10 Fakten

Was Sie über Kälte und Schnee noch nicht wussten

28.11.2023, 06:43 Uhr
Experten unterscheiden die astronomischen und meteorologischen Anfänge einer Jahreszeit.

© Zacharie Scheurer/dpa-tmn Experten unterscheiden die astronomischen und meteorologischen Anfänge einer Jahreszeit.

In diesem Artikel:

Welcher Winter in Deutschland war am kältesten? Werden die Temperaturen tatsächlich immer milder? Wie gehen Tiere mit der Kälte um? Und warum ist Schnee überhaupt weiß?

Lesen Sie hier alles, was Sie über die vierte Jahreszeit wissen sollten - über Kälterekorde, Schneearten und warum Sie Akkus vor Minusgraden schützen müssen.

Experten unterscheiden zwischen dem astronomischen und meteorologischen Beginn einer Jahreszeit.

Astronomisch beginnt der Winter auf der Nordhalbkugel am 21. oder 22. Dezember. "Dieser Zeitpunkt heißt auch Wintersonnenwende", erklärt Florian Imbery vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

An diesem Tag steht die Sonne auf der Nordhalbkugel über dem Horizont am niedrigsten. Somit ist der Tag bei uns am kürzesten, die folgende Nacht ist die längste, so der Klimatologe. Nach der Wintersonnenwende gibt es wieder längere Tage und kürzere Nächte.

Der Winter endet astronomisch beziehungsweise kalendarisch am 19. oder 20. März.

Warum wechselt das Datum des Winteranfangs und -endes?

Das liegt am Sonnenjahr, also an der Zeit, die die Erde benötigt, um sich einmal um die Sonne zu bewegen. Da das Sonnenjahr fast sechs Stunden länger ist als das kalendarische Jahr mit 365 Tagen, verschiebt sich der Zeitpunkt der Sonnenwende nach hinten.

Im Jahr 2023 beginnt der Winter astronomisch betrachtet am 22. Dezember um 4:27 Uhr und endet am 20. März 2023.

Meteorologisch beginnt der Winter am 1. Dezember.

Die Regel: Generell beginnen für Meteorologen alle Jahreszeiten immer am 1. des Monats, in dem sie astronomisch beginnen. Damit umfassen die Jahreszeiten meteorologisch betrachtet drei volle Monate.

Der Grund: Für klimatologische Auswertungen gibt es immer nur Daten aus einzelnen Monaten. Das heißt für die Nordhalbkugel:

  • Der Frühling beginnt am 1. März und endet am 31. Mai.
  • Der Sommer startet am 1. Juni und endet am 31. August.
  • Der Herbst geht vom 1. September bis zum 30. November.
  • Der Winter geht vom 1. Dezember bis zum 28. oder 29. Februar.

Der Winter 1962/63 war der bislang kälteste seit dem Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen im Jahr 1881. "Damals gab es eine Durchschnittstemperatur von minus fünf Grad Celsius", sagt Imbery.

In diesem Jahrhundertwinter gab es meterhohe Schneeverwehungen in Deutschland. Sogar der Rhein und die Ostsee froren zu. Einige Nord- und Ostseeinseln waren komplett von der Versorgung abgeschnitten.

Weitere Kälte-Rekorde:

  • Minus 9,6 Grad Celsius - so kalt war es im Schnitt im Februar 1929 und im Februar 1956. Beide Monate gelten laut Imbery als die bislang kältesten.
  • Minus 45,8 Grad Celsius - so kalt war es am Funtensee im Nationalpark Berchtesgaden am 25. Januar 2000. Das war bislang der Kälterekord in Deutschland, erfasst von einer Projektmessstelle, die der DWD dort betreibt. Sie gehört nicht zum offiziellen DWD-Messnetz.
  • Minus 37 Grad Celsius - so kalt war es am 12. Februar 1929 in Hüll, einer Marktgemeinde im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Dies war wiederum die niedrigste gemessene Temperatur im regulären DWD-Messnetz.
  • Weltweit am kältesten war es am 21. Juli 1983 an der Wostok-Station in der Antarktis: minus 89,2 Grad Celsius. Dieser Rekord brachte dem Ort die Bezeichnung "Kältepol der Erde" ein.
Uns ist kalt, aber die Winter in Deutschland werden milder.

