Glätte und Kälte

Sieben Tipps: So kommen Sie mit dem Auto sicher durch den Winter

6.11.2023, 06:00 Uhr
Im Winter zählt nicht nur die richtige Fahrweise. Das Auto sollte auch in einem sicheren Zustand sein.

© Zacharie Scheurer/dpa-tmn Im Winter zählt nicht nur die richtige Fahrweise. Das Auto sollte auch in einem sicheren Zustand sein.

In diesem Artikel:

Trotz Eis, Schnee und Glätte wollen Autofahrer sicher ans Ziel kommen. Hier geben Profis Tipps, was Sie an kalten Wintertagen im Auto dabei haben sollten, was Sie am besten vor der Fahrt tun und wie Sie auf glatten Straßen sicher fahren.

Außerdem erfahren Sie, wann Ihr Wagen Winterreifen braucht - und wie Sie eine vereiste Tür aufbekommen.

Was tun, wenn das Auto eingeschneit ist und die Fensterscheiben vereist sind? Mit den richtigen Hilfsmitteln können Sie Eis und Schnee mühelos entfernen. Gerhard von Bressensdorf, Präsident der Deutschen Fahrlehrer Akademie, empfiehlt dieses Zubehör:

  • Eiskratzer, um die Autoscheiben von Eis zu befreien.
  • Handfeger, um Schnee von den Scheiben zu wischen.
  • Handschuhe, damit die Hände beim Eiskratzen warm bleiben.
  • Starterkabel, falls die Autobatterie versagt.
  • Antibeschlagtücher, um beschlagene Scheiben innen frei zu machen.
  • Abschleppseil, falls der Wagen schneebedingt liegen bleibt.
  • Decke, falls Sie im Winter länger im Stau stehen.
  • Enteisungsspray, falls das Türschloss einfriert.

Wichtig: Das Enteisungsspray müssen Sie beim Aussteigen natürlich immer mitnehmen. Achten Sie beim Kauf auf umweltfreundliche Sprays.

Natürlich können Sie Schmutz vorbeugen, indem Sie vor dem Einsteigen ins Fahrzeug Kleidung und Schuhe abklopfen. Helfen Sie mit einer Bürste nach, falls sich der Schnee nicht sofort löst.

Weitere Tipps dazu gibt Constantin Hack vom Auto Club Europa (ACE):

  • Reinigen Sie die Fußmatten regelmäßig. Im Winter mindestens einmal die Woche, bei Bedarf öfter. Die Matten erst abklopfen, dann absaugen und schließlich mit einem Tuch trocknen. So können Sie bereits eine Menge Schmutz und Tauwasser entfernen.
  • Schalten Sie auch im Winter die Klimaanlage im Auto ein. Diese entzieht der Luft Feuchtigkeit, so beschlagen die Scheiben nicht. Damit sich Feuchtigkeit im Auto nicht staut, nehmen Sie am besten feuchte Gummimatten und Teppiche zum Trocknen in die Wohnung.
  • Reinigen Sie die Scheiben immer auch gut von innen mit einem Antibeschlagtuch. "Saubere Scheiben beschlagen weniger", sagt Hack.
  • Kontrollieren Sie die Scheibenwischerblätter bei jeder Reinigung, rät der ADAC. Durch Schnee und Eis können sie reißen.
  • Decken Sie die Windschutzscheibe vorbeugend ab, wenn Sie den Wagen nicht nutzen. Eine Schaumstoff-Aluminiumfolie schützt die Scheibe im Winter vor Eis und Schnee (und im Sommer vor Hitze).
Gerade im Winter werden Fußmatten häufiger schmutzig und sollten daher mindestens einmal pro Woche gereinigt werden.

Gerade im Winter werden Fußmatten häufiger schmutzig und sollten daher mindestens einmal pro Woche gereinigt werden. © Christin Klose/dpa-tmn

Sind die Scheiben voller Eis und Schnee, müssen Sie für freie Sicht sorgen, um sicher unterwegs zu sein und kein Bußgeld zu riskieren. Gerrit Reichel vom Automobil-Club Verkehr (ACV) rät:

  • Investieren Sie in einen stabilen Eiskratzer. "Idealerweise verfügt er über eine Sägezahnkante für grobes Eis und eine glatte Kante für Raureif", sagt Reichel.
  • Der ACV-Experte empfiehlt Eiskratzer mit verlängertem Stiel. Damit kann man deutlich bequemer kratzen. Es gibt auch Handfeger mit Verlängerung, damit kehren Sie leichter Schnee von der Scheibe.

