Fahrbericht: Audi A3 Sportback 35 TFSI S-tronic
12.3.2021, 20:04 UhrWie er aussieht: Wenn man so will, ist der A3 der Golf von Audi. Wie der Wolfsburger Bruder, aber auch wie Skoda Octavia und Seat Leon ist er aus dem Modularen Querbaukasten (MQB) des Volkswagen-Konzerns konstruiert. Innerhalb der Geschwisterreihe spielt der 4,34 Meter lange A3 die Premium-Rolle. Sachlich tritt er auf, aber nicht fad, knackig scharfkantig, aber nicht halbstark. Der Nachname "Sportback" ist dem Fünftürer vorbehalten, alternativ gehört auch eine viertürige Limousine zur Modellfamilie.
Wie er eingerichtet ist: Seinen Premium-Anspruch untermauert der A3 mit der Audi-typisch perfekten Verarbeitung und der Verwendung feiner Materialien. Dass – je nachdem, welche Sitzgarnitur man bestellt – bis zu 45 PET-Flaschen geschreddert, eingeschmolzen, gehäckselt und dann zu Fasern umgearbeitet wurden, tut dem Edel-Ambiente keinen Abbruch. Unser Testwagen war mit Sportsitzen möbliert, sie vermitteln guten Seitenhalt, geben sich straff gepolstert und gleichzeitig bequem.
Eine Augenweide ist der Armaturenträger. Unbescheiden große Luftauslässe flankieren das serienmäßig verbaute Digital-Instrumentarium, rechts davon wendet sich ein 10 Zoll großer, sauber ins Instrumentenboard integrierter Touchscreen dem Fahrer respektive der Fahrerin zu. Bei aller Funktionalität wirkt diese Komposition auch ungemein hochwertig.
Anders als der Golf übertreibt es der A3 nicht mit der Fokussierung aufs Touchen und Sliden. Denn wir finden tatsächlich noch diverse Taster, die uns direkt zu den Bereichen Klimatisierung, Sitzheizung oder zu den Fahrmodi führen. Daneben nimmt der Ingolstädter Kompakte bereitwillig handschriftliche und verbale Anweisungen entgegen. Auf Wunsch fährt auch Amazons Alexa mit. Und besonders gut gefallen hat uns der kleine, berührungsempfindliche Knopf, der neben dem schicken Mini-Shifter für den Doppelkuppler sitzt und über den sich mit kreisendem Finger die Lautstärke des Audiosystems regeln lässt – sehr bequem übrigens auch von der Beifahrerseite aus.
Wie viel Platz er hat: Vorne sitzt man gut, komfortabel und eher sportlich-tief, hinten geht es deutlich enger zu, vor allem der mittig positionierte Hinterbänkler weiß nicht so recht, wohin mit seinen Beinen.
Der funktionell zugeschnittene Kofferraum besitzt einen variablen Ladeboden, 380 bis 1200 Liter entsprechen den klassenüblichen Dimensionen. Wir empfehlen neben der elektrischen und auch per Fußgeste zu steuernden Gepäckraumklappe (360 Euro) das Ablage- und Gepäckraumpaket (200 Euro), zu dem unter anderem ein Gepäckraumnetz und eine 12-Volt-Steckdose im Kofferraum gehören. Die Rücksitzlehne lässt sich im Verhältnis 40:60 umklappen, wer eine dreigeteilte Lösung (40:20:40) anstrebt, zahlt 200 Euro extra.
Was ihn antreibt: Ein laufruhig-kultivierter 1,5-l-Vierzylinder-Benziner, der 110 kW/150 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 250 Newtonmetern bereitstellt. Speziell im A3 35 TFSI mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ist dieser Turbo Teil eines Mildhybridsystems mit 48-Volt-Bordnetz und Riemenstartergenerator (RSG). Was das bedeutet, weiß der Auto-Interessierte: Beim RSG handelt es sich letztlich um einen Mini-Elektromotor, der beim Anfahren und beim Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlregionen unterstützt – im Falle des 35 TFSI mit 9 kW Extra-Leistung und 50 Newtonmetern zusätzlichem Boost.
Die ergänzende Portion Power spürt man tatsächlich: Der 35 TFSI geht deutlich energischer zur Sache, als es seine 150 PS vermuten lassen, vor allem im "Dynamic"-Fahrmodus kommt eine erfreuliche Munterheit auf. Das Doppelkupplungsgetriebe heißt bei Audi "S-tronic", es lässt sich auch über Lenkradpaddles handhaben und wechselt die Gänge fabelhaft sanft und schnell.
