Bangen und Hoffen

Karstadt-Beben: Galeria schließt 52 Warenhäuser - "rabenschwarzer Tag" für alle Mitarbeiter

Eva Orttenburger

Redakteurin

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14.3.2023, 09:54 Uhr

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will nach Angaben des Gesamtbetriebsrats 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser schließen. "Insgesamt werden somit weit über 5000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren", berichteten die Arbeitnehmervertreter des Unternehmens am Montag. "Dies ist ein rabenschwarzer Tag", betonte der Betriebsrat.

Auch der Standort Nürnberg ist von den Plänen betroffen. In der Noris gibt es insgesamt drei Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof. Zwei davon stehen auf der Schließungsliste: Die Filiale im Franken-Center Langwasser und das Innenstadt-Haus in der Königstraße (früher Kaufhof). Das Haus an der Lorenzkirche steht nicht auf der aktuellen Schließungsliste.

Nürnbergs Wirtschaftsreferent: "Wir werden kämpfen"

Wirtschaftreferent Michael Fraas zeigt sich enttäuscht: "Für die Stadt ist das ein herber Schlag. Aber wir werden kämpfen." Es gehe vor allem um den Erhalt der Arbeitsplätze, aber auch um den Einkaufsstandort Nürnberg. Noch wolle die Stadt die Hoffnung nicht aufgeben. "Beim letzten Mal waren wir auch erfolgreich."

Auch Nasser Ahmed, Vorsitzender der SPD Nürnberg, stellt klar: "Wir stehen hinter den Beschäftigten und ihrem berechtigten Anliegen, ihre Filialen und dadurch ihre Arbeitsplätze zu erhalten. Die hart arbeitenden Beschäftigten in Nürnberg dürfen keine Bauernopfer für Management-Fehler sein."

Kahlschlag bei Galeria Karstadt Kaufhof: Diese Filialen in Franken und der Oberpfalz werden geschlossen

In Franken und der Oberpfalz trifft es noch weitere Standorte. Wie Business Insider berichtet, sollen bis zum 30. Juli 2023 die Kaufhäuser in Coburg, Erlangen, München Bahnhof und Regensburg geschlossen werden.

In einem zweiten Schritt sollen bis zum 31. Januar 2024 weitere Filialen in der Region dicht gemacht werden. Darunter die Kaufhäuser in Bayreuth und Schweinfurt.

Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland. Der Manager ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die erneute Sanierung mit erheblichen Einschnitten in das Filialnetz und einem deutlichen Stellenabbau verbunden sein würde.

Zweiter Anlauf

Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren und den damit verbundenen Schuldenschnitt wieder dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.

Bereits Anfang 2021 und Anfang 2022 noch einmal musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme - ohne Erfolg.

Der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, der auch schon das erste Schutzschirmverfahren als Sanierungsexperte begleitet hatte, zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass es dank des zweiten Schutzschirmverfahrens noch eine Perspektive für den Warenhauskonzern gebe. "Ich bin davon überzeugt, dass die Galeria-Warenhäuser eine Zukunft haben, wenn auch nicht in ihrer derzeitigen Form", betonte der Sanierer in einem Interview. Der Handelsriese müsse dafür allerdings kleiner und dezentraler werden. Galeria werde hoffentlich "in drei Kalenderjahren" wieder Gewinn machen. Vorher fielen wegen der Umstrukturierungskosten etwa für Umbauten sicher weitere Verluste an.

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