Erlangen: Die schwierige Rückkehr in die Schule
18.4.2020, 06:00 UhrNormalerweise würde am Montag nach den Osterferien die Schule losgehen, aber es sind Corona-Zeiten und daher läuft der Betrieb im Freistaat erst eine Woche später ganz langsam wieder an. Dieser "bayerische Weg" kommt in Erlangen aber nicht bei allen gleich gut an.
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Eltern, Lehrer und Schulleiter sind nicht immer einer Meinung; auch die von der Staatsregierung getroffenen Regelungen zur Schulöffnung beurteilen sie jeweils (etwas) unterschiedlich. Wie berichtet, kehren am 27. April unter besonderen Abstands- und Hygieneregeln zunächst Abschlussklassen in den Unterricht zurück, ab 11. Mai folgen voraussichtlich Schüler, die im nächsten Jahr die Schule verlassen. Ob Jüngere vor den Sommerferien überhaupt noch in die Schule gehen können, ist offen.
Genau an dieser Stelle setzt Monika Roemer-Girbig mit ihrer Kritik an. Als Vorsitzende des Kreisverbandes Erlangen/Erlanger Land des Bayerischen Elternverbandes (BEV) kennt sie die Sorgen vieler Berufstätiger, die nicht wissen, wie sie die Kinderbetreuung in den nächsten Wochen und womöglich Monate sicherstellen können. Zwar soll die Notbetreuung ausgebaut werden, doch die regulären Kitas bleiben erst einmal bis auf Weiteres geschlossen. "Die Eltern sind ganz schön im Stress, wenn sie arbeiten müssen", sagt daher die Elternvertreterin. Zuhause wird letztlich wohl der Elternteil bleiben, der weniger verdient, oftmals sind das die Mütter. Darin verbirgt sich für Roemer-Girbig die Gefahr eines "gesellschaftlichen Rückschrittes", für etliche Frauen ginge es wieder zurück zu "Heim und Herd". Das sehen die Vorsitzende und ihr Kreisverband "sehr kritisch".
Freiwillige Basis?
Schulbesuch auf freiwilliger Basis möchte der Landesverband Bayern der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wohl nicht, aber auch die Lehrervertretung macht wie der BEV auf das soziale Ungleichgewicht aufmerksam, das durch die aktuelle Lage noch vergrößert werden dürfte. "Es gibt Familien ohne PC", sagt der aus Erlangen stammende GEW-Landesvorsitzende Anton Salzbrunn, "deren Kinder können die Aufgaben gar nicht erledigen." Daher sei es notwendig, alle Schüler, die zuhause von den Lehrern digital unterrichtet werden, mit einheitlichen Endgeräten auszustatten. Die schrittweise Öffnung der Schulen selbst hält die GEW für sinnvoll, allerdings müssten in allen Bereichen die erforderlichen Hygiene-, Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen gewährleistet werden.
Dass sich die Vorgaben wie etwa kleinere Unterrichtsgruppen in geteilten Teams oder Mindestabstandsregeln in den Bildungseinrichtungen umsetzen lassen, daran zweifeln die Verantwortlichen indes nicht. "Räumlich und logistisch werden wir das hinbekommen", sagt daher Siegfried David, der Fachliche Leiter des Staatlichen Schulamtes im Landkreis Erlangen-Höchstadt und in der Stadt Erlangen. Wie genau das dann in den Schulen aussehen wird, erarbeitet das Amt mit den Schulleitern in den nächsten Tagen und Wochen.
Zwar gibt es am Marie-Therese-Gymnasium (MTG) kaum oder keine Familien, die sich finanziell keine elektronischen Geräte leisten könnten, aber doch auch Schüler, die besondere Beachtung brauchen. "Wir versuchen Schüler, die beim Lernen mehr Schwierigkeiten haben, etwa durch Telefonsprechstunden noch mehr zu unterstützen", sagt Schulleiterin Reane Strübing. Zudem ist sie sich sicher, dass die Kinder und Jugendlichen, wenn sie in die Schule zurückkehren, mit Hilfe der Lehrer mögliche Wissenslücken wieder schließen können.
Für Strübing ist der von der Staatsregierung gewählte Weg auf jeden Fall "genau richtig" und eine "kluge Entscheidung". Die Vorbereitungen für die Rückkehr der Abiturienten am 27. April und weiterer Schüler in einigen Wochen laufen auf Hochtouren, Strübing und ihr Team haben bereits ein Konzept, wie und wo man die Schüler unter Einhaltung aller Bestimmungen unterrichten kann.
An der Umsetzung der vom Kultusministerium präzisierten Richtlinien arbeitet auch das Referat für Bildung, Kultur und Jugend. Die zuständige Erlanger Ressortleiterin Anke Steinert-Neuwirth ist mit der nun gefundenen Regelung ebenfalls mehr als zufrieden. Die erforderlichen Maßnahmen wie Abstandsgebot etc. hält sie für machbar, sowohl räumlich als auch zumindest zunächst personell. "Es ist ja am Anfang nur ein Bruchteil der Schüler in den Einrichtungen", sagt sie, "da gehe ich davon aus, dass wir das alles gut hinbekommen".
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