempers Ausfall setzt der FCN-Offensive schwer zu.

Der hymnische Refrain des Kinderchors beginnt mit der verheißungsvollen Ankündigung "Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft". Vielleicht bewahrheitet sich diese eschatologische Prognose eines Tages im Leben, aber mutmaßlich nicht in dessen wundervollen Facette namens Fußball – oder zumindest nicht in der Serie "Wünsch Dir was". Die Transfervorschläge zu den drei Problempositionen basieren nämlich keinesfalls auf Gerüchte oder etwaige Verbindungen zum 1. FC Nürnberg, sondern auf Daten und Eindrücken eines Video-Studiums.


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Ziel der Serie ist es, kreative und zugleich realistische Lösungen für die Probleme des ruhmreichen Altmeisters aufzuzeigen. Eines der zentralen Defizite, das der Club nicht erst, aber besondern ernüchternd im Heimspiel gegen des SSV Jahn Regensburg aufzeigte: eine harmlose Offensive. Ohne die beiden derzeit verletzten Angreifer Pascal Köpke und Felix Lohkemper fehlt es dem Spiel des 1. FC Nürnberg an Tiefe und Torgefahr. Wie abhängig der Club von Letzterem ist, beweisen schon wenige Zahlen eindrucksvoll. Mit Lohkemper in der Startelf holte der Club 15 Punkte aus 10 Spielen (4-3-3, 17:13 Tore, 15,5:11,1), ohne Lohkemper in der Startelf lediglich fünf Punkte aus sieben Spielen (1-2-4, 8:15 Tore, xG: 7,8:11,4). Es fehlt ein anderer Spieler, der dem Spiel durch tiefe Läufe und Tempo mehr Dynamik und Intensität geben kann.

Neuzugang Mats Møller Dæhli soll das auffangen, für seine Torgefahr ist der feinfüßige Norweger aber nicht bekannt. Über eine echte Alternative, die möglicherweise auch bei einem Ausfall von Manuel Schäffler für Torgefahr auf dem Platz sorgen kann, verfügt der FCN eigentlich nicht. Zwar sind mit Tim Latteier und Erik Shuranov zwei junge offensive Spieler aus dem NLZ oft im Spieltagskader, bisher glückte ihnen aber nur das Debüt und nicht der Durchbruch.


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Entsprechend bedarf es eines Angreifers, der Tempo und Torgefahr mitbringt, aber nicht allzu teuer ist. Alle drei Empfehlungen erhalten vom Algorithmus von Smarterscout das Prädikat "High Performer" für die Zweite Liga, welches bedeutet, dass auf Grund ihrer Leistungen in der jetzigen Liga zu erwarten ist, dass sie – ohne menschliche Faktoren wie Umstellung auf eine neue Umgebung oder sportliche Faktoren wie die Adaption auf eine neue Spielweise zu berücksichtigen – gute bis sehr gute Leistungen in der Zweiten Liga bringen werden.

Tarik Tissoudali

Der 27-jährige Niederländer, der in der U23 für Marokko aufgelaufen war, spielt für Aufsteiger Beerschot VA in der ersten belgischen Liga. Dort läuft sein Vertrag zum Saisonende aus. Mit sieben Toren und sechs Vorlagen ist der Angreifer einer der Schlüsselspieler des Aufsteigers und zentraler Faktor für den bisher reibungslosen Saisonverlauf.

Tissoudali ist sicher am oberen Ende des finanziell machbaren Bereichs des FCN, auch weil seine Leistungen anderen Vereinen nicht verborgen geblieben sein dürften. Andererseits stellt er in vielen Metriken genau das dar, was der FCN braucht. Tissoudali kommt auf mehr als sechs Ballkontakte im gegnerischen Sechzehnmeterraum pro Spiel. Zudem ist er dribbelstark – trotz mehr als sieben Dribblings pro Spiel schließt er mehr als die Hälfte erfolgreich ab – und spielt pro Partie statistisch mehr als einen Pass, der zu einem Abschluss führt. Von seinen über 16 Offensivduellen, die er pro Spiel führt, gewinnt er 43 Prozent. All diese Werte liegen weit über jenen von Lohkemper oder Köpke.


