Audi A3 Sportback: Auf ein Neues
31.3.2020, 20:58 UhrGeboren im Zeichen der Krise: Als Audi den Marktstart für den neuen A3 festgelegt hat, konnte man sich Rahmenbedingungen wie diese nicht im Entferntesten vorstellen: Ein Virus beherrscht die Welt, die Produktionsstätten stehen still, der Autohandel hat geschlossen.
Das Schicksal des Debüts in schwierigen Zeiten teilt der A3 mit seinen Konzern-Geschwistern Seat Leon und Skoda Octavia, die ebenfalls in diesem Corona-verschatteten Frühjahr neu zum Kunden fahren. Ob die ersten A3-Exemplare tatsächlich, wie geplant, Anfang Mai ausgeliefert werden können, wird sich zeigen müssen.
Die Chancen, dass auch die vierte A3-Generation wieder eine erfolgreiche Karriere auf den Asphalt legt, sollten dennoch gut stehen. Seit 1996 ist der A3 im Kompaktsegment unterwegs, eng verwandt mit dem VW Golf, aber mit (noch) mehr Premium-Attitüde versehen und insofern eher in Konkurrenzsituation mit Mercedes A-Klasse und 1er BMW befindlich.
Der jetzt vorgestellte A3 trägt immer den Nachnamen „Sportback“, dadurch grenzt sich der Fünftürer von der Limousine ab, die ebenfalls neu nachgeschoben wird.
Sportliches Statement
Ein sportliches Statement verkörpert der Kompakte, mit 4,34 Metern ist er etwas länger als der Vorgänger, breiter auch, aber nicht höher, das dynamisiert ebenso wie die breiter ausgestellten Kotflügel, der voluminöse Singleframe-Kühlergrill, die großen Lufteinlässe und die scharf modellierte Lichtsignatur. Wer sich – zu 1590 Euro Aufpreis – die fabelhaften Matrix-LED-Scheinwerfer gönnt, bekommt unterhalb der Leuchten ein Pixelfeld aus fünfzehn LED-Segmenten, die spezielle Lichtsignaturen in die Nacht zeichnen.
Noch augenfälliger wird der Fortschritt im Cockpit. Edles Ambiente, feine Materialien und perfekte Verarbeitung, das kennt man schon. Neu sind aber die allgegenwärtigen scharfen Kanten, organische Formen, das war einmal.
Uns gefällt, dass der A3 die Digitalisierung zwar auf hohem Niveau betreibt, aber – anders als der Golf 8, der diesbezüglich durchaus Kritik einstecken musste – nicht über die Grenze des Unfunktionellen hinaus. Konkret heißt das, dass das digitale Kombiinstrument im Sichtfeld des Fahrers zwar serienmäßig ist, ebenso wie der 10-Zoll-Touchscreen in der Instrumententafel. Darunter aber gibt es noch haptische Bedieneinheiten für Funktionen wie Klimatisierung, Belüftung, Sitzheizung und die Fahrmodi.
Surfen auf der Grünen Welle
In der „Plus“-Version (240 Euro) vergrößert sich das volldigitale Kombiinstrument auf 12,3 Zoll und enthält drei verschiedene Ansichten. 1790 Euro kostet die MMI Navigation plus mit MMI touch, die dann unter anderem handschriftliche oder natürlich-sprachliche Befehlseingabe ermöglicht, die Navi-Daten für vorausschauendes Fahren (Erkennen von Tempolimits, Steigungen oder Gefällstrecken) nutzt und die Verkehrssituation auf regelmäßig gefahrenen Strecken überwacht. Zu den „connect“-Diensten gehören dann auch „Car-to-X-Services“, die bei der Parkplatzsuche helfen oder per Ampel-Kommunikation das Surfen auf der Grünen Welle ermöglichen.
Alexa zieht ein
Amazons Alexa soll kurz nach dem Marktstart in den A3 einziehen, ebenso wie die kabellose (!) Anbindung des Smartphones via Apple CarPlay oder Android Auto, auch wird es den sogenannten „Connect-Schlüssel“ geben, der das Ent- und Verriegeln sowie den Motorstart per Smartphone ermöglicht.
In den Automatik-Versionen ersetzt ein schicker „Mini-Shifter“ den bisherigen Wählhebel. Und zum Thema Nachhaltigkeit lässt Audi wissen, dass bei den Sitzbezügen recycelte PET-Flaschen zum Einsatz gelangen.