Uns ist kalt, aber die Winter in Deutschland werden milder. © Christin Klose/dpa-tmn

"In den Wintermonaten 2022/2023 - also Dezember, Januar und Februar - lag die durchschnittliche Temperatur bei 2,9 Grad Celsius", sagt Andreas Becker, Leiter der Abteilung Klimaüberwachung des DWD.

Damit lag der Wert:

  • um 1,5 Grad Celsius über dem Wert der Klimareferenzperiode 1991 bis 2020 von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO).
  • um 2,7 Grad Celsius über dem Wert der WMO-Referenzperiode von 1961 bis 1990. Es war der elftwärmste Winter seit 1881/82.

Am wärmsten war der Winter 2022/2023 im Durchschnitt in:

  • Nordrhein-Westfalen mit 4,0 Grad
  • Niedersachsen, Hamburg und Bremen mit 3,8 Grad
  • Schleswig-Holstein mit 3,6 Grad

Am kältesten war der Winter 2022/2023 im Durchschnitt in:

  • Bayern mit 1,8 Grad
  • Thüringen mit 2,2 Grad
  • Sachsen mit 2,4 Grad
  • Baden-Württemberg mit 2,5 Grad

Übrigens: Mit einer Jahresmitteltemperatur von jeweils 10.5 Grad waren die Jahre 2018 und 2022 die bisher wärmsten in Deutschland seit 1881. Es folgen die Jahren 2019 und 2014 mit einer Mitteltemperatur von jeweils 10,3 Grad Celsius.

Gefühlt ist es in der vierten Jahreszeit fast immer kalt. Fakt ist aber: "Die Winter in Deutschland werden immer milder", sagt Becker. Dieser Trend werde sich in Zukunft wohl fortsetzen. Im Flachland ist weniger Schnee oder gar kein Schnee mehr zu erwarten.

"Es kommt selbst im Winter häufiger Regen statt Schnee", so Becker. Und wenn es doch einmal schneit, schmilzt der Schnee schneller wieder. In höheren Lagen ist es auch bei vergleichsweise milderen Wintertemperaturen immer noch frostig genug für Schnee.

Wenn doch mal Schnee fällt, ist häufig von einer weißen Pracht die Rede. Aber warum? Und wie entsteht Schnee überhaupt?

Eiskristalle entstehen, wenn kleine, unterkühlte Wassertropfen gefrieren. Abhängig vom Wasserdampf können sie weiter wachsen.

"Schneekristalle sehen sehr unterschiedlich aus", erklärt Imbery. Regulär haben sie die Form von hexagonalen Plättchen und Säulen oder Sternchen in vielfältigen Variationen.

Welche Kristallform sich bildet, hängt von der Temperatur ab, aber auch von der Luftfeuchtigkeit.

Egal, welche Form ein Kristall hat, seine glatte Oberfläche reflektiert das Sonnenlicht - genauer gesagt: alle Lichtfrequenzen gleichmäßig. Deshalb erscheint der Schnee für das menschliche Auge weiß.

Schneekristalle gibt es in vielen Variationen von sechseckigen Platten und Zylindern oder Sternchen.

Schneekristalle gibt es in vielen Variationen von sechseckigen Platten und Zylindern oder Sternchen. © Florian Schuh/dpa-tmn

Es gibt verschiedene Schneearten. Einige Beispiele:

  • Pappschnee (auch Feuchtschnee genannt): Er entsteht bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die Flocken verkleben am Boden, weil dieser feucht und durchnässt ist. Beim Zusammenballen tritt kein Wasser aus. Pappschnee ist aufgrund seiner hohen Dichte sehr schwer, er kann Dächer zum Einstürzen bringen.
  • Pulverschnee: Er fällt bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt. Kalte Luft ist feuchtigkeitsarm, weshalb Pulverschnee auch trockener Schnee genannt wird. Weil sich zwischen den Kristallen viel Luft eingelagert hat, ist Pulverschnee locker und leicht. Er ist ideal zum Skifahren - über ihn gleiten die Skier optimal.
  • Kunstschnee: Diesen stellen Schneekanonen her, indem sie Wassertropfen in die kalte Luft jagen. Während die Tropfen auf den Boden fallen, gefrieren sie. Im Unterschied zu echtem Schnee ist Kunstschnee gröber und körniger.

Mit Minustemperaturen im Winter kommt nicht jeder gut klar. "Kälte wirkt auf Menschen unterschiedlich", sagt Prof. Andreas Matzarakis, Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung des DWD. Die einen frösteln schneller, andere können Kälte gut aushalten.