Vorsicht: Setzen Sie keinen Föhn oder heißes Wasser ein, um Eis zum Tauen zu bringen. "Dadurch kann die vereiste Scheibe aufgrund des Temperaturunterschieds reißen", warnt Reichel.

Bloß nicht: Verwenden Sie bei vereisten Scheiben keine scharfkantigen Nothelfer, etwa eine CD-Hülle. Auch zu viel Druck sollten Sie vermeiden, sonst wirken Schmutzpartikel wie Schmirgelpapier. Beides kann unschöne Kratzer auf der Frontscheibe verursachen.

Und was ist zu tun, wenn die Scheiben von innen hartnäckig beschlagen?

Gegen beschlagene Scheiben im Auto hilft nur viel trockene Luft. Daher empfiehlt der Auto Club Europa (ACE) diese Maßnahmen:

  • Heizung und Lüftung auf höchste Stufe stellen und die Luftauslass-Öffnungen, wenn möglich, gegen die Frontscheibe drehen.
  • Klimaanlage anschalten. Sie trocknet die Luft auch, wenn die Warmluft aktiviert ist und kann bis etwa fünf Grad Außentemperatur genutzt werden. Darunter schaltet sie sich in der Regel ab.
  • Frontscheiben-Heizung nutzen. Moderne Autos haben oft einen extra Knopf (Symbol mit Frontscheibe), der solche Schritte automatisch aktiviert.
  • Besonders feuchte Scheiben schnell mit einem Mikrofasertuch trocknen.

Was nicht hilft: den Umluftschalter drücken. Dann wird die Luft nur im Auto nur herumgepumpt, die Feuchtigkeit bleibt.

Tipp: Wer im Winter bei Matsch und Schnee draußen war, zieht feuchte oder nasse Jacken möglichst vor der Fahrt aus und verstaut diese im Kofferraum, um Nässe vom Innenraum fernzuhalten.

Es empfiehlt sich, im Winter immer einen Handfeger im Auto zu haben, um mühelos den Schnee von der Windschutzscheibe zu wischen.

Es empfiehlt sich, im Winter immer einen Handfeger im Auto zu haben, um mühelos den Schnee von der Windschutzscheibe zu wischen. © Christin Klose/dpa-tmn

Sammelt sich Schnee in den Radkästen, droht Gefahr. Gefriert der Schnee, kann die entstandene Eisschicht den Abstand zwischen Reifen und Radkasten verringern - und die Lenkfähigkeit einschränken.

Was tun? ACE-Experte Constantin Hack gibt diese Tipps:

  • Treten und stochern: "Oft reicht schon ein beherzter Tritt aus, damit sich Matsch und Schnee lösen", sagt Hack. Dabei natürlich aufpassen, dass Sie nicht Teile des Fahrzeugs treffen. Mit einem Besenstiel lässt sich hervorragend in den Radkästen stochern.
  • Wischen und kehren: Ist der Schnee noch weich, können Sie ihn einfach mit einem Handbesen oder einer Schneebürste wegwischen. Kehren Sie am besten nach jeder Fahrt die Radkästen kurz ab. Nutzen Sie bei längeren Fahrten Zwischenstopps für die Reinigung.
  • Waschanlage oder Tiefgarage: Hat sich eine feste Eisschicht gebildet, können Sie in der Waschanlage zum Hochdruckreiniger greifen. Oder Sie parken das Auto an einem wärmeren Ort, bis alles geschmolzen ist. Fahren Sie nur, wenn das Eis die Lenkung nicht beeinträchtigt.

Handeln Sie in weiser Voraussicht. "Meist ist nicht das Schloss eingefroren, sondern die Türgummis sind festgefroren", sagt ACE-Experte Constantin Hack.