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Im Duell mit St. Truiden zeigte Tissoudali mustergültig all seine Kernkompetenzen binnen weniger Sekunden auf: Während sein Mitspieler vom linken Flügel mit dem Ball nach innen zog, löste sich der Niederländer von den Verteidigern in die Tiefe und erhielt das Spielgerät letztlich links im Strafraum. Umringt von vier gegnerischen Feldspielern und ohne realistische Anspielstation setzte er zum flinken Übersteiger an und nutzte den kurzen Schritt seines Gegenspielers, um zum Abschluss ins kurze Eck zu kommen. Cleverness, Tempo, Ballbehauptung auf engem Raum und ein frecher Abschluss – Tissoudali könnte eine weitere Komponente ins Nürnberger Spiel bringen, bringt er doch Qualitäten mit, die im FCN-Kader bislang fehlen.

Fashion Sakala

Auch der zweite Vorschlag spielt in der belgischen Jupiler League. Der 23 Jahre alte sambische Nationalspieler Fashion Sakala ist für KV Oostende aktiv. Auch Sakalas Vertrag läuft zum Saisonende aus, leise Gerüchte über mögliche Interessenten aus Großbritannien stehen im Raum. Sakala ist ein klassischerer Stürmer als die beiden anderen Vorschläge. Er findet oft die richtigen Räume und Abschlussorte, so dass seine bisher neun Saisontore in der Liga sogar eher am unteren Ende seiner Möglichkeiten liegen. Dennoch läuft Sakala gern mit dem Ball am Fuß, kommt auf ungefähr fünf Dribblings pro Spiel, schließt davon knapp 47 Prozent erfolgreich ab – ein Wert, den er sich mit Felix Lohkemper teilt.

Auch bei anderen Werten wie der Anzahl der Steckpässe oder der Pässe ins letzte Drittel ähnelt Sakala Lohkemper, allerdings ist der Clubspieler hier noch etwas genauer als der Sambier. Im Gegenzug ist Sakala aber eben deutlich torgefährlicher, kam auf 0,42 Tore pro 90 Einsatzminuten in den vergangenen zwölf Monaten Profifußball bei einem expected Goals Wert von 0,56. Lohkemper steht in diesen Werten bei 0,38 Toren bzw. 0,24 expected Goals. Sakala wäre also eine Investition ins Tore schießen, die Tiefe im Spiel nicht völlig außer Acht lassen würde.

Moses Mawa

Der 24-jährige Norweger spielt für Strømsgodset IF in der ersten norwegischen Liga. Dort kam er bislang im Schnitt in jedem dritten Spiel auf eine Torbeteiligung. Dabei könnten jene Werte sogar besser sein, addiert man seine expected Goals und expected Assists, kommt man auf einen Wert von 0,46. Wenn also er und seine Mitspieler etwas mehr Glück im Abschluss gehabt hätten, stünde Mawa bei etwas weniger als einer Torbeteiligung in zwei Spielen.

Mawa kommt meist über die linke Außenbahn und sucht von dort aus dann den Weg in den Strafraum. Sein Passspiel in vorderster Linie ist mit 47 Prozent Genauigkeit bei den Steckpässen, 52 Prozent Genauigkeit bei den Pässen in den Strafraum und fast 80 Prozent Genauigkeit bei den Pässen ins Angriffsdrittel in jeder Kategorie besser als das von Felix Lohkemper. Gerade auf Grund des Verbindungsspiels und des Dribblings wäre Mawa, der deutlich günstiger als die beiden anderen Vorschläge ist, allerdings ohne auslaufenden Vertrag dasteht, eine gangbare Alternative für den FCN.

Der Artikel ist Teil einer vierteiligen Serie: Hier geht es zu "Wünsch Dir was" - Teil 1: Die FCN-Analyse.

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