"Bei Kälte versucht der Körper gegenzusteuern und zum Beispiel durch Zittern für Wärme zu sorgen", erklärt Matzarakis.

Die Körpertemperatur eines Menschen liegt im Schnitt bei 37 Grad. Schafft der Organismus es nicht mehr, der Kälte standzuhalten, sinkt die Körpertemperatur. Mit dramatischen Folgen:

  • Bei Unterkühlung fällt die Körpertemperatur unter 36 Grad.
  • Zum Kältetod kann es kommen, wenn die Körpertemperatur unter 24 Grad sinkt.

Außerdem kann es zu Erfrierungen kommen - an Fingern, Zehen, Nase, Ohren oder Wangen sind das akute Gewebeschäden. "Sie können infolge von Mangeldurchblutung, aber auch unmittelbar durch Kälte entstehen", so Matzarakis.

Der Verlauf: Die jeweilige Körperpartie rötet sich, dann kommt es zu einer Ödem- und Blasenbildung, später sterben aufgrund von Sauerstoffmangel Zellen ab, schließlich vereisen sie.

Wer bei Kälte besonders gefährdet ist:

  • Kinder unter acht Jahren: Vor allem bei Babys besteht bei Minusgraden die Gefahr einer schnellen Unterkühlung.
  • Alkoholisierte Menschen: Alkohol weitet die Blutgefäße der Haut. So dringt die Körperwärme schneller aus. Hinzu kommt: Wer sich im Winter stark betrunken im Freien aufhält, bemerkt eisige Kälte oft nicht. Betroffene fühlen sich warm, aber das ist ein Trugschluss.

Wie Tiere Kälte vertragen, lässt sich nicht pauschal sagen, so Tiermediziner Prof. Theodor Mantel, Ehrenpräsident der Bundestierärztekammer. Das hängt von der Tierart ab, aber auch vom Alter. "Jüngere Tiere sind generell belastbarer als ältere."

Ein kurzer Überblick:

  • Hunde: Ihr dichtes Haarkleid sorgt in der Regel dafür, dass die Vierbeiner gut gegen Kälte geschützt sind. Hunde können auch bei anhaltenden Minustemperaturen meist problemlos ins Freie. Vorausgesetzt, sie bewegen sich permanent, um warm zu bleiben.

Ob ein Hund überhaupt friert, hängt von Konstitution, Gewicht und Fellstruktur ab. Die meisten Hunde brauchen keinen Wintermantel. Es sei denn, sie sind schwach oder haben ein extrem kurzes Fell.

"Wenn es Hunden zu kalt ist, fangen sie meist an zu zittern und haben eine verkrampfte Körperhaltung", sagt Mantel.

  • Katzen: Die meisten bekommen im Winter ein dichtes Fell, das sie gegen Kälte schützt. So können Katzen Minustemperaturen gut aushalten - aber nur, wenn sie das Jahr über regelmäßig im Freien sind.
  • Wohnungskatzen: Meist haben sie kein derart dichtes Fell. "Sie sind mit Abstand weniger kältebelastbar als Hunde und suchen sich bei Minustemperaturen gerne ein wohlig-warmes Plätzchen im Haus", sagt der Tiermediziner.

Auch Kätzchen benötigen bei Minustemperaturen einen warmen Ort, weil ihr Fell meist noch nicht so dicht ist.

Solange Hunde in Bewegung bleiben, können sie in der Regel auch bei Minusgraden problemlos nach draußen gehen.

Solange Hunde in Bewegung bleiben, können sie in der Regel auch bei Minusgraden problemlos nach draußen gehen. © Benjamin Nolte/dpa-tmn

Tipps für den Tierhalter:

"Denken Sie im Winter daran, die Pfoten Ihres Hundes beziehungsweise Ihrer Katze regelmäßig zu pflegen", rät Mantel.

  • Eisklumpen aus den Pfoten entfernen.
  • Pfoten, die Kontakt mit Streusalz hatten, waschen.
  • Fell nach einem Aufenthalt im Freien gut abtrocknen.

Apropos Tiere: Viele Wildtiere halten einen Winterschlaf oder eine Winterruhe. Worin der genaue Unterschied besteht und welche Tiere was im Winter machen, erklärt die Umweltschutzorganisation Nabu:

  • Fledermäuse, Siebenschläfer, Hamster und Murmeltiere: Sie sind echte Winterschläfer. Das heißt, sie senken ihre Körpertemperatur und alle Körperfunktionen drastisch ab.
  • Dachs, Waschbär und Braunbär: Sie halten eine Winterruhe - ohne die Körpertemperatur abzusenken.