Das Motorenangebot bleibt zum Marktstart überschaubar. Benziner-affine Kunden können den A3 35 TFSI wählen, mit 1,5 Litern Hubraum, 110 kW/150 PS, einem Verbrauchsschnitt von 5,1 – 4,8 l/100 km, Zylinderabschaltung und manuellem Sechsgang-Schaltgetriebe. Für die Diesel-Fraktion steht der 2.0 TDI bereit: Im A3 30 TDI leistet er 85 kW/116 PS und ist ebenfalls mit Sechsgang-Schaltung kombiniert. Als A3 35 TDI entwickelt er 110 kW/150 PS, die Antriebskräfte werden von einer Siebengang S-tronic an die Vorderräder übertragen.
Sowohl der Benziner als auch der Diesel sind allerdings nur nach Euro 6d-Temp klassifiziert. Anzunehmen ist, dass nach den Werksferien im August ein Update auf Euro 6d erfolgt, es kann sich also lohnen, noch etwas zuzuwarten.
Mildhybrid in Sicht
Nicht mehr lange wird es auch dauern, bis der A3 35 TFSI (110 kW/150 PS) mit S-tronic das Programm ergänzt, er arbeitet mit einem 48-Volt Mildhybrid-System sowie Riemenstarter-Generator und soll bis zu 40 Sekunden mit abgeschaltetem Motor „segeln“ können. Außerdem folgt zeitnah das Einstiegsmodell A3 30 TFSI mit Einliter-Dreizylinder-Benziner (81 kW/110 PS).
Im Lauf des Jahres werden ein Plug-in-Hybrid mit zwei Leistungsstufen und einer E-Reichweite bis zu 60 Kilometern, der erdgasbetriebene g-tron, der 228 kW/310 PS starke S3 Sportback sowie allradgetriebene quattro-versionen nachgeschoben. 2021 dürfte dann das Spitzenmodell RS3 kommen, mit über 400 PS leistungsfähigem 2,5-l-Fünfzylinder-Benziner. Auch weitere Dieselversionen sind avisiert. Ein rein batterieelektrischer A3 analog zum e-Golf ist nicht vorgesehen.
Alle A3-Modelle ab 110 kW/150 PS bekommen eine Vierlenker-Hinterachse, ein elektronisch geregeltes Fahrwerk kostet 1130 Euro extra.
Dass es dem A3 nicht an Assistenzsystemen mangeln würde, war erwartbar. Die meisten Fahrhelfer kosten allerdings extra, der adaptive Abstandstempomat beispielsweise (580 Euro), die Rückfahrkamera (410 Euro), das Head-up-Display (800 Euro) oder der Spurwechselwarner mit Querverkehrsassistent und Ausstiegswarnung (530 Euro). Serienmäßig tun der Notbremsassistent Audi pre sense, ein Spurverlassenswarner und ein Ausweichassistent Dienst.
Auch preislich Premium
Dass sich der A3 in der Premium-Tarifzone bewegt, wird beim Blick in die Preisliste klar. Der künftige Einsteiger A 30 TFSI kommt auf 26.800 Euro, das Noch-Basismodell A3 35 TFSI auf 28.900 Euro, mit einer Serienausstattung, die zwar Klimaanlage, digitales Kombiinstrument, Multifunktionslenkrad und Digitalradio umfasst, ansonsten aber eher spärlich ausfällt. Wer eine der besseren Ausstattungsvarianten (advanced, S line) wählt und dann noch Sitzheizung, elektrische Heckklappe, Matrix-Licht, Navi und ein paar Assistenzsysteme dazubucht, hat leicht und locker das 40.000-Euro-Limit gerissen.
Ulla Ellmer
Audi A3 Sportback in Kürze:
Wann er kommt: Verkaufsstart im März, Auslieferung ab Mai
Wen er ins Visier nimmt: Mercedes A-Klasse, BMW 1er
Was ihn antreibt: 1,5-l-TFSI-Vierzylinder-Benziner mit 110 kW/150 PS, 2.0-TDI-Vierzylinder-Diesel mit 85 kW/116 PS und 110 kW/150 PS
Was er kostet: Ab 28.900 Euro
Was noch folgt: Einliter-Dreizylinder-Benziner mit 81 kW/110 PS (A3 30 TFSI), 1,5-l-Vierzylinder-Turbobenziner mit 48-Volt-Bordsystem (A3 TFSI MHEV). Plug-in-Hybride, Erdgasvariante g-tron, quattro-Modelle, sportlicher S3 und RS3. Viertürige Limousine