Krise bei Wöhrl: Auch SinnLeffers ist insolvent
12.9.2016, 19:17 UhrEnde einer Vision: Es ist nicht einmal vier Jahre her, da fasste man im Hause Wöhrl den Plan, zu den ganz Großen in der Welt der deutschen Modehausketten aufzusteigen. Mit einer Übernahme von SinnLeffers - damals gerade erst aus der Insolvenz heraus wieder auf einem scheinbar guten Weg - sollte die Wöhrl AG zur Nummer drei in Deutschland aufsteigen. Rund 600 Millionen Euro Umsatz, mehr als 4000 Mitarbeiter, ein deutschlandweites Netz mit mehr als 60 Filialen.
Finanziert werden sollte der Kauf auch durch eine Anleihe in Höhe von 30 Millionen Euro. Daraus wurde nichts - weder aus dem Aufstieg noch aus der Finanzierung mit dem Geld von Anlegern. Die Familie Gerhard Wöhrl kaufte SinnLeffers zwar, merkte aber nach Angaben aus unternehmensnahen Kreisen schnell, dass dort einiges im Argen lag. Jetzt folgt nach der drohenden Pleite bei Wöhrl die nächste Hiobsbotschaft.
Anleihe wurde benutzt, um Wöhrl zu modernisieren
Statt SinnLeffers an die Wöhrl AG weiterzureichen, hielt man es im Familieneigentum. Angeblich, "um das Stammhaus zu schützen", so ein Insider. Die 30-Millionen-Euro-Anleihe wurde stattdessen benutzt, um bei der Wöhrl AG Schulden abzubauen, Häuser zu modernisieren und neue zu eröffnen. Und SinnLeffers wollte man schnell wieder loswerden.
Um wenigstens einen Teil der erhofften Vorteile realisieren zu können, wurden zentrale Verwaltungstätigkeiten in Nürnberg konzentriert. Doch das reichte nicht, um sich der schwierigen Lage der deutschen Modehändler - eingeklemmt zwischen Online-Shops und internationalen Ketten à la Zara oder Primark - zu entziehen.
Karstadt-Experten übernehmen jetzt bei SinnLeffers
"Die SinnLeffers GmbH hat heute als führendes Unternehmen im textilen Einzelhandel in Deutschland einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt und die Eigenverwaltung beantragt", teilte das Unternehmen aus Hagen mit aktuell noch 22 Filialen, drei Outlets und gut 1250 Beschäftigten am Montag mit.
Der als Sachwalter bestellte Rechtsanwalt Rolf Weidmann war bereits im Team um Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg tätig und hatte mitgeholfen, Karstadt vor dem Untergang zu retten. Inwieweit SinnLeffers künftig noch Dienste der Zentrale in Nürnberg in Anspruch nehmen wird, ist unklar.
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