Winterschläfer müssen vorsorgen. "Zuvor, nämlich im Sommer und Herbst, fressen sie sich eine Fettschicht als Energiereserve an", erklärt Mantel.

Andere Wildtierarten, die ihren Schlaf unterbrechen, fressen zwischendurch Vorräte, die sie für den Winter angelegt haben. Dann setzen sie ihren Schlaf fort.

  • Eichhörnchen legen sich ebenfalls eine Fettschicht zu und lassen es im Winter ansonsten ruhig angehen. "Sie sparen Energie, wo sie nur können, und setzen auf ein Leben in Isolation", sagt Mantel.

Wenn möglich, legen sie für die Futtersuche keine weiten Wege zurück. Gleiches gilt etwa für Rotwild und Rehwild.

Was können Sie tun, um Wildtiere im Winter zu schützen?

Achten Sie auf Ihr Verhalten bei einem Waldspaziergang:

  • Bleiben Sie unbedingt auf den Wegen, rät Mantel.
  • Leinen Sie Hunde an, damit diese keine Wildtiere aufscheuchen oder jagen - vor allem im Winter.
  • Verhalten Sie sich ruhig und leise im Wald.

Lärmende Hunde und Menschen können Wildtiere in ihrer Winterruhe stören und bei Rehen, Hirschen und Hasen ein Fluchtverhalten auslösen. Die Tiere würden dadurch unnötig Energie verbrauchen.

Gartenbesitzer können Folgendes tun:

  • Kehren Sie das Laub zu einem Haufen zusammen, um damit zum Beispiel Igeln Schutz vor der Kälte zu bieten.
  • Füttern Sie Vögel - als Basisfutter eignen sich Sonnenblumenkerne.

Bei allen geprüften Geräten sorgt ein integriertes Managementsystem dafür, dass sich der Akku bei zu viel Hitze oder Kälte von alleine abschaltet, erklärt Dirk Moser-Delarami vom TÜV Süd in München.

"Am besten funktionieren Akkus bei Temperaturen von 10 bis 25 Grad", sagt der Experte. Schon bei Temperaturen unter 10 Grad Celsius sollten Sie Akkus schützen.

Der Grund: Minustemperaturen beschleunigen den Verschleiß. "Kälte verlangsamt die elektrochemischen Prozesse des Akkus, weil die Elektrolytflüssigkeit zäher und so der Innenwiderstand erhöht wird", erklärt Moser-Delarami.

Muss nun ein Akku viel Strom liefern, kann die Spannung sinken und es zu einer Tiefenentladung kommen. Das passiert auch, wenn Akkus leer herumliegen und sich von alleine weiter entladen. Erfolgt die Selbstentladung zu lange, kann die Tiefenentladung den Akku dauerhaft schädigen.

Kälte verlangsamt die elektrochemischen Prozesse und beschleunigt den Verschleiß des Akkus.

Kälte verlangsamt die elektrochemischen Prozesse und beschleunigt den Verschleiß des Akkus. © Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Tipp: Transportieren Sie Ihr Smartphone und den Akku bei Minustemperaturen am besten nah am Körper, etwa in der Hosen- oder Jackentasche.

"Wer den Akku nach einem Aufenthalt in der Kälte wieder aufladen will, sollte warten, bis das Gerät beziehungsweise der Akku wieder Zimmertemperatur erreicht hat", rät Moser-Delarmi.

Wird es kalt im Winter und wenn ja - wie kalt? Und können wir mit weißen Weihnachten rechnen? Das interessiert viele.

Manche setzen dabei auf Bauernregeln. "Sie basieren oft auf lokalen Wetterbeobachtungen, haben aber keine Aussagekraft für größere Regionen oder ganz Deutschland", sagt Florian Imbery vom DWD. Sie sind nicht zuverlässig genug, um eine fundierte Wettervorhersage zu treffen.

Der Deutsche Wetterdienst veröffentlicht für Deutschland regelmäßig Jahreszeitenvorhersagen. "Mehr als eine Prognose über die erwarteten mittleren Bedingungen sind sie aber nicht", sagt Imbery.

Besonders in Mitteleuropa seien sie bisher mit vielen Unsicherheiten behaftet.