So können Sie das verhindern:

Streichen Sie vorbeugend eine dünne Schicht Glycerin auf die Gummis. Denken Sie dabei auch an die Dichtungen am Kofferraum und an der Heckklappe. Alternativen zu Glycerin sind:

  • Vaseline
  • Talkumpuder
  • ein einfacher Lippenpflegestift
  • Melkfett
  • Silikonöl
  • Hirschtalg
  • spezielle Applikationsstifte aus dem Autohandel

Tipp: "Reinigen Sie vor dem Auftragen die Gummierungen mit warmem Wasser und einem Schwamm", rät Hack. Sie können auch Gummireiniger verwenden. Dann alles schnell trocknen, damit nichts vereist.

Und wenn sich die Tür trotzdem nicht öffnen lässt?

Reißen Sie die Tür keinesfalls gewaltsam auf. "Das beschädigt die empfindliche Gummidichtung", erklärt Hack. Prüfen Sie stattdessen, ob sich möglicherweise eine andere Autotür öffnen lässt und Sie so ins Innere und auf den Fahrersitz gelangen können.

Tipp: Stemmen Sie sich mit Ihrem Körper gegen die Tür und üben Sie so etwas Druck von außen auf die Tür aus. "Häufig löst sich so auch das Eis in den Zwischenräumen der Dichtungen", sagt Hack.

Damit Sie trotz Eis und Schnee sicher ans Ziel gelangen, gibt Fahrlehrer von Bressensdorf einige Empfehlungen:

  • Tempo: Passen Sie Ihr Fahrverhalten an das Winterwetter an. Fahren Sie also bei Eis, Schnee und Glätte langsamer als sonst. Fahren Sie früher los, so haben Sie einen Zeitpuffer.
  • Bremsbereit: Seien Sie wachsam. Achten Sie auf Fußgänger. Machen Sie auf freier Strecke eine kurze Bremsprobe, rät der ADAC. So bekommen Sie ein Gefühl für die Straßenlage und den Bremsweg.
  • Sanfte Bewegung: Beim Anfahren, Bremsen und Lenken ist noch mehr Gefühl gefragt. Ruckartiges Abbiegen unbedingt vermeiden, so von Bressensdorf. Falls das Auto festgefahren ist, können Sie im zweiten Gang anfahren. Das kann ein Durchdrehen der Reifen verhindern.
  • Distanz: Halten Sie deutlich größere Abstände zu anderen Fahrzeugen ein, vor allem zu Lkw und Bussen. Bei 60 km/h sollten Sie bestenfalls 60 Meter Abstand halten - also deutlich mehr als den üblichen halben Tachostand, rät der TÜV Süd.
  • Sicht: Kratzen Sie alle Scheiben komplett frei. Rechnen Sie bei Gegenverkehr damit, dass Wasser und Schnee aufs eigene Fahrzeug spritzen und die Sicht einschränken.
  • Sichtbarkeit: Schalten Sie bei erheblich eingeschränkter Sicht die Nebelscheinwerfer ein, damit andere Sie bemerken.
  • Berg und Tal: Geben Sie vor Steigungen mit Gefühl Gas und setzen Sie vor Gefällen die Geschwindigkeit so herab, dass Sie nur wenig bremsen müssen.
  • Wärme: Schalten Sie bei Schneefall die Rückfensterheizung rechtzeitig ein, um ein Beschlagen des Rückfensters zu verhindern.
  • Gefahrzeichen: Ignorieren Sie das Straßenschild "Schnee und Glätte" nicht, erkennbar am Schneeflockensymbol. Es warnt Sie vor Streckenabschnitten, auf denen es schnell zu Glatteis kommen kann.
Dieses Warnschild weist auf einer Straße auf Straßenglätte hin.

Dieses Warnschild weist auf einer Straße auf Straßenglätte hin. © Uwe Anspach/dpa-tmn

Bleiben Sie ruhig. Jetzt heißt es: "Kupplung treten und gefühlvoll bremsen", sagt Fahrlehrer von Bressensdorf.

Danach gibt es zwei Szenarien:

  • Kommt das Fahrzeug beim Bremsen ins Rutschen, müssen Sie die Bremse so weit lösen, dass sich das Fahrzeug wieder in die Spur bringen lässt.
  • Bringt das nichts und besteht die Gefahr, dass das Auto mit einem Hindernis kollidiert, müssen Sie eine Vollbremsung machen.

Tipp: Vorausschauend und besonders gefühlvoll fahren, bremsen, lenken und kuppeln. Schalten Sie bei niedriger Drehzahl zurück - so behalten Sie die Kontrolle über das Fahrzeug.