Beim Bremsen wird Energie in einen kleinen Lithium-Ionen-Akku unter dem Beifahrersitz zurückgespeist. Der solcherart abgespeicherte Strom kommt - damit schließt sich der Kreis - dann wieder den Beschleunigungsvorgängen zugute. Zudem ermöglicht er es dem A3, bei konstanter Fahrt in den emissionsfreien "Segel"-Betrieb zu wechselt, der Verbrenner schaltet sich in diesen Phasen ab.
Der 150-PS-Motor ist auch ohne Mildhybridsystem und dann in Kombination mit Sechsgang-Handschaltung zu haben. Der Kunde spart in diesem Fall 2000 Euro.
Nicht zu verwechseln ist der Mildhybrid mit dem Plug-in-Hybriden 35 TFSI-e.
Wie er sich fährt: Toll – fahrdynamisch kompetent, neutral und auch bei höheren Kurvengeschwindigkeiten schwer aus der Ruhe zu bringen. Die Lenkung arbeitet ebenso präzise wie feinfühlig, das Fahrwerk zeigt eine krisenfeste Tendenz zur Straffheit, die sich noch verstärkt, wenn der bereits erwähnte Dynamic-Modus angesteuert wird. Wir gaben dem Comfort-Programm den Vorzug, unser mit Adaptivfahrwerk (1130 Euro) ausgestatteter A3 zeigte dann mehr Milde und bügelte verrunzelten Asphalt verbindlicher aus.
Im Efficiency-Modus wiederum stellen sich die Vitalfunktionen in den Dienst – man ahnt es – bestmöglicher Effizienz. Etwas sedierter wirkt der A3 dann, aber vor allem in der Stadt noch immer sehr umgänglich.
Was er verbraucht: 5,0 bis 4,8 l/100 km, sagt das Datenblatt. Lässt sich machen, speziell im Efficiency-Modus. Realistischer sind aber Werte um 6,5 l/100 km. Und als wir den 150 Pferden auf der Autobahn die Sporen gegeben haben, waren 9,4 l die Quittung.
Was er bietet: Wir gucken bei Audi in die Preisliste, und da sehen wir unter dem Punkt "Serienausstattung" noch nicht recht viel: 17-Zoll-Aluräder, LED-Scheinwerfer, digitales Kombiinstrument, Klimaanlage, MMI Radio mit Bluetooth-Schnittstelle, digitalem Empfang und Sprachdialogsystem, außerdem einen Spurverlassenswarner und einen Abbiegeassistenten.
Für das Allermeiste – und da gibt es viel zu entdecken - muss der Käufer Geld in die Hand nehmen: Für die Klimaautomatik (590 Euro) ebenso wie für die Sitzheizung (340 Euro), die hervorragenden Matrix-Scheinwerfer (1590 Euro), das Businesspaket mit Navi, großem Virtual Cockpit und Tempomat (2250 Euro) oder für das große Assistenzpaket (3030 Euro), zu dem die MMI Navigation plus, Fernlicht-, Park-, adaptiver Fahr- und Geschwindigkeitsassistent sowie eine kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung zählen.
Was er kostet: Ab 31.400 Euro. Unser spendabel mit Extras versehener Testwagen in "advanced"-Ausstattung kam auf 48.015 Euro. Da kann man schon schlucken.
Einen näheren Blick ist das Sondermodell "Edition One" wert, das im Falle des A 35 TFSI auf 37.200 kommt, die mittlere Ausstattungslinie "advanced" als Basis nimmt und beispielsweise das S-line-Interieur, die Matrix-LED-Scheinwerfer inklusive dynamischen Blinklichts und das Ambiente-Lichtpaket mitbringt.
Was wir meinen: Der A3 A 35 TFSI Sportback ist ein famoses Fahrzeug – toll anzusehen, toll zu fahren. Mehr Premium in der Kompaktklasse geht nicht. Das lässt sich der Ingolstädter aber auch beim Preis anmerken.
Ulla Ellmer
Die Daten des Audi A3 Sportback 35 TFSI S-tronic
Hubraum 1498 ccm, Zylinder 4, Leistung 110 kW/150 PS bei 5000 - 6000/min, max. Drehmoment 250 Nm bei 1500 - 3500/min, Spitze 224 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 8,4 sec, Normverbrauch innerorts 6,1 – 5,9, außerorts 4,4 – 4,1, kombiniert 5,0 – 4,8 l S/100 km, Testverbrauch 6,5 l S/100 km, CO2-Emission 114 - 109 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-ISC-FCM, Energie-Effizienzklasse A, Länge 4,34 m, Breite 1,82 m (ohne Außenspiegel), Höhe 1,45 m, Kofferraum 380 - 1200 l, Kraftstoff-Tank 50 l, Leergewicht 1320 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1875 kg, Anhängelast 1500 kg (gebremst), 690 kg (ungebremst). 7-G-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 14 (KH), 20 (VK), 21 (TK). Preis ab 31.400 Euro.