Trend zum Homeoffice lässt Datev gut durchs Pandemiejahr kommen
19.3.2021, 11:48 UhrAls nicht ausreichend (62 Prozent) und an den falschen Kriterien orientiert (75 Prozent) kritisiert die Mehrheit der befragten Steuerberater im jüngsten Datev-Corona-Barometer die staatlichen Hilfen für strauchelnde Unternehmen. Auch die viel zitierte verzögerte Auszahlung der Hilfen bemängelte mehr als jeder Zweite (57 Prozent).
"Seismograph" des Mittelstands
Das im März 2020 ins Leben gerufene und nun zum neunten Mal erhobene Barometer sei ein "Seismograph für die Auswirkungen der staatlichen Maßnahmen auf unsere Mitglieder und den Mittelstand", erklärte Datev-Vorstandschef Robert Mayr bei der Präsentation der vorläufigen Geschäftszahlen 2020. "Es zeigt, dass die Lage nach wie vor angespannt ist und sich aktuell sogar wieder verschärft."
Mehr als jedes vierte Unternehmen (27 Prozent) wäre demnach ohne die staatlichen Hilfen in seiner Existenz gefährdet. Das gaben die 433 befragten Kanzleien in der Februar-Erhebung an.
Vor dem erneuten Teillockdown vergangenen November hatte dieser Wert noch 16 Prozent betragen. „Diese Zunahme von elf Prozentpunkten bei den insolvenzgefährdeten Unternehmen macht mehr als deutlich, dass mit zunehmender Dauer des Lockdowns der Spielraum für viele immer enger wird“, betont Mayr. Immerhin, dank der Staatshilfe liegt der Anteil der von den Steuerberatern erwarteten Geschäftsaufgaben seit Monaten bei drei, vier Prozent der Firmen.
Umsatzplus von 5,1 Prozent
Der Nürnberger IT-Dienstleister selbst ist bislang gut durch die Pandemie gekommen: "Trotz aller Herausforderungen war das Geschäftsjahr 2020 für die Datev stabil und erfolgreich", bilanziert der Vorstandschef. Die vorläufigen Zahlen für 2020 können sich sehen lassen: Der Umsatz wuchs gegenüber dem Vorjahr um 5,1 Prozent auf 1,156 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis kletterte auf 71,6 Millionen Euro (2019: 60,6 Millionen Euro). Die Zahl der Mitarbeitenden erhöhte sich um knapp 200 auf 8125, die der Kunden auf 405.500 (+55.500).
Diese Entwicklung steht im Gegensatz zum gesamten IT-Markt, der laut Branchenverband Bitkom im vergangenen Jahr um 0,7 Prozent schrumpfte, und der Gesamtwirtschaft, die mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um knapp fünf Prozent die schwerste Rezession der Nachkriegszeit erlebte. Das Umsatzplus des Nürnberger IT-Dienstleisters fußt zu einem großen Teil auf dem Wachstum cloud-bezogener Angebote, wie Datev-Finanzchefin Diana Windmeißer ausführt. So stiegen in dem Bereich die Erlöse um knapp 20 Prozent gegenüber 2019 und damit fast viermal so stark wie der gesamte Umsatz.
Digitalisierungsschub im Mittelstand
Bei allen wirtschaftlichen und menschlichen Problemen, die die Pandemie auslöst, habe sie auch ein Gutes: Sie bringe dem Mittelstand den nötigen Digitalisierungsschub, resümiert Mayr. So habe die Datev in der Hochphase des ersten Lockdowns jede Woche mehr als 10.000 Remote-, also Heimarbeitsplätze eingerichtet. Die Zahl derjenigen Unternehmen, die online Belege mit ihren Steuerberatern austauschen, stieg 2020 um 170.000 auf 615.000.
Datev wächst weiter: Die Bilanz 2019
Das schlug sich auch in den Erlösen nieder; im Segment Rechnungswesen wuchsen sie auf 386,3 Millionen Euro (+8,1 Prozent), im Bereich IT auf 106,8 Millionen Euro (+ 3,8 Prozent verglichen mit 2019). Mit einem Umsatzplus von zwei Prozent auf 263,8 Millionen Euro fiel der Zuwachs im Bereich Personalwirtschaft am geringsten aus. Ursächlich hierfür waren unter anderem drei Millionen weniger Lohn- und Gehaltsabrechnungen mit Datev-Programmen. Am stärksten schrumpfte der Umsatz mit Beratung und Seminaren, die nur noch virtuell stattfinden konnten (-18 Prozent).
Seriöse Prognose schwierig
Anders als in den Vorjahren wollte sich Vorstandschef Mayr 2021 wegen der vielen Ungewissheiten in der Pandemie nicht äußern, wie sich das Geschäft heuer entwickeln werde. Denn: „Zu einem so frühen Zeitpunkt im Jahr ist eine seriöse Umsatzprognose wirklich schwierig." Finanzchefin Windmeißer prognostizierte immerhin ein weiteres Wachstum; in welchem Ausmaß sei derzeit aber noch nicht absehbar. Genossen der Datev sind Steuerberater, Anwälte und Wirtschaftsprüfer. Sie können in diesem Jahr mit einer Ausschüttung von 47,1 Millionen Euro rechnen (2019: 45,4 Millionen Euro).
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